„The Last Duel“ Filmkritik: Ridley Scotts imposantes Historiendrama

Altmeister Ridley Scott hat in den vielen Jahren, die er nun schon auf dem Regiestuhl sitzt, eine große Zahl an absolut fantastischen und erstklassig erzählten Geschichten kreiert und dabei bewiesen, dass er in so ziemlich jedem Genre zuhause sein kann. Dass er auch Historienfilme gekonnt und massentauglich umzusetzen versteht, hat er ebenfalls mehr als einmal unter Beweis gestellt, weswegen nicht wenige Kinofans aktuell gespannt auf den 14. Oktober 2021 warten, wenn sein Drama The Last Duel in den deutschen Kinos veröffentlicht wird.

Inhalt von „The Last Duel“ Filmkritik: Ridley Scotts imposantes Historiendrama

von Heiner Gumprecht | 11.10.2021

Altmeister Ridley Scott bringt am 14. Oktober 2021 sein Historiendrama The Last Duel in die deutschen Kinos. Ob sich das Kinoticket lohnt, könnt ihr hier erfahren.

The last duel szene 001

Bild: „The Last Duel“ (2021). ©20th Century Studios

Altmeister Ridley Scott hat in den vielen Jahren, die er nun schon auf dem Regiestuhl sitzt, eine große Zahl an absolut fantastischen und erstklassig erzählten Geschichten kreiert und dabei bewiesen, dass er in so ziemlich jedem Genre zuhause sein kann. Dass er auch Historienfilme gekonnt und massentauglich umzusetzen versteht, hat er ebenfalls mehr als einmal unter Beweis gestellt, weswegen nicht wenige Kinofans aktuell gespannt auf den 14. Oktober 2021 warten, wenn sein Drama The Last Duel in den deutschen Kinos veröffentlicht wird.

The Last Duel: Zur Handlung

Das Historiendrama „The Last Duel“ basiert auf einem Bestseller, der sich damit schmückt, auf wahren Ereignissen zu basieren, die in Frankreich im 14. Jahrhundert stattgefunden haben sollen. Damals sorgte der Ritter Jean de Carrouges, hier gespielt von Matt Damon, für einiges an Aufsehen, als er in einem Rechtsstreit auf eine alte und längst überholte Tradition bestanden hat, nämlich einem Duell auf Leben und Tod. Wer den Kampf überlebt, wurde eindeutig von Gott geschützt und ist damit im Recht.

Grund für sein drastisches Vorgehen war die Anschuldigung seiner Frau, die Lady Marguerite de Carrouges (Jodie Comer), der Junker Jacques Le Gris (Adam Driver) habe sie vergewaltigt. Damals galt eine solche Tat unter vielen Herrschenden und Bequemen eigentlich nur als eine Lappalie, die meist dadurch beigelegt wurde, indem der Täter dem Betroffenen ein paar Münzen hat zukommen lassen. Diese Art von Wiedergutmachung genügte Ritter Carrouges jedoch nicht, denn in erster Linie stand seine leidige Ehre auf dem Spiel.

Da sein Fürst, Pierre d’Alencon (Ben Affleck), starke Gefühle für Le Gris gehegt hat, Carrouges aber nicht leiden konnte, sah sich der Königstreue dazu gezwungen, mit dem Fall bis zu dem jungen französischen Herrscher Charles VI (Alex Lawther) zu gehen, der ihm schließlich gewährte, die Angelegenheit in einem öffentlichen Spektakel beizulegen. Eine fatale Wendung der Ereignisse für Marguerite, denn wenn ihr Mann dabei sterben würde, wäre dies vor dem König Beweis, dass ihre Beschuldigung falsch war.

the last duel szene 002Bild: „The Last Duel“ (2021). ©20th Century Studios

The Last Duel: Eine Kritik

Zuerst einmal sollten Interessierte wissen, dass es in „The Last Duel“ zwar einige brutale Schlachtgetümmel-Szenen gibt, vor allen Dingen das brachiale und höchst spektakuläre Duell am Ende, doch diese nur in kleiner Zahl daherkommen. Stattdessen bemüht sich Ridley Scotts neues Werk vordergründig darum, dass wir die drei Hauptfiguren kennenlernen und ihre Weltanschauung und Motivation verstehen, denn die ausschlaggebende Tat ist nicht für jeden so eindeutig, wie sie es eigentlich sein müsste, und dafür gibt es nachvollziehbare Gründe.

Um also wirklich zu verstehen, wie unterschiedlich verschiedene Menschen ihre Realität wahrnehmen und warum sie tun, was sie nun einmal tun, reicht es nicht, einfach nur eine durchgehende Geschichte zu erzählen. Entsprechend hat sich Scott dazu entschieden, gleich drei Sichtweisen umzusetzen und die Handlung entsprechend dreimal zu wiederzugeben. Sowohl aus der Sicht von de Carrouges, als auch aus der von Le Gris und schließlich Marguerite.

the last duel szene 003Bild: „The Last Duel“ (2021). ©20th Century Studios

Dadurch macht Scott leicht verständlich klar, dass manche absolut offensichtlichen Dinge eben doch nur Versionen der eigenen Wahrnehmung sind und die Wahrheit des einen die Lüge des anderen sein kann. In jeder Versionen erhalten Zuschauer*innen Informationen, die nur die entsprechende Hauptfigur kennen kann und die erst mit den zwei anderen Geschichten wichtig und manchmal auch überaus relevant werden. Von kleinen Details, die vorher noch fehlten, zu wirklich wichtigen Informationen, die ein ganz neues Licht auf die Gegebenheiten werfen.

Ob es sich bei der letzten Version der Geschichte, die aus der Sicht von Marguerite erzählt wird, tatsächlich um die unumstößliche Wahrheit handelt, wie der Film für einen Moment suggeriert, bleibt offen. Immer wieder wird in „The Last Duel“ stattdessen deutlich gemacht, dass Kinogänger*innen nur durch die Kombination aller drei Geschichten eine Ahnung davon bekommen, was wirklich passiert ist und warum. Eine absolute Antwort gibt es bis zum Schluss nicht, was es erfordert, selbst mitzudenken und aufmerksam zu bleiben.

the last duel szene 004Bild: „The Last Duel“ (2021). ©20th Century Studios

The Last Duel: Schwere Kost, exzellent umgesetzt

Es gibt nur wenige Punkte, die an diesem Film negativ kritisiert werden können. So gibt es einige wenige Szenen, die etwas zu lang geraten sind und daher für eine Art Leerlauf sorgen. Zudem sind die Übergänge zwischen den Szenen manchmal so hart und abrupt, dass die Orientierung schwer fallen kann und Zusammenhänge wackelig erscheinen.

Hingegen absolut positiv sollten die namhafte Schauspieler*innen erwähnt werden, die sich allesamt in Topform präsentieren und zudem sehr interessante und facettenreiche Figuren spielen, die nur unter viel Aufwand in eine Schublade gesteckt werden können. Personen die sich selbst anders wahrnehmen als sie von anderen wahrgenommen werden. Jeder mit seiner ganz eigenen Sicht auf Recht, Unrecht, Moral und Ehre.

„The Last Duel“ ist technisch beinahe komplett einwandfrei und durchzogen von höchster Präzision in Detailfragen. Ein Werk, dem man die Expertise des Regisseurs anmerkt. Die musikalische Untermalung und die Fähigkeit, mit wenigen Geräuschen wichtige Szenen zu untermalen, sind ebenfalls durchgehend gelungen.

#|modlet|HTML-Code einfügen|id=10043|#

Fazit

Bei „The Last Duel“ von Ridley Scott handelt es sich um ein sehr gut erzähltes und komplexes Werk, das sich nur wenige Fehler erlaubt. Die Schauspieler*innen sind in Topform und die Atmosphäre stimmt zu jeder Zeit. Das Historiendrama ist dafür mit zweieinhalb Stunden aber auch sehr lang und erfordert von geneigten Kinogänger*innen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, so gut wie möglich parteilos zu bleiben. Außerdem sollte vermieden werden, Ereignisse und Moralvorstellungen der Gegenwart als Richtwert anzulegen.

Bewertung: 4/5****

Lust auf Kino? Falls ihr nun Lust auf den Film bekommen habt: Hier findet ihr sämtliche Kinospielzeiten für alle Kinos in DE, AT, und CH.

the last duel Filmplakate

Bild: Deutsches Filmposter zu „The Last Duel“ (2021). ©20th Century Studios