Jeff Fowler ist als Regisseur ein weitgehend unbeschriebenes Blatt und sein neuester Film, „Sonic the Hedgehog“, hat bisher nur wegen zwei Dingen Aufmerksamkeit erhalten. Zum einen, weil der kleine, blaue Igel komplett neu modelliert werden musste, da er mehr wie die entfernte Erinnerung an den Protagonisten der Sega-Spiele wirkte als das Fans ihren Helden tatsächlich wiedererkannt hätten. Und zum anderen, weil Publikumsliebling Jim Carrey die Rolle von Antagonist Dr. Robotnik übernommen hat.
Inhalt von „Sonic the Hedgehog“ Filmkritik — Noch eine Videospielverfilmung
Jeff Fowler ist als Regisseur ein weitgehend unbeschriebenes Blatt und sein neuester Film, „Sonic the Hedgehog“, hat bisher nur wegen zwei Dingen Aufmerksamkeit erhalten. Zum einen, weil der kleine, blaue Igel komplett neu modelliert werden musste, da er mehr wie die entfernte Erinnerung an den Protagonisten der Sega-Spiele wirkte als das Fans ihren Helden tatsächlich wiedererkannt hätten. Und zum anderen, weil Publikumsliebling Jim Carrey die Rolle von Antagonist Dr. Robotnik übernommen hat.
Beide Punkte hätten ein Indikator dafür sein können, dass Paramount Pictures die richtige Richtung eingeschlagen hatte und es im Bereich des Möglichen lag, dass sich von dieser Produktion sowohl Gamer der ersten Stunde als auch Kids von heute angesprochen fühlen. Die Wahrheit ist jedoch genauso trist, wenig überraschend und gleichsam enttäuschend, wie es manch eine pessimistische Seele im Vorfeld bereits prophezeit hat. Das äußerst späte Embargo für Kritiken jeder Art zu dem Film ließt dies bereits vor der Sichtung erahnen.
Und die PR hat allen Grund, an dem Erfolg von Jeff Fowlers Werk zu zweifeln, denn es dürfte schwer werden, die Massen für Sonic zu begeistern. Die unter euch, die den heldenhaften Igel seit seinem Debüt auf dem Mega Drive kennen, werden für ihren Besuch im Kino nur äußerst selten mit nostalgischen Momenten belohnt. Und die Kleinen unter uns, auf die der Film sichtlich zugeschnitten ist, können kaum noch etwas mit der einst ikonischen Figur anfangen. Der Andrang könnte sich also in Grenzen halten.
08/15-Komödie für Kids
Doch wenn man Sonic entweder nicht kennt oder eben für das Kennen nicht belohnt wird, welche Gründe für einen Kinobesuch bleiben dann noch übrig? Um ehrlich zu sein, ziemlich wenige. Lediglich ein paar wenige Sprüche und ein/zwei interessante Einfälle bleiben positiv in Erinnerung, während alles andere in einem Sumpf der Belanglosigkeit vor sich hin dümpelt. Wer Jim Carrey in seinen verrückteren Rollen wirklich, wirklich liebt, darf sich ebenfalls ein wenig freuen. Ansonsten sieht es jedoch düster aus.
Die Handlung bedient sich des typischen Grundgerüsts, welches beinahe alle Werke verpasst bekommen, die eine Figur in Szene setzen müssen, die sich für eine ernstzunehmende Realverfilmung kaum bis gar nicht eignet. Alles wird in unsere Welt versetzt, die ursprünglichen Charaktere und Orte lediglich angedeutet und die Umstände werden so angepasst, dass Sonic auch der Yeti, Frau Holle oder der Li-La-Laune-Bär sein könnte. Abgesehen von den vordergründigen Charakteristika dieser Figuren und ihrem entsprechenden Einfluss auf die Ereignisse, macht es keinen Unterschied, wer die Rolle des Helden einnimmt.
Was Sonic also noch zu Sonic macht ist lediglich seine Geschwindigkeit – die im Gegensatz zu den Spielen jedoch deutlich höher ist – und die berühmten goldenen Ringe, die er in beinahe jedem Titel mit seinem Namen drauf in Massen einsammeln muss; hier aber eine gänzlich andere Funktion inne haben. Der Erzählstil ist oftmals generisch, bestenfalls einfalls- und auf jeden Fall anspruchslos.
Jim, Quicksilver und Co.
Während fast alle Figuren, die in „Sonic the Hedgehog“ auch nur annähernd von Bedeutung sind, zweidimensional und absolut austauschbar entworfen wurden, ist es lediglich Dr. Robotnik, der einen positiven, bleibenden Eindruck hinterlässt. Und das auch nur, wenn man Darsteller Jim Carrey gerne völlig frei drehen sieht. Wer seine Art und seinen speziellen Humor mag, kommt sicherlich auf seine Kosten, auch wenn die Figur die er verkörpert an sich das Abziehbild von jedem x-beliebigen Bösewicht aus jeder Kindergeschichte ist, die es je gab.
Aber nicht nur in Sachen Handlung und Bösewicht haben sich die Verantwortlichen von „Sonic the Hedgehog“ fröhlich von anderen Werken inspirieren lassen und schlecht geklaut statt schlecht selbst erfunden. Auch bei einzelnen Szenen, die das wackelige Gerüst von einer Geschichte zusammenhalten, wurde sich eher daran orientiert, welche bereits bestehenden Inhalte aus der großen Welt der medialen Unterhaltung heutzutage beliebt sind, statt mit eigenen Ideen aufzuwarten.
Da wird der berühmt-berüchtigte Fortnite-Dance getanzt und zwar gleich zweimal, die Quicksilver-Szene aus „X-Men: Days Of Future Past“ wird in äußerst albern kopiert und jede Menge Anspielungen ohne Zusammenhang werden in den Raum geworfen. Und obwohl so motiviert bei anderen abgeschaut wird, ist trotzdem weitgehend kaum etwas los. Über weite Strecken wirkt Jeff Fowlers Film arm an Action und geplagt von vielen Leerläufen, die ebenfalls nur durch die Performance von Carrey einigermaßen gerettet werden können.
Die wenigen Versuche, unnötigerweise etwas Dramatik in die Geschichte einfließen zu lassen, verenden bereits im Ansatz, da sie völlig platt und an den Haaren herbeigezogen sind. Die Logik bleibt ebenfalls immer wieder auf der Strecke und es wird sich selten die Mühe gemacht, relevante Aspekte genauer zu erklären. Stattdessen springt die Handlung von Einzelidee zu Einzelidee, immer bemüht, die schnell nachlassende Aufmerksamkeit von Kindern mit bunten Unsinnigkeiten zu bombardieren.
Zu alt dafür
Und da ist er wieder, der Casus knacksus. Als Film und in Anbetracht, was das Werk eigentlich sein möchte, ist „Sonic the Hedgehog“ ein totaler Reinfall, der sich bestenfalls dafür eignet, an einem verregneten Samstagnachmittag geschaut zu werden, wenn andere Optionen noch unangenehmer erscheinen als sich dieser Ansammlung von Internetwitzeleien auszuliefern. Doch wenn es euch an Jahren mangelt, ihr also noch von kleiner Statur und ebenso kleinem Geist seid, könnte diese amerikanisch-japanische Produktion euch vielleicht begeistern.
Für Kinder, also alles unter zwölf Jahren, mag dieser Versuch, Sonic auf die große Leinwand zu bringen, nämlich funktionieren. Es ist bunt, Sonic wirkt selbst wie ein Kind und immer wieder macht irgendwer irgendetwas Beklopptes. Wer nichts erwartet, wird hier vielleicht tatsächlich glücklich, dass hat dann aber wenig mit der Qualität des Produkts zu tun als viel mehr mit dem fehlenden Anspruch des entsprechenden Kinogängers. Dann muss man sich auch nicht über das krude Ende ärgern, oder die fragwürdigen Entscheidungen einiger Figuren.
Fazit
Weder reguläre Kinogänger, noch Fans von Jim Carrey, oder solche unter euch, die damals an der Konsole die Welt von Sonic gegen den fiesen Robotnik verteidigt haben, kommen in diesem Werk von Jeff Fowler auf ihre Kosten. „Sonic the Hedgehog“ ist für die Kleinsten unter uns und versucht zu keiner Sekunde, andere potenzielle Zielgruppen abzuholen oder ihnen sogar zu gefallen. Nostalgische Momente sind fast nicht vorhanden, Handlung, Erzählstil und Charakterausarbeitung sind unterste Schublade und der Humor bewegt sich beständig zwischen zu albern und zu doof.
Bewertung: 2/5**
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 13.02.2020