Tom McCarthy legte im Jahr 2015 mit „Spotlight“ das Werk vor, das den Oscar für den besten Film des Jahres erhielt. Bei „Stillwater“ ist wohl eher weniger zu erwarten, dass ihm diese Ehre zuteilwird. Schlecht ist der Film dabei keineswegs, nur etwas arg langsam erzählt – und dann im Finale ein wenig gehetzt.
Inhalt von Stillwater – Nichts ist, wie es war (Filmkritik)
von Peter Osteried | 09.09.2021
Das Drama „Stillwater“ startet am heute in den deutschen Kinos. Hier unsere Kritik zum Film mit Matt Damon.
Bild: Szene aus dem Kinofilm “Stillwater” (c) Universal Pictures International
Tom McCarthy legte im Jahr 2015 mit „Spotlight“ das Werk vor, das den Oscar für den besten Film des Jahres erhielt. Bei „Stillwater“ ist wohl eher weniger zu erwarten, dass ihm diese Ehre zuteil wird. Schlecht ist der Film dabei keineswegs, nur etwas arg langsam erzählt – und dann im Finale ein wenig gehetzt.
Stillwater – Zur Handlung
Der meist auf Ölbohrplattformen arbeitende Bill (Matt Damon) reist von Oklahoma aus nach Marseille. Dort sitzt seine Tochter Allison (Abigail Breslin) seit Jahren wegen Mord ein. Sie beteuert ihre Unschuld, er glaubt ihr. Bei seinem jüngsten Besuch erzählt sie ihm von einem Mädchen, das einen Jungen auf einer Party kennen lernte, der damit prahlte, ein anderes Mädchen erstochen zu haben und davongekommen zu sein.
Bei ihm soll es sich um den wahren Mörder handeln, weswegen Bill selbst Ermittlungen anstrebt und dabei die Hilfe der alleinerziehenden Mutter Virginie (Camille Cottin) erhält. Aus Tagen werden Wochen, aus Wochen Monate, während Bill sich langsam in Virginie und ihre Tochter verliebt.
Bild: Szene aus dem Kinofilm “Stillwater” (c) Universal Pictures International
Stillwater – Eine Kritik
Der Film basiert lose auf dem Fall der in Italien wegen Mordes angeklagten, inhaftierten und dann freigelassenen Amanda Knox, die sich im Vorfeld von „Stillwater“ auch beschwerte, dass ihr Leben (mal wieder) die Basis eines Films bildet, sie aber überhaupt nicht davon profitiert.
Bei „Stillwater“ darf man keinen Krimi erwarten – oder gar einen Thriller. Die Elemente sind da, die Geschichte wäre dafür auch prädestiniert, aber im Kern handelt es sich bei diesem Film um ein Familiendrama, mit einem Mann im Mittelpunkt, der immer alles kaputtmacht, und eine Tochter hat, die das geerbt hat. Sowohl Bill als auch Allison sind „fuck-ups“, wie sie selbst so schön sagt. Das ist die Tragik dieser Geschichte, denn beide wollten eigentlich nur ihr Glück, aber der Verlauf des Films lässt das nicht zu.
An sich ist „Stillwater“ durchaus ein guter Film. Aber er leidet etwas darunter, dass er mit einer Laufzeit von fast 140 Minuten etwas zu lang ist. Er fühlt sich manchmal zäh an, er mäandert, er hätte deutlich getrimmt werden können, zumal das Finale dann recht überhastet erscheint. Punkten kann der Film jedoch mit Matt Damon, der hier eine der feinsten Darstellungen seiner Karriere abliefert. Er spielt einen einfachen Mann, einen gottesfürchtigen Mann, jemand, der gerne ein guter Vater wäre, es aber nicht ist, und der dazu neigt, das Gute im eigenen Leben kaputtzumachen. Betrachtet man den Film vor allem als Porträt dieses Mannes, ist er gelungen, während die Geschichte um die Tochter nur das reale Knox-Geschehen variiert, ohne etwas daraus zu machen.
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Fazit
„Stillwater“ ist ein durchwachsener Film. Zu lang, um wirklich in den Bann zu ziehen, zu unentschlossen, um gänzlich zu überzeugen. Aber er hat seine Momente, wenn er Marseille nicht in Urlaubsbildern, sondern recht heruntergekommen zeigt, und einem Mann ein bisschen Frieden schenkt, bevor dieser wieder verloren geht.
Bewertung: 3/5***
Bild: Poster zum Kinofilm “Stillwater” (c) Universal Pictures International