Neun Jahre nach Teil 3 und über vierundzwanzig Jahre nach dem Original kehrt Toy Story in die deutschen Kinos zurück. Andy hat mittlerweile all seine alten Spielsachen an Bonnie verschenkt, darunter natürlich auch Cowboy Woody und Space-Ranger Buzz Lightyear. Diese führen bei dem kleinen Mädchen eigentlich ein gutes Leben, nur, dass sie eben nicht mehr die favorisierten Spielzeuge ihrer Besitzerin sind.
Inhalt von „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ Filmkritik
Neun Jahre nach Teil 3 und über vierundzwanzig Jahre nach dem Original kehrt Toy Story in die deutschen Kinos zurück. Andy hat mittlerweile all seine alten Spielsachen an Bonnie verschenkt, darunter natürlich auch Cowboy Woody und Space-Ranger Buzz Lightyear. Diese führen bei dem kleinen Mädchen eigentlich ein gutes Leben, nur, dass sie eben nicht mehr die favorisierten Spielzeuge ihrer Besitzerin sind.
Seit ihrem ersten Tag in der Vorschule ist das Forky, ein selbst gebasteltes Spielzeug aus einem alten Göffel und etwas Müll, den Woody im Papierkorb gefunden hat. Das kleine, wackelaugige Plastikbesteck ist mit seiner neuen Existenz jedoch nicht allzu glücklich, denn tief in ihm drin weiß es, dass es eigentlich aus Abfall besteht. Und wo gehört so etwas hin? Richtig, in den Mülleimer. Und dort will Forky so schnell wie möglich rein.
Als dieser bei einer Autofahrt aus dem Wagen springt und sich schon auf sein Leben im Papierkorb freut, folgt Woody ihm beherzt, um ihn zu Bonnie zurückzubringen, die ohne ihren selbstgebauten Freund sicherlich sehr traurig wäre. Fortan ist es die Aufgabe des tapferen Sheriffs, Forky und Bonnie wieder zu vereinen. Dabei bringt er dem Göffel nicht nur bei, worin sein neuer Lebenszweck besteht, er lernt selbst ein/zwei Sachen über den Sinn des Lebens.
Gut gemacht, Pixar
Rein inhaltlich und natürlich auch vom Erzählstil her, hatte die Toy-Story-Reihe durchaus ihre Höhen und Tiefen. Mit Teil 4, „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ bewegt sich die Traumschmiede aus Kalifornien jedoch wieder durchgehend im oberen Bereich der Erzählkunst. Der Film unter der Regie von Josh Cooley („Cars 2“, „Alles steht Kopf“) ist nicht nur clever durchdacht, er wird vor allen Dingen auch gut und flüssig dargebracht.
Die gesamte Geschichte fühlt sich nicht für einen Moment erzwungen an, wie es bei gewissen Pixar-Fortsetzungen in den letzten Jahren der Fall gewesen war, sondern frisch und natürlich. Die logische Konsequenz aus den Ereignissen der vergangenen drei Teile und den Veränderungen, die diese mit sich gebracht haben. Wo manch einer vielleicht dachte, dass es nach dem Ende der Andy-Trilogie nichts mehr zu erzählen gibt, beweist Pixar das Gegenteil.
„Toy Story 4“ ist vollgestopft mit tollen Ideen, guten Subplots, inspirierenden Momenten und neuen, sauber ausgearbeiteten Figuren. Der gesamte Batzen hätte locker für eine kleine Serie gereicht und trotzdem hat es das Animationsstudio irgendwie geschafft, den Film nicht überladen wirken zu lassen. Stattdessen vergehen die 100 Minuten wie im Flug und hinterlassen bei solchen, die für Geschichten dieser Art offen sind, ein wohlig warmes Gefühl in der Magengegend.
Neu und alt
Viele der alten Figuren haben in dem neuen Film kaum noch eine Existenzberechtigung, außer der, dass es schräg wäre, wenn sie plötzlich nicht mehr auftauchen würden. Meist sind sie lediglich anwesend, ohne großartig etwas zu tun und zu sagen zu haben. Das liegt jedoch nicht daran, dass sie vergessen oder durch neue Spielzeuge ersetzt wurden, sondern schlichtweg, dass der vierte Teil der Reihe sich mehr darauf konzentriert, eine Geschichte aus einem bestimmten Blickwinkel zu erzählen.
Diese Vorgehensweise beschränkt die Handlungsträger auf eine Handvoll, von denen lediglich zwei zur alten Garde gehören. Die neuen Figuren sind jedoch, ganz genau wie die Handlung selbst, ein perfektes Beispiel dafür, dass es nur ein gutes Drehbuch braucht, um eine Filmreihe mühelos über Jahrzehnte zu erhalten. Charaktere wie Forky, Bunny, Ducky und sogar Antagonistin Gabby Gabby passen nämlich in dieses Werk wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Sie erweitern das Erlebnis nicht nur, sie runden es ab. Während einige von ihnen dafür zuständig sind, mit ihrer besonderen Art frischen Wind in die Geschichte zu bringen, erinnern uns andere daran, dass alles eine Sache des Blickwinkels ist und sich wenig im Leben in Schwarz und Weiß unterteilen lässt. Und dann gibt es da wiederum zwei Kandidaten, die lediglich dabei sind, um mit ihrer völlig verdrehten Art unsere Lachmuskeln zu trainieren. Und auch das ist gut so.
Doch in erster Linie ist „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ ein Film über Woody. Der Protagonist der ersten drei Teile steht auch im Vierten wieder im Mittelpunkt, jedoch fühlt es sich dieses Mal anders an. Der geborene Anführer hinterfragt hier nicht nur seine Sicht der Dinge, er lernt zudem auf interessante und gut durchdachte Weise, dass es nicht nur eine Wahrheit im Leben gibt.
Eine Augenweide
In visueller Hinsicht wischt Pixar mit „Toy Story 4“ den Boden mit der Konkurrenz auf. Obwohl das Werk auf den ersten Blick wie seine Vorgänger auszusehen scheint, hat sich der Grad der Details doch um ein Vielfaches erhöht. Es sind vor allem die kleinen Dinge, die hier den Unterschied ausmachen. Der winzige Sprung im Porzellan einer Figur, Staub und Dreck, Haare, Filz am Stoff einer Puppe und so weiter und so fort.
Auch in Sachen Lichttechnik gab es noch einmal eine gigantische Weiterentwicklung, was dazu geführt hat, dass der Film zwar perfekt zu seinen Vorgängern passt, diese jedoch in den Schatten stellt. Es gibt manch eine Szene (vor allen Dingen ganz zu Beginn des Werks), die nicht inhaltlich brilliert, sondern in erster Linie durch die visuelle Ausarbeitung und die Liebe zum Detail, die dabei bewiesen wird.
Des Weiteren hat sich auch in Sachen Animation, im Sinne von Bewegungsabläufen, eine Menge getan. Obwohl hier ebenfalls der Anschein gewahrt wird, dass seit dem letzten Teil keine Veränderungen stattgefunden haben, kann das aufmerksame Auge sofort erkennen, wie viel flüssiger alles vonstattengeht. Auch hier wurde vom Team auf das kleinste Detail geachtet und das ohne es dem Zuschauer unter die Nase zu reiben.
Mit den Stimmen von …
Ich glaube, über die Arbeit der Synchronsprecher brauche ich eigentlich nicht viele Worte zu verlieren. Abgesehen von den Neuzugängen, die allesamt einen guten bis sehr guten Job abliefern, besteht das Team aus der alten Garde, von denen, wie erwähnt, nur wenige überhaupt noch etwas zu sagen haben. Und die, die es tun, machen ihren Job ganz genauso wie in den ersten drei Teilen. Also super.
Sei es Michal Herbig als Woody, Michael Beck als Duke Kaboom oder auch Sonja Gerhardt in der Rolle der Giggle McDimples. Alle wirken als seien sie mit Herz und Seele dabei und würden stets ihr Bestes geben. Zwar gibt es, wie in der Welt der deutschen Synchronisation üblich, hier und dort Abzüge in der B-Note, doch unterm Strich fällt mir kein Moment ein, in welchem die Performance unter ein Niveau sinkt, das man als gut bezeichnen kann.
Fazit
Man mag es kaum glauben, doch „Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ ist fantastisch geworden. Eine gut ausgearbeitete Geschichte, ein toller Erzählstil, hohe Animationskunst und neue wie alte Figuren, die alles perfekt abrunden. Dieser Film ist für die ganze Familie empfehlenswert. Kinder, Erwachsene, Fans der ersten drei Teile und absolute Neulinge der Filmreihe.
Bewertung: 5/5*****
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 14.08.2019