Am 24. Juni soll “A Quiet Place 2” nun endlich in die Kinos kommen. Hier ist unsere Kritik.
Inhalt von „A Quiet Place 2“ Filmkritik – Leise rieselt das Blut
von Heiner Gumprecht | 19.05.2021
Am 24. Juni soll “A Quiet Place 2” nun endlich in die Kinos kommen. Hier ist unsere Kritik.
Bild:”A Quiet Place 2″ (c) Paramount Pictures
Am 12. April 2018 kam John Krasinskis Horrorthriller „A Quiet Place“ in die Kinos und eroberte die Herzen von Filmkritikern und Kinogängern gleichermaßen. Die beklemmende Atmosphäre, das geschickte Spiel mit der Geräuschkulisse und die hervorragenden Darsteller machten den US-amerikanischen Film direkt zum Pflichtbesuch für alle Fans des Genre. Jetzt, gute zwei Jahre später, beweist Krasinski, dass es durchaus möglich ist, mit einer Fortsetzung in die Fußstapfen des Vorgängers zu treten, ohne genau den gleichen Weg zu beschreiten.
Zur Handlung
Der Nachfolger zum 2018er-Horrorhit erzählt die Geschichte genau dort weiter, wo der Vorgänger in die Credits übergegangen ist. Nach den schrecklichen Ereignissen im Haus der Abbotts muss Mutter Evelyn (Emily Blunt) zusammen mit ihren Kindern ein neues, sicheres Versteck suchen. Die postapokalyptische Welt ist natürlich kein geeigneter Ort für ihr neugeborenes Baby, weswegen die kleine Familie von Glück sprechen kann, auf einen ehemaligen Nachbarn zu treffen, der den Angriff der geräuschempfindlichen Aliens ebenfalls überlebt hat. Auch wenn dieser nicht sonderlich glücklich über seinen ungebetenen Besuch ist.
Tochter Regan (Millicent Simmonds) ist mittlerweile überzeugt davon, dass ihr Vater bei der Suche nach anderen Überlebenden auf der richtigen Spur war und der Trick, welchen sie am Ende von Teil 1 angewendet hat, um die mysteriösen Kreaturen zu schwächen, sich auch im größeren Umfang durchführen lässt. Sie macht sich selbstständig auf die Suche nach anderen Menschen, die bereit sind, zurückzuschlagen. Während sie zusammen mit ihrem ehemaligen Nachbarn eine heiße Spur verfolgt, müssen die restlichen Familienmitglieder um ihr Leben bangen, da ihr neuer Unterschlupf von einigen der außerirdischen Aggressoren entdeckt wurde.
A Quiet Place 2 – Eine Kritik
Um der Geschichte in „A Quiet Place 2“ folgen zu können, müsst ihr den Vorgänger nicht gesehen haben, auch wenn ein gewisses Vorwissen natürlich dabei hilft, einige Anspielungen zu verstehen. Worum es grundsätzlich geht, welche Ereignisse im ersten Film relevant waren und quasi alle anderen Eckpfeiler der Geschichte werden jedoch geschickt in die Handlung verwoben. Dadurch dürfte es Neulingen leicht fallen, sich in der Welt von Familie Abbott zurechtzufinden, während solche unter euch, die den Vorgänger bereits kennen, nicht im Dauertakt mit doppelten Erklärungen gelangweilt werden.
Stattdessen gibt es einen Einblick in die Zeit vor der Apokalypse. Diese Rückblende in ein früheres Leben ist jedoch verhältnismäßig kurz und dient lediglich einem besseren Verständnis für das, was noch kommt. Sie widerspricht weder dem, was wir bereits wissen, noch nimmt sie auch nur eine Minute mehr in Anspruch als ihr Zweck sie berechtigt. Diese neuen Informationen erhaltet ihr zu Beginn des Films, quasi als Trennwand zwischen Teil 1 und Teil 2, bevor sich das Werk wieder komplett der aktuellen Geschichte widmet und nicht wieder von dieser abweicht.
Obwohl „A Quiet Place 2“ ein neues Kapitel im Überlebenskampf der Familie Abbott darstellt, hält sich der Film von John Krasinski an die Stärken des Vorgängers, ohne diese jedoch als unverändertes Mittel durchgehend zu nutzen. So ist die Fortsetzung im Vergleich zum Vorgänger gleichsam düster und bedient sich ebenfalls einer unheimlichen, bedrückenden Atmosphäre, getragen von Schauspielern, die ihre Figuren hervorragend darstellen und es dem Zuschauer leicht machen, mit den Charakteren zu leiden. Doch abseits davon expereimentieren die Schöpfer dieses Werks mit neuen, interessanten Ansätzen und erweitern das Erlebnis um einige spannende Faktoren.
Bild: Szene aus “A Quiet Place 2” (c) Paramount Pictures
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Zusätzlich versucht sich Teil 2 insofern von der Vorgeschichte abzuheben, als dass die Handlung ab einem gewissen Punkt in zwei verschiedene Stränge aufgeteilt wird. So begleitet man zum einen Töchterchen Regan bei ihrer Suche nach anderen Überlebenden und wird Zeuge von den Gefahren, die die postapokalyptische Welt für Wanderer bereithält, während zum anderen Sohnemann Marcus (Noah Jupe) mit dem neugeborenen Baby auf sich alleine gestellt ist. Dieser muss sich gleichzeitig vor den außerirdischen Monstern verstecken, als auch darauf achten, dass sein kleiner Bruder nicht zu laut wird.
Beide Storyfäden entpuppen sich dabei als spannend und clever durchdacht, voller kleiner Details, die das Gesehene angenehm abrunden. Genau wie in „A Quiet Place“ aus dem Jahr 2018 sollte der geneigte Zuschauer aber auch bei der Fortsetzung davon absehen, zu stark über manch einen Part des Plots nachzudenken. Der Horrorfilm, dessen Release wegen des Ausbruchs von SARS-CoV-2 verschoben werden musste, hat durchaus einige kleine Logiklöcher und Probleme damit, jedes Detail anschaulich zu erklären. Doch für das, was er zeigen und aussagen möchte, macht er fast nichts bis äußerst wenig falsch.
Wie schon angedeutet ist die schauspielerische Leistung der Darsteller wieder einmal enorm und verdient an dieser Stelle besonderes Lob. Neben Emily Blunt („Sicario“, „Edge Of Tomorrow“), die es hervorragend versteht, eine Mutter an der Grenze ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit zu spielen, sind es vor allen Dingen Noah Jupe („Le Mans 66″) und Millicent Simmonds, die ihre Parts grandios umsetzen. Cillian Murphy („Dunkirk), der als Nachbar Emmet zu dem Cast stößt, spielt zwar ebenfalls gut, geht neben der Jungdarstellerin Simmonds aber unter. Kunststück, ist seine Rolle doch bei Weitem nicht so gut ausgearbeitet wie die des tauben Mädchens.
Und natürlich sollte noch einmal gesondert erwähnt werden, wie fantastisch die Geräuschkulisse in diesem Film ist. Dabei besticht vor allen Dingen die Idee, einige Szenen ganz normal darzustellen, während andere die besondere Wahrnehmung von Tochter Regan veranschaulichen sollen und den Kinosaal in fast absolute Stille tauchen. Beide Herangehensweisen für sich sind gut bis erstklassig umgesetzt worden, im Wechselspiel zueinander entfalten sie jedoch eine ganz besondere Wirkung, die dem Werk noch einmal einen gehörigen Mehrwert einbringt.
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Fazit
Vielleicht sollte über einige Details des Plots nicht zu sehr nachgedacht werden. Wer diese Herangehensweise jedoch erfolgreich unterdrückt, wird mit einem spannenden, clever durchdachten und äußerst interessant präsentierten Werk belohnt, das durch eine düstere Atmosphäre, viele kleine Details und Schauspieler besticht, die in „A Quiet Place 2“ zu Höchstform auflaufen. Die knapp 105 Minuten vergehen wie im Flug und wenn überhaupt, gibt es lediglich etwas an dem Abschluss auszusetzen, der, genau wie im Vorgänger, zu plötzlich kommt und definitiv zu unbefriedigend ist. Ansonsten darf das Werk von John Krasinski Horrorfans vorbehaltlos empfohlen werden.
Bewertung: 4/5****