„Venom 2: Let There Be Carnage“ Filmkritik: Wer tief fällt …

Während das Marvel Cinematic Universe beständig ausgebaut wird und einen Siegeszug nach dem anderen feiert, hockt Sony auf seinen Rechten für die Figuren aus den Spider-Man-Comics und macht damit sein eigenes Ding. Natürlich sollen Venom und Co. irgendwann auf Tom Hollands Version des freundlichen Spinnenmanns aus der Nachbarschaft treffen, doch um den Weg dorthin zu ebnen, ist erst einmal ein neuer Film nötig, der absolut alles macht, nur eben nicht das, was man von ihm erwartet.

Inhalt von „Venom 2: Let There Be Carnage“ Filmkritik: Wer tief fällt …

von Heiner Gumprecht | 14.10.2021

Während das Marvel Cinematic Universe beständig ausgebaut wird und einen Siegeszug nach dem anderen feiert, hockt Sony auf seinen Rechten für die Figuren aus den Spider-Man-Comics und macht damit sein eigenes Ding. Natürlich sollen Venom und Co. irgendwann auf Tom Hollands Version des freundlichen Spinnenmanns aus der Nachbarschaft treffen, doch um den Weg dorthin zu ebnen, ist erst einmal ein neuer Film nötig, der absolut alles macht, nur eben nicht das, was man von ihm erwartet.

Venom 2: Let There Be Carnage, dieses Mal unter der Regie von Verwandlungskünstler Andy Serkis, kommt offiziell am 21. Oktober 2021 in die deutschen Kinos. Ein Datum, dass viele Kinofans kaum noch erwarten können, schließlich lief das Werk in den USA bereits an und erfreute sich dort am Startwochenende über viele Kinobesucher und akzeptable Reviews. Warum dieser Film so viel Liebe erfährt, bleibt uns nach der Pressevorführung jedoch ein Rätsel …

Venom 2: Zur Handlung

Um ehrlich zu sein hat „Venom 2: Let There Be Carnage“ kaum so etwas wie eine Handlung. Eigentlich nur eine Aneinanderreihung an Begründungen, wie und warum der hässliche Parasit aus dem All plötzlich gegen eine rote Version von sich selbst kämpfen muss, die Fans der Comics natürlich schon lange kennen, die hier aber genauso eigenwillig und unfreiwillig komisch dargestellt wird, wie es bei Venom im ersten Teil ebenfalls der Fall gewesen ist.

Dabei dreht sich alles um den Serienkiller Cletus Kasady (Woody Harrelson), der im Knast sitzt und eigentlich nur auf seine Todesstrafe wartet. Doch er ist bereit, mit einer einzigen Person über seine Morde zu sprechen, und dabei handelt es sich natürlich um Reporter Eddie Brock (Tom Hardy). Warum er nur mit ihm sprechen will wird nicht näher erläutert, genauso wenig wie die Tatsache, warum man einen eigenen Alien in sich trägt, nachdem man den Wirt eines solchen Parasiten gebissen hat.

Doch viel mehr als diese beiden Eckdaten müsst ihr eigentlich auch nicht wissen. Venom und Eddie streiten und vertragen sich, Eddie und seine Ex schmachten sich an, aber natürlich kann ihre Liebe nicht sein, und aus irgendeinem Grund läuft auch Schurkin Shriek (Naomie Harris) durch die Gegend, die dem Plot aber absolut nichts beizusteuern hat. Am Ende gibt es einen großen Showdown und alle bereiten sich auf den dritten Teil vor, wenn nach dem Abspann große Ereignisse angekündigt werden, die irgendwie nicht hätten sein müssen.

Venom 2: Eine Kritik

Wie ihr an meiner wenig subtilen Art, über das Werk zu motzen, bereits erahnen könnt, habe ich nicht viele positive Wörter für „Venom 2“ übrig. Doch dieser Umstand liegt nicht daran, dass man mit dem Film nicht seinen Spaß haben kann. Schließlich gibt es wieder nett gemachte CGI-Action, flotte Sprüche und die besonders unterhaltsame Chemie zwischen dem Protagonisten und seinem lästigen aber durchaus hilfreichen Mitbewohner.

Nein, dass Problem ist, dass sich Sony hier absolut keine Mühe gegeben hat. Man hat sich auf dem ausgeruht, was bereits im ersten Teil funktioniert hat und lieblos zusammengeschustert, was notwendig war, um die Handlung voranzutreiben und zu einem gewissen Punkt zu führen. Im Klartext heißt das, dass „Venom 2“ sich selbst und dem Vorgänger immer wieder widerspricht und sich nicht an die eigenen Regeln hält.

Es wird sehr wenig erklärt, was schon problematisch sein kann, doch dass gleichzeitig immer wieder offensichtliche Logikfehler im Raum stehen gelassen und mit einem Augenzwinkern ignoriert werden, ist einfach nur unangenehm. Niemand verlangt von einem Superheldenfilm eine kreisrunde Logik ohne Kanten und Ecken, doch man sollte sich vielleicht wenigstens an die eigenen Vorgaben halten und nicht im Dauertakt Szenen einbauen, die lediglich dem erzwungenen Plot dienlich sind.

Doch leider gibt es im Film so viele Logiklöcher wie scharfkantige Muscheln an gewissen Stränden. Vollkommen hirnrissige Ideen, die einfach nur umgesetzt wurden, um etwas Cooles oder etwas Aufregendes präsentieren zu können, ohne auch nur einen einzelnen Moment dafür zu nutzen, dem Gezeigten so etwas ähnliches wie eine Daseinsberechtigung über dem oberflächlichen Unterhaltungswerk zu geben.

„Venom“ von 2018 war bereits eher seichte Unterhaltung, doch „Venom 2“ ist schlichtweg unterdurchschnittliches Hirn-aus-Kino.

Venom 2: Alles für den Effekt

Leider hat der neue Film von Andy Serkis, der hier erneut beweist, dass er ein deutlich besserer Schauspieler als Regisseur ist, kaum mehr zu bieten als die eben erwähnte, oberflächliche Unterhaltung. Gegenspieler Carnage ist beispielsweise nur ein gesichtsloses und vollkommen uninteressantes Ding, dass einfach nur böse ist und für seine fürchterlichen Taten weder Motivation noch Begründung benötigt.

Der Kampf zwischen den beiden Aliens ist ebenfalls recht enttäuschend, da er nichts wirklich Neues zu bieten hat. Der Underdog, der gegen einen deutlich stärkeren Parasiten kämpfen muss, war bereits im ersten Teil zu sehen und die Fortsetzung gibt sich keine Mühe, dieses Aufeinandertreffen auch nur im kleinsten Detail zu übertreffen. In gewisser Weise ist es der gleiche Kampf nochmal, nur mit kleinen Abänderungen hier und dort und neuen Charakteren, die dazwischenwuseln.

Das einzig ernst gemeinte Lob gilt in dieser Kritik Tom Hardy, der den genervten, kurz vor einem mentalen Zusammenbruch stehenden Eddie Brock wieder einmal hervorragend verkörpert. Zusammen mit den slapstickartigen Gags und den teilweise sehr humorvollen Sprüchen sorgt er dafür, dass geneigte Kinogänger*innen mit „Venom 2“ zumindest einen gewissen Grad der Unterhaltung zugesichert bekommen, doch mehr als Effekthascherei im Clownskostüm ist es dann eben doch nicht.

Woody Harrelson gibt sich seinerseits gewiss Mühe, doch selbst wenn er sich die Seele aus dem Leib geschauspielert hätte, wäre das Ergebnis wohl unterdurchschnittlich geblieben, denn sein Charakter gibt, genau wie Carnage selbst, nicht viel her und ist bestenfalls als Best-Of weltbekannter Killer und Psychopathen zu bezeichnen. Keinerlei Tiefgang und keine Motivation, die über ein paar an den Haaren herbeigezogenen Klischees hinausgeht.

Fazit

Ein paar lockere Sprüche, einige nette Gags und eine gute Chemie zwischen Venom und Hauptdarsteller Tom Hardy. Das sind alle positiven Aspekte an „Venom 2“ und selbst die sind teilweise einfach nur lieblos in das Werk gezimmert worden. Andy Serkis’ Superheldenfilm ist durchgehend platt, wurde mit Logikfehlern und Widersprüchen regelrecht zugekleistert und gibt sich in den knappen anderthalb Stunden null Mühe, mehr zu sein, als ein Mittel zum Zweck.

Bewertung: 2/5**

HInweis: Venom 2 Previews und Kinostart

Offiziell läuft Venom 2 am 21.10. in den Kinos an, aber morgen, Freitag, den 15.10. gibt es in vielen Städten und Kinos bereits Previews. Das Programm für alle Kinos inkl der Venom 2 Preview-Spielzeiten findet ihr hier.