„The Batman“ Filmkritik: Hollywoods düsterster Batman

In Hollywood besteht seit den späten 1980er Jahren das Batman-Fieber und abgesehen von ein paar wenigen Aussetzern hier und dort ist diese Hitzewallung des Zuschauerinteresses irgendwie nie abgeklungen. Stattdessen passt sich der Hauptcharakter der Zeit an, wird immer mal wieder leicht bis mittelschwer abgeändert, ähnelt mal mehr einer Actionfigur, dann erinnert er plötzlich an einen einsamen Rächer und manchmal ist er auch einfach nur ein Superheld mit steinerner Mine. Oder sogar eine paragraphenreitende Witzfigur.

Inhalt von „The Batman“ Filmkritik: Hollywoods düsterster Batman

von Heiner Gumprecht | 28.02.2022

In Hollywood besteht seit den späten 1980er Jahren das Batman-Fieber und abgesehen von ein paar wenigen Aussetzern hier und dort ist diese Hitzewallung des Zuschauerinteresses irgendwie nie abgeklungen. Stattdessen passt sich der Hauptcharakter der Zeit an, wird immer mal wieder leicht bis mittelschwer abgeändert, ähnelt mal mehr einer Actionfigur, dann erinnert er plötzlich an einen einsamen Rächer und manchmal ist er auch einfach nur ein Superheld mit steinerner Mine. Oder sogar eine paragraphenreitende Witzfigur.

Doch abgesehen von einigen Auftritten in gewissen Comics, Trickfilmen und -serien war er noch nie so, wie er jetzt von Robert Pattinson dargestellt wird, denn dessen Version von Batman ist wohl der düsterste, grimmigste aber auch realistischste Fledermausmann, den wir je auf der großen Leinwand zu sehen bekommen haben. In Matt Reeves’ The Batman, der am 03. März 2022 in den deutschen Kinos startet, steckt der Held mit dem abschreckenden Outfit noch in der Anfangszeit seiner Karriere und seine großen Widersacher werden erst noch erschaffen.

The Batman: Zur Handlung

Erfreulicherweise verzichtet die neueste Verfilmung der berühmten DC-Comics darauf, uns abermals zu zeigen, wie aus dem Milliardärssohn Bruce Wayne der geflügelte Rächer geworden ist, was bedeutet, dass wir nicht schon wieder Martha und Thomas Wayne in einer Gasse sterben zu sehen bekommen, es keinen prägenden Augenblick in einer Höhle voller Fledermäuse gibt und wir auch nicht zum x-ten Mal dabei sind, wenn aus einem gebrochenen Teenager ein Knochen brechender Mann wird.

In „The Batman“ ist der Held bereits seit zwei Jahren als Rächer in der Metropole Gotham unterwegs, versteht sich aber hauptsächlich als Putzkraft, die das Ungeziefer von den Straßen fegt und weitere Verbrechen mit Angst und Schrecken im Keim erstickt. Sein Plan geht nur nicht sonderlich gut auf. Zwar kennen viele seinen Namen und fürchten seine Heimsuchung, doch das gilt nur für die Kleinkriminellen und Unterlinge der großen Verbrecherbosse, die wirklichen Strippenzieher im Untergrund zeigen sich von Batman eher unbeeindruckt.

Während die Stadt also immer weiter in Verbrechen und Korruption versinkt, tritt plötzlich eine neue Figur auf den Plan, ein unbekannter Killer, der gerne Rätsel am Tatort hinterlässt und anscheinend einen besonderen Narren an Batman gefressen hat. Die Morde dieses Unbekannten bringen den maskierten Helden auf die Spur einer Verschwörung, die die ganze Stadt betrifft und jede einflussreiche Person in Gotham scheint in dem Fall verwickelt zu sein. Zeit für Batman, echte Detektivarbeit zu leisten.

The Batman: Eine Kritik

Das veränderte Interesse der Kinogänger*innen dieser Welt hat einen neuen Batman geschaffen, der deutlich düsterer und vielschichtiger ist als seine Vorgänger. Nicht ganz so realistisch und dramatisch wie Todd Phillips’ Joker, aber auch weit von dem Superhelden entfernt, den wir beispielsweise aus den Auftritten im DCEU kennen. Pattinsons Batman wirkt eher wie ein echter Mensch, ein Anfänger in seinem Beruf, der zwar Ausbildung und teure Ausrüstung auf seiner Seite hat, aber noch nicht richtig ins Spiel finden konnte.

Gleichzeitig ist er aber auch ein eigensinniger, sorgenschwerer Mann, der sich bereits in seiner selbst aufgelegten Mission verirrt hat und kaum noch Nähe zulässt. Pattinson spielt diese dunkle, geheimnisvolle aber auch offensichtlich schwer verstörte Person sehr gut und brilliert beinahe schon als wortkarger, geheimnisvoller Rächer, der eindeutig keine Vorbildfunktion inne hat, aber dennoch heldenhafter wirkt als viele andere Inkarnationen dieser Figur. Sein Batman hat Tiefe und macht während der Handlung eine echte Charakterentwicklung durch.

Passend dazu ist der ganze Film ebenfalls sehr düster gehalten und sprüht über die komplette Laufzeit von beinahe drei Stunden nur so vor Schwermut und Hoffnungslosigkeit. Reeves setzt auf dunkle Gassen, viel Regen, gebrochene Persönlichkeiten und einem Netz aus Intrigen, Machtmissbrauch und dem wirklich hässlichen Gesicht der Gesellschaft. Hoffnung, Freundlichkeit und Mitgefühl sind wie seltene, schwache Lichter am Horizont, die manchmal Batman erreichen und manchmal von ihm selbst ausgehen.

Entsprechend nimmt sich der Film auch in Sachen Erzählstil jede Menge Zeit, erstaunlicherweise aber ohne wirkliche Leerläufe in der Handlung oder Szenen, die länger geraten sind als notwendig gewesen wäre. Die Geschichte ist wie aus einem Guss, leidet nur unter minimalen Schwächen im Detail und lässt abseits davon eigentlich kaum Platz für negative Kritik. Außer natürlich, man kann mit dieser Art von Unterhaltung bereits im Vorfeld nichts anfangen. Doch selbst dann ist es schwer, diesem Batman ablehnend gegenüber zu stehen.

002Bild: „The Batman“ (2022). © Warner Bros. Entertainment

Denn es gab in der ganzen Geschichte von Hollywoods Adaptionen noch nie einen Batman, der so realistisch war wie die Version von Pattinson. Sein Batman ist kein weit entfernter Held, mit dem sich nur fantasievolle Kinder identifizieren können und Tagträumer, die nie aufgehört haben zu hoffen, sondern ein weitgehend normaler, wenn auch komplizierter Mann, der sein Training und seine Milliarden zu nutzen versteht. Technologischen Hokuspokus gibt es entsprechend kaum, eigentlich gar nicht.

Der komplette Film, die Handlung und die Figuren mit einbezogen, ist sehr bodenständig und viel näher an der Realität als an den Comicvorlagen. Langsam, unheilvoll und bedrohlich erzählt Reeves hier eine Geschichte, die in ihrem Kern zwar nicht wirklich neu ist und nur wenige Überraschungen für echte Cineasten bereit hält, als Comicverfilmung der Marke Superheld aber absolut einzigartig sein dürfte. Das Niveau ist dazu passend durchgehend hoch und die technische Herangehensweise ist fabelhaft.

Abgerundet wird dieser düsterer Noir-Thriller durch die hervorragende Schauspielleistung aller Beteiligten, allen voran Pattinson selbst. Doch auch Colin Farrell als Oswald Cobblepot, der in seiner Rolle kaum wiederzuerkennen ist, hat einen formidablen Job abgeliefert, dicht gefolgt von der Performance von Zoe Kravitz, die als Selina Kyle eine Schlüsselrolle inne hat und das auf mehr als nur eine Weise. Lediglich Jeffrey Wright als Lt. James Gordon wirkt in seinem Schauspiel etwas festgefahren, aber dieser Umstand fällt kaum ins Gewicht.

Fazit

„The Batman“ von Regisseur Matt Reeves ist ein äußerst packender Noir-Thriller, der sich zwar in erster Linie an Fans der Hauptfigur richtet, aber auch Neulinge problemlos abholt. Der bodenständige, teils ruhige und nur selten actionlastige Film setzt auf eine düstere, stimmige Atmosphäre, haucht mit jeder Szene eine gehörige Portion Melancholie ins Gesicht der Zuschauer*innen und erlaubt sich nur sehr wenige, absolut verschmerzbare Fehler. Von diesem Batman würden wir gerne deutlich mehr sehen.

Bewertung: 4/5****

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