Dass DC mit seinem Filmuniversum nicht annähernd so konsequent ist wie Konkurrent Marvel mit dem MCU wissen wir schon seit langem, dass die Jungs und Mädels bei DC und Warner Bros. aber vollkommen wahnsinnig sind, ist neu. Mit Blick auf den Versuch, Superschurken in super Protagonisten zu verwandeln und dem stoischen Durchhaltevermögen, diesen Ansatz in sehr kurzer Abfolge immer wieder neu zu erfinden, kommt aber durchaus der Gedanke auf, dass im Hause DC/Warner ein paar Tassen im Schränkchen fehlen.
Inhalt von „The Suicide Squad“ Filmkritik: James Gunns bunter Psychotrip unter der Lupe
von Heiner Gumprecht | 30.07.2021
Dass DC mit seinem Filmuniversum nicht annähernd so konsequent ist wie Konkurrent Marvel mit dem MCU wissen wir schon seit langem, dass die Jungs und Mädels bei DC und Warner Bros. aber vollkommen wahnsinnig sind, ist neu. Mit Blick auf den Versuch, Superschurken in super Protagonisten zu verwandeln und dem stoischen Durchhaltevermögen, diesen Ansatz in sehr kurzer Abfolge immer wieder neu zu erfinden, kommt aber durchaus der Gedanke auf, dass im Hause DC/Warner ein paar Tassen im Schränkchen fehlen.
Bild: „The Suicide Squad“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc
Aufgeben ist für Feiglinge
Vor gerade einmal knapp fünf Jahren kam David Ayers „Suicide Squad“ in die Kinos und enttäuschte sowohl Fans als auch Kritiker. Der Film war rein finanziell zwar kein Fehlschlag, dass aber niemand eine mögliche Fortsetzung sehen möchte, war den Machern bereits kurz nach Kinostart klar.
Es folgte mit „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ bereits im Jahr 2020 eine Art Quasi-Fortsetzung, die auf den Vorgänger komplett pfeift, Margot Robbie aber in ihrer Rolle als völlig durchgeknallte Schurkin Harley Quinn zurückgebracht hat. Dieses Werk von Regisseurin Cathy Yan war ebenfalls nicht sonderlich beliebt bei den meisten Rezensenten und ließ in Sachen Verkaufszahlen auch ordentlich zu wünschen übrig. Doch glaubt jemand, DC würde deswegen aufgeben? Mitnichten.
Denn bereits am 05. August 2021 geht es mit dem völlig verrückten Wahnsinn des DCEU weiter und zwar in Form von The Suicide Squad, einem Soft-Reboot des Films von 2016, doch dieses Mal unter der Führung von James Gunn, den Kinofans wahrscheinlich als Mastermind hinter „Guardians of the Galaxy“ kennen. „The Suicide Squad“ erzählt erneut die Geschichte des berühmten Selbstmordkommandos, das aus Superschurken besteht, die ihre Haftstrafe mildern wollen. Doch ignoriert der Film ebenfalls alle seine Vorgänger.
Dafür werden einige Schauspieler beibehalten, die wir bereits aus Ayers Werk kennen, allen voran natürlich Robbie als fröhliche Massenmörderin mit sympathischem Lächeln. Eine Besetzung, auf die Warner Bros. wohl bestanden hat, in allen anderen Bereichen soll Gunn aber freie Hand gehabt haben. Und diesen Umstand merkt man dem Film auch an, kann ihn regelrecht spüren. Denn „The Suicide Squad“ ist nicht nur um Längen besser als der erste Teil, er ist vielleicht der beste DCEU-Film überhaupt.
Bild: „The Suicide Squad“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc
The Suicide Squad: Eine Kritik
Auf die Geschichte von Gunns neuer Comicverfilmung will ich an dieser Stelle gar nicht großartig eingehen, sie ist auch vollkommen nebensächlich. Was relevant ist, ist, dass „The Suicide Squad“ weitgehend genauso fröhlich und bunt ist wie „Birds of Prey“, gleichzeitig aber um Längen brutaler und dass die Handlung sowieso nur Mittel zum Zweck ist. Um genau zu sein handelt es sich hierbei um klassisches Hirn-aus-Kino, jedoch nicht wie so oft im negativen Sinne.
Die erste Hälfte des über zwei Stunden langen Werks ist absoluter Wahnsinn. Vollgestopft mit exzellentem Humor, absoluter Over-the-Top-Brutalität, lockeren Sprüchen, Situationskomik, eine Menge Kalauer, viele bunte Farben, ein ganzer Haufen unglaublich einfallsreicher Ideen und eine beinahe perfekte Mischung aus Bild und Ton. Wäre der gesamte Film auf dem Niveau der ersten Hälfte, „The Suicide Squad“ hätte beinahe gar keine Handlung, wäre aber ein wahnsinnig unterhaltsames Fest der Sinne und Lachmuskeln.
Dies ist aber nicht nur Gunns Händchen für die richtige Mischung aus Humor und Action zu verdanken, sondern auch der guten Chemie zwischen den Hauptdarstellern und der cleveren Neuinterpretation von manch einem B- bis G-Helden aus den klassischen DC-Comics. Wer dachte, Schurken wie Ratcatcher 2 oder auch Polka-Dot Man wären eigentlich nur mehr oder weniger Witzfiguren, hat damit vielleicht sogar recht, in diesem Film kommen sie nichtsdestoweniger ziemlich cool und gleichsam menschlich rüber.
Hinzu kommt, dass es in Gunns neuer Comicverfilmung beinahe keine Leerläufe gibt und nicht eine Szene, die ich als überflüssig bezeichnen würde. Der Film hat über eine Stunde lang genau das richtige Tempo und eine absonderlich angenehme Mischung aus allen zuvor genannten Elementen. Beinahe alles, was in „Suicide Suqad“ von David Ayer schief gelaufen ist, wurde hier besser gemacht und das teilweise um Längen. „The Suicide Squad“ ist bitterböse, voll mit sehr schwarzem Humor und macht Brutalität wieder sexy.
Bild: „The Suicide Squad“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc
The Suicide Squad: Die zweite Hälfte
Nach etwas mehr als einer Stunde nimmt Gunn jedoch ziemlich viel Wind aus den Segeln und opfert einiges an Screentime, um die Handlung voranzutreiben, Hintergründe zu den Figuren zu enthüllen und den einen oder auch anderen dramatischen Moment einzupflegen. Ob es sich hierbei um die richtige Entscheidung handelt, muss wohl jeder für sich selbst wissen, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass „The Suicide Squad“ dadurch nicht nur Tempo verliert, sondern auch einen Tick langweiliger wird.
Dieser Umstand hält zum Glück aber nur einige Szenen an, bevor es ins Finale geht und alle Schalter wieder auf Maximum gestellt werden. Das Niveau der ersten Hälfte erreicht der Film ab diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr, doch bleibt er noch immer deutlich besser als die beiden oben genannten Vorgänger, die unter einem ganz ähnlichen Phänomen litten, sich von diesem Tritt auf die Bremse jedoch nie wieder richtig erholt haben. Gunns Version des Himmelfahrtskommandos bleibt sich jedoch auch zum Ende hin treu.
Die schauspielerische Leistung der beteiligten Darsteller ist teilweise sehr unterschiedlich einzuschätzen, das gezeigte Niveau fällt jedoch nie unter einen durchschnittlichen Wert und die Schauspieler, die eher Schwierigkeiten haben, ein Mindestmaß an Talent darzubieten, haben entsprechend wenig Screentime und kaum etwas zum Film beizutragen. Alle anderen leisten beinahe durchgehend hervorragende Arbeit und müssen sich vor keinem Kritiker dieser Welt für ihre gezeigte Leistung rechtfertigen.
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Fazit
„The Suicide Squad“ von James Gunn ist um viele Längen besser als seine beiden Vorgänger, in welchen Margot Robbie bereits als Hammer Harleen unterwegs war. Zwar leidet auch seine Version der zum Tode verurteilten Superschurken unter einigen Durchhängern in der zweiten Hälfte, das Gesamtniveau bleibt aber dennoch durchgehend stark und der Unterhaltungsfaktor ist enorm. Bunt, schrill, vollkommen verrückt, vollgestopft mit hervorragenden Ideen und untermalt mit einem sehr guten Mix aus Bild und Ton. Der beste DC-Film seit eigentlich immer.
Bewertung: 4/5****
Bild: US Poster zu „The Suicide Squad“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc