Das Gundam-Universum gibt es nun schon seit über vierzig Jahren und für einen großen Teil der Community haben die verschiedenen Fernsehserien, OVAs und Kinofilme bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Für Neueinsteiger war es jedoch lange Zeit schwer, einen Weg in das Franchise zu finden, da man mit verschiedenen Zeitlinien und Universen regelrecht erschlagen wurde. Und der Klassiker, „Mobile Suit Gundam“, ist einigen nicht gut genug gealtert, um jetzt noch damit anzufangen.
Inhalt von „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ Filmkritik: Perfekt für Neueinsteiger
von Heiner Gumprecht | 01.02.2023
Das Gundam-Universum gibt es nun schon seit über vierzig Jahren und für einen großen Teil der Community haben die verschiedenen Fernsehserien, OVAs und Kinofilme bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Für Neueinsteiger war es jedoch lange Zeit schwer, einen Weg in das Franchise zu finden, da man mit verschiedenen Zeitlinien und Universen regelrecht erschlagen wurde. Und der Klassiker, „Mobile Suit Gundam“, ist einigen nicht gut genug gealtert, um jetzt noch damit anzufangen.
Bild: „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ (2023) ©Crunchyroll
Gerade diese potenziellen Zuschauer, die durchaus Interesse an der Materie haben, aber mit dem veralteten Animationsstil nicht viel anfangen können, dürfen sich ab dem 28. Februar 2023 über „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ freuen. Das Werk fängt den Geist und die Atmosphäre von Yoshiyuki Tominos Mecha-Drama aus den frühen 1980er Jahren beinahe makellos ein und überzeugt zudem mit einem zeitgemäßen aber nichtsdestoweniger originalgetreuen Look. Einen besseren Zeitpunkt, dem Franchise eine Chance zu geben, gab es nie.
Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island – Eine Kritik
Das Werk, bei welchem Yoshikazu Yasuhiko auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, basiert auf der legendären 15. Episode von „Mobile Suit Gundam“ („Gundam 0079“). Diese Folge hat deswegen einen so interessanten Ruf, weil sie außerhalb von Japan nie zu sehen war. Dort lief sie zwar ganz regulär im TV, Yoshiyuki selbst hat jedoch dafür gesorgt, dass sie im Westen nie erscheinen wird. Warum er sich für diesen Schritt entschieden hat, ist bis heute umstritten und Basis von allerlei Fantheorien und Mythen.
Bild: „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ (2023) ©Crunchyroll
Viele Fans nehmen an, die fünfzehnte Episode hätte unter schwerwiegenden Animationsproblemen gelitten, andere gehen von internen Konflikten sowie Meinungsverschiedenheiten aus und wieder andere glauben, die komplette Folge sei einfach nur grauenhaft gewesen. Das Ergebnis ist aber so oder so das gleiche, die „verlorene Episode“ konnte außerhalb von Japan nie im Fernsehen, auf DVD, Blu-ray oder im Stream bewundert werden. Yoshiyuki selbst mag laut eigener Aussage das Konzept dieser Episode jedoch und drängte daher auf eine Neuverfilmung.
Sein Wunsch wurde nun in Form von einem mehr als eineinhalbstündigen Film wahr, der auf den typisch komplizierten Namen „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ hört und die Handlung der 15. Episode neu erzählt. In seinem Kern bleibt er dem Plot dabei auch absolut treu, was man ebenfalls über den Animationsstil und die allgemeine Atmosphäre sagen kann. Lediglich in Detailfragen erlaubt sich Yoshikazu einige Freiheiten, die aber allesamt gut in das Gesamtbild passen, außerdem gibt es einen komplett neuen Handlungsstrang.
Hätte man nämlich lediglich die Ereignisse der originalen Episode umgesetzt, dem Publikum wäre sicherlich sehr schnell sehr langweilig geworden, daher waren neue Ansätze eigentlich unabdingbar. Glücklicherweise beweist der Regisseur aber auch in diesem Bereich sein Händchen für die Welt und ihre Wesensart. Kein Kunststück, hat Yoshikazu mit „Mobile Suit Gundam II: Soldiers of Sorrow“ und „Mobile Suit Gundam III: Encounters in Space“ doch bereits einiges an Erfahrung sammeln können, die er nun nur noch neu anwenden musste.
Bild: „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ (2023) ©Crunchyroll
Bei seiner Umsetzung ist ihm nichtsdestoweniger ein Fehler unterlaufen, der leider stellenweise sehr stark ins Gewicht fällt. Durch seinen Versuch, die Umstände der Handlung und die relevanten Figuren näher zu beleuchten, wurde dem Plot einiges an Tempo genommen und vor allen Dingen im Mittelteil leidet das Werk immer wieder unter Leerläufen und schlichtweg pupslangweiligen Szenen, die der Handlung kaum Mehrwert beisteuern können. Hier brauchen geneigte Zuschauer starkes Sitzfleisch und einiges an Geduld.
Dieser Aufwand soll sich aber auch bezahlt machen, denn der Film ist visuell eine Wucht, vor allen Dingen im direkten Vergleich zum Original. Ohne den Charme des klassischen Anime zu verlieren und mit einem guten Gespür dafür, wie viel an welchen Stellen abgeändert werden kann und darf, überzeugt „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ auch als Fallbeispiel, warum es eben doch eine gute Idee sein kann, verstaubte Meilensteine der Anime-Geschichte auszugraben und neu umzusetzen.
#|modlet|HTML-Code einfügen|id=13439|#
Fazit
Es mag zwar ein paar Jahrzehnte gedauert haben, bis Fans in Deutschland in den Genuss der verlorenen Episode von „Mobile Suit Gundam“ kommen konnten, doch das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die moderne Verfilmung hat all das, was man von dem Franchise erwartet und noch einiges mehr. Lediglich der etwas dröge Erzählstil dürfte einigen Kinogängern negativ ins Gewicht fallen, abseits davon erwartet euch aber ein höchst unterhaltsamer Film, mit toller Charakterausarbeitung und einem schicken Animationsstil.
Bewertung: 4/5****
Bild: „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ (2023) ©Crunchyroll
Bild: „Mobile Suit Gundam: Cucuruz Doan’s Island“ (2023) ©Crunchyroll
