Es kommt relativ oft vor, dass sich Filmemacher*innen daran versuchen, die weltberühmte und ebenso erfolgreiche James-Bond-Filmreihe zu kopieren, zu persiflieren oder sogar zu übertreffen, doch nur selten sind diese Projekte von Erfolg gekrönt. Matthew Vaughn ist es hingegen 2014 mit Kingsman: The Secret Service gelungen, indem er die Prämisse mit einem sympathischen Helden, cooler Action und sehr viel Humor aufgewertet und damit etwas ganz Eigenes kreiert hat.
Inhalt von „The King´s Man: The Beginning“ Filmkritik: Die düstere Vorgeschichte zu Kingsman
von Heiner Gumprecht | 14.12.2021
Es kommt relativ oft vor, dass sich Filmemacher*innen daran versuchen, die weltberühmte und ebenso erfolgreiche James-Bond-Filmreihe zu kopieren, zu persiflieren oder sogar zu übertreffen, doch nur selten sind diese Projekte von Erfolg gekrönt. Matthew Vaughn ist es hingegen 2014 mit Kingsman: The Secret Service gelungen, indem er die Prämisse mit einem sympathischen Helden, cooler Action und sehr viel Humor aufgewertet und damit etwas ganz Eigenes kreiert hat.
Bild: Szene aus „The King´s Man: The Beginning“ (2022). ©Twentieth Century Fox
Es dürfte also niemanden wirklich gewundert haben, als bereits 2017 die Fortsetzung Kingsman: The Golden Circle in die Kinos kam, ein Film, der zwar nicht an den Erfolg des Erstlings anknüpfen konnte, aber immer noch so beliebt sowie finanziell zufriedenstellend war, dass die Entscheider*innen bei Walt Disney bekannt gegeben haben, das Franchise um viele weitere Filme und sogar eine Serie zu erweitern.
Den Grundstein für dieses ambitionierte Projekt soll nun die Vorgeschichte The King´s Man: The Beginning legen, welche planmäßig am 06. Januar 2022 in die Kinos kommt und bei der erneut Matthew Vaughn auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Das Prequel wartet mit großen Namen wie Ralph Fiennes, Tom Hollander und Charles Dance auf und die ersten Trailer versprechen bereits seit einigen Wochen die gleiche Mischung aus Humor, überdrehten Persönlichkeiten und Action wie schon die beiden Vorgänger.
The King´s Man: The Beginning – Eine Kritik
Doch lasst euch von diesen zusammengeschnippelten Ausschnitten nicht täuschen, denn im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen schlägt „The King´s Man“ eine ganz andere Richtung ein und kann nur sehr bedingt mit den Erstlingswerken verglichen werden. Allzu viel Humor und Albernheiten gibt es in diesem Werk nämlich nicht, stattdessen setzen die Verantwortlichen dieses Mal auf eine gehörige Portion Drama und Gesellschaftskritik mit dem erhobenen Zeigefinger.
Die Vorgeschichte ist düster, weitgehend ernst und präsentiert nur selten ordentliche Action. Was natürlich im krassen Kontrast zu dem stehen dürfte, was Fans der Reihe bisher gemocht und nun sicherlich auch wieder erwartet haben. Dabei haben Vaughn und seine drei Co-Drehbuchautoren nicht einmal einen schlechten Job geleistet, wenn es um die Ausarbeitung der Welt und der Figuren geht, ganz im Gegenteil, doch bleibt fraglich, ob sie mit dem neuen Farbanstrich die Gemüter der Kinogänger*innen treffen können.
Bild: Szene aus „The King´s Man: The Beginning“ (2022). ©Twentieth Century Fox
Dafür spricht, dass sie sich äußerst viel Mühe dabei gegeben haben, sinnig sowie teilweise auch überraschend zu erklären, wie der Geheimdienst der Kingsman gegründet wurde und warum man sich dort für das Motiv von Artus und seinen Rittern entschieden hat. Zudem gibt es allerlei Anspielungen, Erklärungen und Easter Eggs mit Bezug auf die ersten beiden Filme und Darsteller*innen, die sich allesamt sichtbar Mühe geben und teilweise sogar weit über Durchschnitt spielen.
Auf der anderen Seite muss bemängelt werden, dass Vaughn seinem eingeschlagenen Weg nicht treu bleibt und die düstere Atmosphäre und den dramatischen Grundton in zwei Szenen komplett durchbricht und auch ignoriert. Diese Kakofonien aus Albernheiten und überdrehter Slapstick beißen sich enorm mit der zuvor und im Anschluss erneut dargebotenen Prämisse und sorgen für starke Disharmonien. Es wirkt, als würden Zuschauer*innen hier zwei grundverschiedene Ansätze für die gleiche Geschichte präsentiert bekommen.
Bild: Szene aus „The King´s Man: The Beginning“ (2022). ©Twentieth Century Fox
Ein weiterer sehr starker Negativpunkt kommt in Form des Antagonisten daher, der blasser und überflüssiger kaum sein könnte. Diese Figur dient lediglich einem einzigen Zweck und hat abgesehen davon so gut wie nichts zu bieten. Seine Motivation ist lächerlich, seine Persönlichkeit hauchdünn und seine große Demaskierung im Finale gleicht einem Schlag ins Gesicht eines jeden Kinogängers, der oder die „The King´s Man“ bis dahin ernst genommen hat.
Stark mit diesem Bösewicht verbunden, aber leider nicht auf diesen beschränkt, sind allerlei Logikfehler, die wie große Löcher in der Textur des Films klaffen und die, Hand in Hand mit den zahlreichen bis zum Schluss unbeantworteten Fragen, dafür sorgen, dass das Werk sich nach Verlassen des Kinos wie ein unfertiges, zusammengeschustertes Produkt anfühlt. Es wirkt, als hätten die Schöpfer*innen dieses Prequels manch eine Idee erst im Nachhinein notdürftig in das Werk implementiert.
Bild: Szene aus „The King´s Man: The Beginning“ (2022). ©Twentieth Century Fox
The King´s Man: The Beginning – Ehre, wem Ehre gebührt
Die zuletzt genannten Kritikpunkte machen Matthew Vaughns neuen Film jedoch nicht per se zu einem schlechten Werk, sie sorgen lediglich dafür, dass das Kinoerlebnis nicht annähernd so hochwertig ist, wie es sein könnte. Zum Ausgleich gibt es jedoch allerlei Proargumente, die euch zumindest daran hindern, dem Geld für das Kinoticket hinterher zu trauern. An erster Stelle seien hier die Actionsequenzen genannt, die wie bereits erwähnt zwar nur in geringer Zahl vorkommen, dafür aber gleich um so mehr Spaß bereiten.
Die Kampfchoreografien und die technischen Aspekte des Films sind äußerst hochwertig umgesetzt worden und abgesehen von ein paar zu vielen Cuts und einem kleinen Fauxpas seitens des Regisseurs gibt es an dieser Stelle eigentlich nichts zu bemängeln. Ganz im Gegenteil, „The King´s Man“ sieht fantastisch aus und überzeugt obendrein mit einem guten Erzählstil und manch einer überraschenden sowie durchaus gelungenen Wendung. Außerdem leisten beinahe alle beteiligten Schauspieler*innen einen meist überdurchschnittlichen Job.
Besonders hervorzuheben ist hier Ralph Fiennes, der in der Hauptrolle des Duke von Oxford eine durchgehend hervorragende Arbeit leistet und seinen Part in dem Werk absolut verstanden hat und entsprechend verkörpert. Alle anderen müssen nicht gesondert erwähnt werden, jedoch gibt es keinen unter den Beteiligten, der oder die sich für die eigene Performance schämen müsste. Von Harris Dickinson habe ich mir persönlich zwar etwas mehr versprochen, doch unterm Strich ist dies eher meiner Vorstellung geschuldet und nicht seiner Leistung.
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Fazit
Es bleibt fraglich, ob Fans der ersten beiden Teile damit einverstanden sind, dass das Prequel so viel düsterer und ernster ist als seine Vorgänger, außerdem ist es äußerst ärgerlich, dass dieser eingeschlagene Weg nicht konsequent beschritten, sondern in zwei Fällen durch unpassende Albernheiten beinahe schon ins Lächerliche gezogen wird. Hinzu kommt ein Bösewicht, der das Niveau der ganzen Produktion nach unten zieht. Sollten euch diese Argumente jedoch nicht stören, dürft ihr euch auf einen technisch und schauspielerisch hochwertig umgesetzten Film freuen.
Bewertung: 3/5***
Bild: Szene aus „The King´s Man: The Beginning“ (2022). ©Twentieth Century Fox