The Substance – Body-Horror der derben Art

Der Horrorfilm „The Substance“ startet am 19. September in den Kinos. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Demi Moore.

(c) Mubi
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140 Minuten Laufzeit sind kein Pappenstiel. Sie sind eine Herausforderung, von der Autorin und Regisseurin Coralie Fargeat an sich selbst, aber auch an das Publikum – insbesondere eines, das ein Arthaus-Drama mit Sci-Fi-Elementen erwartet, aber mit Bildern konfrontiert wird, die eine Reaktion erfordern – von hysterischem Lachen bis zum Gefühl, gerade einen Schwinger in die Magengrube bekommen zu haben. THE SUBSTANCE ist mutiges, kühnes, mit jeder Konvention brechendes Kino. Ein Film über den männlichen Blick, stilisiert durch die Augen von Coralie Fargeat. Über Altersdiskriminierung, über Jugendwahn, über Selbstoptimierung bis zur Selbstaufgabe, über Sein und Schein in einer Welt, in der Oberfläche alles ist.

The Substance – Zur Handlung

Elizabeth Sparkle ist eine erfolgreiche Fitnesstrainerin im Fernsehen. Aber sie ist alt geworden, der Sender sucht nach einem Ersatz, daraus macht Sender-Chef Harvey auch keinen Hehl. Jugend ist im Showbusiness alles, die Zeit von Elizabeth Sparkle ist abgelaufen. Da erhält sie einen USB-Stick. Darauf: ein Werbespot für The Substance. Was genau das ist, wird nicht klar, aber wer sich darauf einlässt, wer sich die Substanz spritzt, aus dem bildet sich ein besseres Ich. Ein zweites Ich, geschaffen aus der Matrix der Person, die sich die Substanz verabreicht. Aber: Die neue Person ist kein Individuum. Beide Personen sind eins. Das wird immer wieder gesagt, ebenso, dass alle sieben Tage gewechselt werden muss.

Aber Elizabeths optimiertes Ich Sue, die karrieretechnisch wieder auf der Überholspur ist, will nicht mehr tauschen. Sie will nicht nur eine Woche leben. Aber das gefährdet die viel beschworene Balance – es folgt ein Abstieg der ganz besonders wirkungsvollen Art.

The Substance – Eine Kritik

Es ist eine eindrucksvolle, mutige Performance von Demi Moore, aber auch Qualley ist großartig. Der Dritte im Bunde ist Dennis Quaid, der Ray Liotta ersetzte, als dieser vor Drehbeginn starb. Er spielt die Farce eines Mannes, der vordergründig freundlich, aber bis ins Mark misogyn ist.

Es geht in THE SUBSTANCE nie darum, wer die Substanz entwickelt hat, oder warum. Sie ist einfach da. Worum es geht ist, was sie bewirkt. Der Fokus liegt immer auf Elizabeth, deren Leben das des Sterns auf dem Hollywood Walk of Fame imitiert. Erst strahlend und schön, dann matt und von Rissen übersät.

Man mag auf den ersten Blick meinen, erahnen zu können, wohin die Geschichte geht – bis zu einem gewissen Grad ist das auch richtig. Aber Fargeat begibt sich in die Welt des Body-Horrors, die man in dieser Intensität seit David Cronenbergs DIE FLIEGE nicht mehr gesehen hat – mit einer Szene, die an die Transformation der Brundle-Fliege erinnert. Fargeat zitiert Horrorfilme – so etwa auch SHINING, aber sie unterwirft sich dem Zitat nie, sie macht es sich zu Eigen.

Am Ende präsentiert sie einen Film über die Vergänglichkeit der Schönheit, der mit absurdem Humor agiert und in einem blutigen Finale endet, das Staunen macht.

FAZIT
Sieht man sich THE SUBSTANCE in all seiner Schönheit, aber auch seiner abstoßenden Wirkung an, so kann man nicht umhin, als zu bemerken, dass Coralie Fargeat die nächste Stufe gezündet hat. Gegen ihren Film wirken mit Body-Horror-Elementen arbeitende Filmemacher wie David Cronenberg oder David Lynch wie blutige Anfänger. THE SUBSTANCE ist ein Genre-Triumph, der sich der Einordnung verweigert. Stil und Substanz gehen Hand in Hand, sie existieren hier in perfekter Harmonie.
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