Wenn ein spezifisches Sub-Genre einen überaus großen, quasi nicht zu ignorierenden Erfolg hatte, braucht man sich um die Trittbrettfahrer nicht zu kümmern, denn die kommen ganz von alleine und solange im Dauertakt, wie der Markt noch nicht übersättigt ist. Dank dem Siegeszug von John Wick, der nun bereits seit 2014 anhält und noch mindestens einige Jahre andauern soll, werden wir entsprechend mit taffen Helden/Antihelden überschüttet, die Expert*innen im Kampf sind und böse Buben höchst professionell in gut choreografierten Fights in den Boden stampfen.
Inhalt von „The Princess“ Filmkritik: Coole John-Wick-Action im Mittelalter
von Heiner Gumprecht | 01.07.2022
Wenn ein spezifisches Sub-Genre einen überaus großen, quasi nicht zu ignorierenden Erfolg hatte, braucht man sich um die Trittbrettfahrer nicht zu kümmern, denn die kommen ganz von alleine und solange im Dauertakt, wie der Markt noch nicht übersättigt ist. Dank dem Siegeszug von John Wick, der nun bereits seit 2014 anhält und noch mindestens einige Jahre andauern soll, werden wir entsprechend mit taffen Helden/Antihelden überschüttet, die Expert*innen im Kampf sind und böse Buben höchst professionell in gut choreografierten Fights in den Boden stampfen.
Bild: „The Princess“ (2022). ©The Walt Disney Company
Manche Produktionen, so wie Nobody, machen das auch ganz gut, andere, wie beispielsweise Gunpowder Milkshake, sind deutlich umstrittener und dann gibt es wiederum Filme, die wir hier aus mehr als einem Grund gar nicht erst nennen wollen, da sie meist nicht mehr als verschwendete Lebenszeit sind. The Princess von Regisseur Le-Van Kiet wirkt auf den ersten Blick so, als könne er einer dieser Filme sein, die einen an die eigene Sterblichkeit erinnern und daran, etwas Besseres mit der eignen Lebenszeit anzufangen. Doch das täuscht.
Das Werk, das planmäßig am 22. Juli 2022 auf dem VoD-Sender Disney+ anläuft, kann zwar mit einer günstigen B-Movie-Produktion verwechselt werden, die lediglich in übergroßen Fußstapfen nach dem Reichtum an der Kinokasse sucht, ist aber tatsächlich ein recht eigenständiges Teil, mit vielen netten Ideen, interessanten Wendungen, guten Einfällen und vor allen Dingen wirklich flotter Action, die man zwar nicht gesehen haben muss, bereuen würde man es aber wohl auch nicht, denn dieser Film macht definitiv Spaß.
Bild: „The Princess“ (2022). ©The Walt Disney Company
The Princess: Eine Kritik
Das Niveau eines John Wick erreicht dieser Actionfilm aber dennoch nicht. Und das schon aus mehr als nur einem Grund. Viele der Nebendarsteller*innen sind einfach nicht gut genug in ihrem Schauspiel, die Kulisse sieht über weite Strecken wie aus einer 1990er Fernsehserie aus und die Handlung ist nicht annähernd so gut ausgearbeitet und sinnig wie in anderen Kopien des berühmten Neo-Noir-Actionfilms. Tatsächlich hört die negative Kritik hier aber schon auf, denn „The Princess“ hat dafür viele positive Eigenschaften.
Zum einen wäre hier natürlich die Prämisse. Der Film spielt im Mittelalter und rückt eine Prinzessin (Joey King) in den Fokus, die betäubt und im obersten Zimmer eines hohen Turms eingesperrt wurde, wo sie darauf warten soll, einen fiesen Emporkömmling (Dominic Cooper) zu heiraten, der damit sein Anrecht auf den Thron festigen will. Doch das freche sowie clevere Mädchen denkt gar nicht daran, sich ihrem Schicksal zu beugen oder auf einen edlen Prinzen auf einem weißen Ross zu warten.
Stattdessen tötet sie ihre Wächter, bewaffnet sich und nutzt ihre Kampfausbildung, die sie als Kind von einer Kriegerin (Veronica Ngo) erhalten hat, um all die Fußsoldaten des Antagonisten in wirklich hübschen und unterhaltsamen Kämpfen zu erledigen, ihre Familie zu retten und ihr Königreich zu befreien. Klar, ganz ohne Schmalz und manch einem ausgetretenen Klischee kommt der Film dabei auch nicht aus, doch wen interessiert das, wenn es dafür John-Wick-Action mit Schwertern gibt?
Bild: „The Princess“ (2022). ©The Walt Disney Company
Statt die gut choreografierten Auseinandersetzungen, in denen Joey King einiges an Geschick, schauspielerischem Talent und Kampferfahrung unter Beweis stellt, für sich selbst sprechen zu lassen, überzeugt „The Princess“ zusätzlich mit viel treffsicherem Humor, starken Hauptdarsteller*innen und einer gehörigen Portion Einfallsreichtum, sodass die Prügeleien nie langweilig werden und allesamt eine ganz eigene Note, eine ganz eigene Daseinsberechtigung haben.
Das World Building konzentriert sich lediglich auf die wichtigsten Eckpunkte und schafft es, nicht zu lang aber auch nicht zu kurz zu sein. So sind die Welt und ihre Bewohner sowie die Hintergrundgeschichte der Heldin interessant genug, um sich dafür begeistern zu können, aber so dezent, dass einem kaum auffällt, dass es sich hierbei nur um blödsinniges Blabla handelt. Die knapp eineinhalb Stunden Laufzeit vergehen also wie im Flug und es bleibt eine nette Erinnerung an wirklich taffe Prügeleien zurück.
Die sympathische aber stellenweise auch sehr beängstigende Hauptfigur setzt durch ihre Art und ihre Fähigkeiten ein Statement, das nicht aufgedrückt oder ausgelutscht anmutet, und zusätzlich durch eine schöne Verwandlung begleitet wird, die beinahe den kompletten Film über vonstatten geht. So beginnt die Prinzessin in einem weißen Kleid und sieht so aus, wie sich das für Frauen ihres Standes gehört, beendet den Film aber in Lederrüstung und schwer bewaffnet. Diesen Weg der Wandlung kann man ohne Probleme nachvollziehen und glauben.
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Fazit
Nicht ganz auf dem Niveau des großen Vorbilds, aber so gut und so eigenständig sowie einfallsreich, dass das auch gar nicht nötig ist. „The Princess“ von Le-Van Kiet macht Spaß, bietet erstklassige Kämpfe und die Handlung ist seicht genug, um nicht vom Wesentlichen abzulenken, aber auch gut genug, um nicht negativ ins Gewicht zu fallen. Joey King spielt wirklich toll, Dominic Cooper ist wie immer wunderbar arrogant und selbst die schlechten Nebendarsteller*innen sind immer noch okay. Ein Film, der sich nicht auf Disney+ zu verstecken braucht.
Bewertung: 4/5****
Bild: „The Princess“ (2022). ©The Walt Disney Company
Bild: „The Princess“ (2022). ©The Walt Disney Company