Am 09. Januar erscheint mit „The Grudge“ das Reboot zu dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2004, welcher wiederum auf dem japanischen Werk „Juon“ basiert. Unter der Regie von Nicolas Pesce, der 2017 mit „The Eyes Of My Mother“ für Aufsehen gesorgt hat, soll die 2020-Version in eine andere Richtung gehen, den Wurzeln seiner Vorgänger aber treu bleiben. Versuchen tut er dabei beides, schaffen jedoch weder das eine noch das andere.
Inhalt von „The Grudge“ Filmkritik – Zu Tode gelangweilt
Am 09. Januar erscheint mit „The Grudge“ das Reboot zu dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2004, welcher wiederum auf dem japanischen Werk „Juon“ basiert. Unter der Regie von Nicolas Pesce, der 2017 mit „The Eyes Of My Mother“ für Aufsehen gesorgt hat, soll die 2020-Version in eine andere Richtung gehen, den Wurzeln seiner Vorgänger aber treu bleiben. Versuchen tut er dabei beides, schaffen jedoch weder das eine noch das andere.
Zur Handlung
Detective Muldoon (Andrea Riseborough) ist eine alleinerziehende Mutter, die noch nicht über den Verlust ihres kürzlich verstorbenen Ehemannes hinweggekommen ist. In ihrem Job als Polizistin lenkt sie sich mit einem alten Fall ab, der anscheinend noch immer hohe Wellen schlägt. Dabei geht es um verschiedene Morde, die allesamt im gleichen Haus stattgefunden haben. Doch ihr neuer Partner, der einst in die Untersuchungen involviert war, will damit aus persönlichen Gründen nichts mehr zu tun haben.
Schon bald wird Muldoon klar, dass der Fall eine übersinnliche Note aufweist und deutlich weiter in die Vergangenheit zurückreicht, als sich zuerst vermuten ließ. Im Verlauf des Films springt die Handlung zwischen Familien hin und her, die in den letzten Jahren Opfer eines Fluchs wurden, der in Japan seinen Ursprung zu haben scheint und deren Schicksale nun mit dem der Polizistin verknüpft sind. Denn nachdem diese das Haus der jüngsten Morde betreten hat, hat sich der Fluch auch an sie geheftet.
Nichts Halbes und nichts Ganzes
Schwer zu verstehen, warum man nicht einfach die Figuren austauscht und ein eigenes, neues Werk daraus macht, wenn man sowieso einen neuen Weg gehen möchte. Aber anscheinend nimmt manch einer bei Sony an, dass der Name des Originals noch zur Genüge zieht und die Leute in Scharen ins Kino locken wird. Doof nur, wenn die dann wirklich kommen sollten und erkennen müssen, dass Pesces das Original lediglich als Inspirationsquelle versteht.
In seiner Version der Geschichte sind die Geister deutlich weniger präsent, stattdessen liegt der Fokus auf dem Fluch, oder besser gesagt auf der Art, wie sich dieser verbreitet und welches Leid er damit auslöst. Statt kriechendem Horror und brutalen Todesszenen gibt es vor allen Dingen viele Aufnahmen von rottenden Leichen, einige Ansätze die Handlung möglichst dramatisch wirken zu lassen und einen gewissen Hauch von Melancholie.
Doch leider kaum Kontinuität. Gerade wenn sich „The Grudge“ genügend auf eine einzelne Figur fokussiert, so dass man überhaupt ansatzweise die Chance bekommt, sich mit dieser zu identifizieren und mit ihr zu leiden, springt das Werk zu einer anderen Person und reißt auch deren Part in der Geschichte lediglich an. Erst bemüht sich der Film um eine dramatische Tiefe, dann verwirft er die Hälfte seiner Ansätze wieder.
Aus subtilen Horrorelementen werden plötzlich billige Jumpscares, aus einer Story, die einen gewissen Umfang erhoffen lässt, wird stattdessen oberflächlicher Einheitsbrei. Dabei zieht sich „The Grudge“ unangenehm in die Länge, weil zu viel Zeit mit unnötigem Tiefgang verschwendet wird, dessen Ausarbeitung sich am Ende einfach nicht auszahlt. Gleichzeitig ist „The Grudge“ auf dem gesamten Weg viel zu zahm.
Pesces Arbeit lässt vermuten, dass er beständig Kompromisse eingehen musste. Seine Vision von einem guten Horrorfilm steht zumindest im offensichtlichen Widerspruch zu dem Versuch, sich an gewisse Eckpunkte aus dem Original zu halten. Obwohl er seinen Film anscheinend lieber im Bereich des Drama sehen würde, biedert sich „The Grudge“ lediglich mit einer subtilen Herangehensweise an, greift dann jedoch auf unterdurchschnittliche Jumpscares zurück. Zwei Ansätze, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Und das alles zusammengehalten durch einen Aufbau, der so klassisch ist, dass er schon staub angesetzt hat. Erst gibt es eine kleine Schockszene, die jedoch schnell von der Einführung des Hauptcharakters abgelöst wird. Der Grad des Unheimlichen wächst langsam, aber beständig an, bis es zum Höhepunkt kommt, wo alle losen Fäden zusammenlaufen und das Finale einläuten. Und einem Ende, das ich lediglich als vorhersehbar und kitschig bezeichnen kann.
Auf dem Weg dorthin ist es die meiste Zeit über sehr ruhig, der Horror liegt zu großen Teilen in dem, was der Kinogänger mit dem Gesehenen und Gehörten in seinem Kopf macht. Doch wie eben angedeutet nur so lange, bis einem mit jaulenden Tönen eine widerliche Totenfratze entgegenspringt, wie der berühmte Schachtelteufel zu „Pop! Goes the Weasel“.
Leider reichen die Elemente, die einem zum selber Gruseln gegeben werden, nicht aus, um sich wirklich zu fürchten und die eingeschobenen Schocker sind bei weitem nicht clever genug, um irgendwen aus dem Sessel zu heben, der oder die im Leben schon mehr als zwei Filme dieses Genre gehen hat. Der dramatische Part ist zu unausgereift, die Horrorelemente zu einfallslos. Das Ergebnis ist fast in allen Belangen enttäuschend.
Schauspielerischer Einheitsbrei
Unter den Darstellern in „The Grudge“ sind durchaus talentierte Akteure dabei, doch sieht man von ihren Fähigkeiten meist herzlich wenig. Nicht nur wurden die meisten Figuren ziemlich uninspiriert und zweidimensional ausgearbeitet, viele der Beteiligten spielen ihre Charaktere zudem mit einer deutlichen Lustlosigkeit, die bei manch einem an Arbeitsverweigerung grenzt.
Wirklich passabel auffallen tut in diesem Cast lediglich Betty Gilpin („Isn´t It Romantic“, „Bailey – Ein Hund kehrt zurück“) und das auch nur, weil sie die wenigen Chancen, etwas Tiefe in ihrem Spiel zu zeigen, gut nutzt. Doch ist ihr Part in „The Grudge“ einfach zu klein, um tatsächlich einen positiven Effekt auf die finale Wertung haben zu können. Ihre Leistung ist eine freudige Ausnahme, die jedoch ganz genau das ist: eine Ausnahme.
Zu guter Letzt bleibt mir nur noch, ein Wort über die Tricktechnik zu verlieren und diesen Moment nutze ich, um wenigstens ein wenig Nettes über „The Grudge“ sagen zu können. Die Horrorelemente sehen gut aus und obwohl (oder gerade weil) die Leichen so abartig hässlich sind, fallen sie angenehm auf und geben dem Film ein wenig Charakter.
Fazit
Ich kann wirklich nicht sagen, wem ich diesen Film empfehlen würde. Solltet ihr einen der Originalfilme mögen, bleibt bei dem, solltet ihr etwas Neues suchen, sucht woanders. „The Grudge“ von Nicolas Pesce ist eine merkwürdige Mischung aus melancholischem Drama und sinnlosen Horroreinlagen, der beide Bereiche nicht wirklich nutzt und sie mehr schlecht als recht miteinander verbindet. Um auf Gefühlsebene zu funktionieren, ist er zu platt, um zu gruseln zu einfallslos.
Bewertung: 2/5**
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 07.01.2020