„Black Widow“ Filmkritik: Möge Phase 4 des MCU beginnen

Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) mag im Marvel Cinematic Universe bereits das Zeitliche gesegnet haben, dieser Umstand hält Walt Disney aber nicht davon ab, ihr noch einen späten Solofilm zu schenken, in welchem wir ein wenig mehr über die Ursprünge der Spionin erfahren. „Black Widow“ erscheint planmäßig am 08. Juli 2021 in den deutschen Kinos und spielt nach den Ereignissen in Captain America: Civil War.

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von Heiner Gumprecht | 29.06.2021

Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) mag im Marvel Cinematic Universe bereits das Zeitliche gesegnet haben, dieser Umstand hält Walt Disney aber nicht davon ab, ihr noch einen späten Solofilm zu schenken, in welchem wir ein wenig mehr über die Ursprünge der Spionin erfahren. „Black Widow“ erscheint planmäßig am 08. Juli 2021 in den deutschen Kinos (am 09. Juli auch bei Disney+ mit VIP-Zugang) und spielt nach den Ereignissen in Captain America: Civil War.

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Bild: „Black Widow“ (2021). ©Marvel Studios/Walt Disney

Black Widow: Zur Handlung

Nachdem Romanoff in Civil War die Seite von Captain America gewählt und damit quasi Hochverrat begannen hat, muss sie ihre erstklassige Ausbildung erneut nutzen, um unterzutauchen. Auf der Flucht vor Generalleutnant Ross (William Hurt) zieht sie sich weit ins Niemandsland zurück und hofft, die Sache aussitzen zu können. Doch während das Mitglied der Avengers vor der Vergangenheit davonläuft, holt diese sie ein, nämlich in Form ihrer Ziehschwester und Ex-Kameradin Yelena Belova (Florence Pugh).

Über Yelena erfährt Natasha, dass das Widow-Programm immer noch aktiv und der totgeglaubte Drahtzieher General Dreykow (Ray Winstone) immer noch am Leben ist. Mit einer neuen Technologie kann dieser die Witwen steuern und seinem Willen unterwerfen, damit diese für ihn auf der ganzen Welt Aufträge ausführen, die einem finsteren Zweck dienen. Aufgrund der Gräueltaten, die Dreykow Natasha und Yelena in deren Kindheit angetan hat, entscheiden sich die beiden, den sowjetischen Kriegsverbrecher zu suchen und ein für allemal auszuschalten.

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Bild: „Black Widow“ (2021). ©Marvel Studios/Walt Disney

Black Widow: Eine Kritik

„Black Widow“ ist einer dieser MCU-Filme, die man wirklich und aus tiefstem Herzen mögen möchte, die es einem aber unnötig schwer machen. Und dabei fängt der Film absolut erstklassig an und befördert damit die Hoffnungen und Träume eines Kritikers in höchste Höhen. Die ganze Einleitung des Werks ist düster, packend und vor allen Dingen erstklassig in Szene gesetzt worden und garantiert jedem empathischen Menschen Gänsehaut. Ein Auftakt, der einen interessanten Mix aus Thriller und Drama im Gewand eines Superheldenfilms verspricht.

Danach geht es für einige Zeit auch durchaus gut weiter und Regisseurin Cate Shortland beweist ein Gespür dafür, eine Geschichte langsam und tiefgreifend zu erzählen, ohne die Spannung zu kurz kommen zu lassen. Gerade die Mischung aus typischer MCU-Action, Heldenposen, Humor und eben auch einer gehörigen Portion Dramatik funktioniert für eine Weile beinahe reibungslos. Passend dazu der mysteriöse Bösewicht Taskmaster, der visuell und musikalisch bedrohlich in Szene gesetzt wird.

Ja, „Black Widow“ könnte einer der ganz großen Titel im MCU sein, doch leider kann er das eben beschriebene Niveau nicht einmal bis zur Halbzeit halten. Den Versuch, Charakterentwicklung und Traumataverarbeitung mehr Raum zu geben, in allen Ehren, doch wenn alles andere dabei zu kurz kommt und dann nicht einmal ordentlich mit eingewoben wird, ist die Enttäuschung eigentlich bereits vorprogrammiert.

Sobald die Macher sich darauf konzentrieren, die Geschichte wieder typisch Superhelden-Blockbuster sein zu lassen – mit allem was dazugehört -, werden aus kleinen Logikfehlern ganze Notizblockseiten aus unbeantworteten Fragen und nicht wenige Details ergeben überhaupt keinen Sinn mehr. Der zu Beginn eingeschlagene Weg wird immer weiter verlassen und stattdessen gibt es etwas Gefühl aus der Klischeeschublade, Charaktere, die im Dauertakt ihre Meinung ändern, und nicht selten höchst fragwürdige Entscheidungen.

Was ein guter, düsterer Thriller mit einem Hauch Drama hätte sein können, verfällt leider schnell in ein heilloses Durcheinander aus unnötigen Szenen, höchstens durchschnittlich gut choreografierter Action und Comic-Größenwahn, der zwar zu den Avengers-Filmen passt, hier aber eigentlich völlig fehl am Platz ist. Dieser Umstand wäre nicht halb so schlimm, wenn nicht gleichzeitig auf alle Logik und guten Erklärungen gepfiffen würde. Passenderweise wirkt das Ende höchst erzwungen, was vielleicht auch die Antwort darauf ist, warum urplötzlich sehr schnell sehr viel passiert.

Black Widow MCU Phase 4 Review Filmszene 003Bild: „Black Widow“ (2021). ©Marvel Studios/Walt Disney

Black Widow: Trotzdem nett?

Ich kam bei der Sichtung von „Black Widow“ nicht umhin, mich zu fragen, ob der Stoff nicht besser eine Disney-Plus-Serie wie„WandaVision“, „The Falcon and the Winter Soldier“ und „Loki“ hätte sein sollen. Dadurch wäre mehr Platz vorhanden gewesen, um sowohl Drama als auch Humor und Action nicht zu kurz kommen zu lassen und alle offenen Fäden miteinander zu verknüpfen. Durch die beschränkte Screentime eines Kinofilms ist dies nämlich nicht passiert.

Und gerade zum Schluss von Shortlands Film wird klar, dass dies definitiv die bessere Lösung gewesen wäre und mindestens ein bis zwei Verantwortliche bei Marvel mit dieser Idee gespielt haben müssen. Nun ist es aber wie es ist und damit müssen wir uns wohl abfinden. Was nicht heißt, dass „Black Widow“ per se ein schlechter Film ist. Für eine Comicverfilmung ist das Werk durchaus passabel und wer die Kunst beherrscht, das Gehirn auf Durchzug zu schalten, wird sicherlich glücklich.

Es ist aber eben auch enttäuschend, wie viel Potenzial hier verschwendet wurde und wie viele Leerläufe und Szenen die ins Nichts führen die Handlung in die Länge strecken, während gleichzeitig eine solch große Menge an Ungereimtheiten unbeantwortet und unerklärt bleibt. Für MCU-Fans und Allesgucker zwar immer noch sehenswert, aber eben nicht bedingungslos empfehlenswert.

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Fazit

„Black Widow“ fängt sehr stark an und lässt mit jeder fortlaufenden Minute immer stärker nach. Nach einem brachialen Einstieg und dem Beweis, dass Cate Shortland ihr Fach durchaus versteht, häufen sich nach und nach immer mehr die Leerläufe, Szenen, die keinerlei Mehrwert für die Geschichte und die Charakterentwicklung haben, und Logikfehler so groß wie das Ozonloch über der Antarktis. Dieser Film ist vielleicht ein passables Werk im MCU, aber ganz sicher nicht der Film, den die Figur Romanoff und ihre Darstellerin Johansson verdient hätten.

Bewertung: 3/5***

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Bild: „Black Widow“ (2021). ©Marvel Studios/Walt Disney