Filmkritik zu “The Loft” (2014)

Hollywoods erfolgshungrige Produzenten blicken gerne einmal über den Rand ihres Teiches und strecken die Fühler nach Kassenschlagern aus Europa und Asien aus. Dabei wird bisweilen gleich der Regisseur des Originals mit eingekauft, ihm ein größeres Budget in die Hand gedrückt und auf Schlangen an der Kinokasse spekuliert. Dies widerfuhr nun auch dem flämischen Blockbuster „Loft“ von 2008.

Inhalt von Filmkritik zu “The Loft” (2014)

Hollywoods erfolgshungrige Produzenten blicken gerne einmal über den Rand ihres Teiches und strecken die Fühler nach Kassenschlagern aus Europa und Asien aus. Dabei wird bisweilen gleich der Regisseur des Originals mit eingekauft, ihm ein größeres Budget in die Hand gedrückt und auf Schlangen an der Kinokasse spekuliert. Dies widerfuhr nun auch dem flämischen Blockbuster „Loft“ von 2008.

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Eines vorne weg: wer das Original bereits gesehen hat, wird sich in jedem einen Besuch im Kino sparen können. Das Remake, im Titel einzig erweitert um ein „The“, entspricht eins zu eins dem Original. Gleiches gilt übrigens auch für diejenigen, die bereits das holländische Remake von 2010 gesehen haben. Einzig wer unbedingt Karl Urbans halbnackten Astralkörper sehen möchte, könnte dann dem Film noch etwas abgewinnen.

Regisseur Eric van Looy hatte nun also zum dritten Mal Gelegenheit das, handlungstechnisch gut konstruierte, Drehbuch aus der Feder von Brian de Pauw mit einem eingespielten Team zu inszenieren. Der Inszenierung ist diese Routine durchaus anzumerken. Fast ein wenig zu sehr. Die Vorbilder Michael Mann und Brian de Palma scheinen deutlich durch. Wo allerdings Michael Manns klare Optik, wie in Public Enemies, Heat, Miami Vice, Collateral und in Bälde mit Blackhat, sich immer nah am Geschehen bewegt und den Zuschauer mitten in die rasanten Ereignisse zieht, drückt sich dies in „The Loft“ all zu oft in unglaublicher Nähe, gepaart mit Kamerabewegung an leicht lädiertem Wangenknochen entlang, an der kaum vorhandenen Mimik der männlichen Hauptdarsteller aus.

Gelebter Chauvinismus und seine Folgen

„The Loft“ leidet gerade an dem männlichen Cast gewaltig. Möglicherweise hätte es dem Film besser zu Gesicht gestanden, wenn er, statt mit Karl Urban in einer der Hauptrollen, doch mit Patrick Wilson (Insidous 1 und 2) realisiert worden wäre, aber der Mime mit einer Vorliebe für Spukgeschichten warf zu Beginn der Dreharbeiten bereits das Handtuch. Sicherlich lässt sich ein Teil des schwachen Schauspiels der Darsteller der 4,5 Chauvinisten in einer der sich überschlagenden Wendungen im letzten Drittel des Filmes erklären, nicht desto trotz bestechen sie leider hauptsächlich mit durchgehend leicht geöffneten Mündern und einer Mimikbandbreite weit unter Nicolas Cage Niveau. Auch der weiblichen Cast der Charaktere in Form der Ehefrauen und Geliebten bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück und so fehlt dem Film ein sehr wichtiges Element: es kommt nicht im Ansatz zu einer Identifikation mit den Protagonisten auf. Dem Zuschauer ist es letztlich völlig egal, was mit ihnen passiert.

Eine Handlung zwischen Überschlagung und Beliebigekeit

Dabei passiert in „The Loft“ eigentlich eine ganze Menge. Alles beginnt mit einem Sturz aus dem Fenster des namensgebenden Lofts. Selbiges entpuppt sich in den ersten Minuten des Films als Spielwiese von fünf Freunden. Dies sind, bis auf den Psychologen Chris (James Mardsen), eine Ansammlung von Chauvinisten erster Güte. Geeint wird diese Bande durch eine gemeinsame Vorliebe für Untreue zu ihren Ehefrauen. Da passt es gut, dass Architekt Vincent (Karl Urban) gerade ein Bauprojekt abgeschlossen hat und zu einem günstigen Preis, ohne verdächtige Abrechnungen, Zugriff auf das Loft des gerade hochgezogenen Luxusbaus hat. Auf der Hochzeit von Chris Halbruder Philip (Matthias Schoenaerts) schließen die Fünf einen Pakt, jeder erhält einen Schlüssel zum Loft und kann dort seinen Ausschweifungen frönen. Diese „Idylle“ wird jäh durch die Leiche einer jungen Frau im blutbesudelten Bett des Luxusapartments gestört. Aber nicht genug, dass die Freunde ihre Ehefrauen betrügen, nein, sie müssen auch in fast jeder Szene des Films ihre negativen Seiten zeigen und Frauen exakt soviel Wertschätzung entgegenbringen wie es sich für waschechte Chauvinisten gehört. Einzig der „Goodguy“ des Films in Form von Chris bleibt davon halbwegs verschont. Der darf dafür hin und wieder einmal die Stimme der Vernunft spielen, ein wenig moralisch aufblitzen und darstellen, dass die psychologische Ausbildung seiner Vorgeschichte wohl nicht unter Druck einsetzbar ist.

Chauvinismus und geringe Wertschätzung an sich und seine Umwelt zieht sich im Verlauf des Films als roter Faden durch die überkonstruierte Handlung und äußert sich dabei übrigens nicht nur in den männlichen Hauptrollen. Auch ein Teil der weiblichen Charaktere besticht durch Unsicherheit und fällt somit dem Klischee entsprechend exakt in das Beuteschema der Schürzenjäger.

Zu viele Hasen aus dem Hut verderben den Trick

Wenn der Film nicht gerade jede sich bietende Gelegenheit nutzt die negativen Charaktereigenschaften und Probleme der männliche Rollen zu betonen — diese reichen von drogeninduzierten Psychosen, Größenwahn, Trunksucht und einer ganzen Reihe weiterer Komplexe — versucht er einen kompliziert gestrickten Thriller um Freundschaft, Untreue und Verrat aufzubauen. Aber auch hier verfällt er zunächst in Vor- und Rückblenden, die etwa ab der Hälfte in zig aus dem Hut gezauberter Hasen münden. Zwar werden diese immer wieder halbwegs schlüssig erklärt, aber die unzähligen Wendungen und Neuinterpretationen von bereits gezeigten Szenen nehmen dem Film leider viel an Glaubwürdigkeit. So entpuppt sich der Thriller „The Loft“ als ein Film, der viel schlauer sein möchte, als er offensichtlich ist, zu wenig Spannung aufbaut und letztlich an sich, seiner Umsetzung und seinen Darstellern scheitert.

Auch Publisher Universal Pictures scheint „The Loft“ nicht all zu viel zugetraut zu haben. Universal behandelte sein Werk ein wenig wie ein ungeliebtes Stiefkind. Die Dreharbeiten waren bereits im Sommer 2011 abgeschlossen. Hier im Kino wird der Streifen erst im am 11. Dezember zu sehen sein.

Fazit

Wer unbedingt mal wieder Prison Break’s Wentworth Miller ausdrucksloses Gesicht oder eben Karl Urban in halbnackt sehen möchte, könnte zumindest nicht „The Loft“ verlassen ohne irgendwie enttäuscht zu sein. Zwar eignet sich der Film immer wieder zum Miträtseln — und ein aufmerksamer Zuschauer wird sich dabei über die unfähigen Ermittler wundern — aber auch dieser Spaß wird gen Ende durch die Wendungen etwas verdorben. Der Rest wird „The Loft“ kaum etwas positives abgewinnen können.

“The Loft” erhält einen von fünf möglichen Sternen. *

Filmkritik von Julius, 25.11.2014

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