Rentierbaby – Eine wahre Stalker-Geschichte (Serienkritik)

Bild: Rentierbaby (c) Netflix

Die Miniserie „Rentierbaby“ läuft seit dem 12. April bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zur Serie.

Der Autor und Schauspieler Richard Gadd verarbeitete sein eigenes Erlebnis mit einer Stalkerin, die ihn fast vier Jahre lang verfolgte, in einem Ein-Mann-Stück, dass er während des Fringe-Festivals in Edinburgh aufführte. Es bildet auch die Basis der siebenteiligen Serie „Rentierbaby“, die in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlich ist.


Bild: (c) Netflix

Rentierbaby – Zur Handlung der Serie

Donny Dunn kam nach London, um als Komiker Erfolg zu haben. Der Erfolg blieb aus, weswegen er in einem Pub arbeitet. Dort taucht eines Tages die schwer übergewichtige Martha auf. Er hat Mitleid mit ihr und spendiert ihr einen Tee. Daraufhin kommt sie jeden Tag wieder, erzählt Lügengeschichten, himmelt ihn an und drängt sich immer weiter in sein Leben.

Er weiß wiederum nicht, was er tun soll, und wie er sie wieder loswerden soll, denn eigentlich liebt er eine andere, aber die wiederum wird von Martha auch in Gefahr gebracht …

Rentierbaby – Eine Kritik

Es gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, eine derart persönliche Geschichte wie diese mit der Welt zu teilen. Denn Richard Gadd macht es sich nicht leicht. Anhand seiner Figur Donny Dunn untersucht er, warum er sich so verhalten hat, wie er es tat, und was das über ihn aussagt. In den ersten drei Folgen gibt es häufig den Moment, da fragt man sich, wieso Donny nicht zur Polizei geht, wieso er nichts macht. Die vierte Folge, die ein kompletter Rückblick ist, bringt tieferes Verständnis. Für das Trauma des Donny Dunn, für die Scham, die er um jeden Preis verbergen will.

Mit der fünften Folge sieht man ihn dann anders, nicht mehr nur als ein willfähriges Opfer. Er ist eine weit tragischere Figur geworden. Jemand, der in dem Drama, das durch Martha erschaffen wird, durchaus gedeiht, aber auch jemand, der in einer Art paradoxer toxischer Abhängigkeit zu ihr steht. Weil sie ihm etwas gibt, das er sonst nicht bekommt. „Rentierbaby“ ist komplex in der Figurenzeichnung, man muss sich auf Donny einlassen – auf das, was ihn ausmacht und ihn dazu treibt, zu handeln, wie er es tut. Weil er auf einen kranken Menschen getroffen ist, dem scheinbar nicht mehr zu helfen ist, weil er selbst aber auch weidwund ist und verzweifelt ums Überleben kämpft.

„Rentierbaby“ ist keine einfache Serie. Weder für Richard Gadd, noch für das Publikum. Aber eine, die lohnt. Zweifelsohne eine der besten Shows, die Netflix seit Langem präsentiert hat.

Fazit
Eine eindringliche und an die Nieren gehende Geschichte, die mit der vierten Folge eine Triggerwarnung erhält, die hier vielleicht wirklich mal gerechtfertigt ist.
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