Parker Finn ist kein Name, den Kinoliebhaber*innen kennen dürften, schließlich feiert der Mann mit „Smile – Siehst du es auch?“ am 29. September 2022 sein Debüt als Filmemacher. Als offensichtlicher Fan von Horrorfilmen scheint es ihm bei seinem Erstlingswerk ein Bedürfnis zu sein, eine Art Hommage an das Genre zu schaffen, vollgestopft mit Anspielungen auf große Momente in der Kinogeschichte, aber mit nur wenigen guten Eigenideen. Das Ergebnis ist ein Beweis seiner Expertise, aber auch ein frühes Denkmal seines Scheiterns.
Inhalt von „Smile – Siehst du es auch?“ Filmkritik: Hier gibt es nichts zu lachen
von Heiner Gumprecht | 25.09.2022
Parker Finn ist kein Name, den Kinoliebhaber*innen kennen dürften, schließlich feiert der Mann mit „Smile – Siehst du es auch?“ am 29. September 2022 sein Debüt als Filmemacher. Als offensichtlicher Fan von Horrorfilmen scheint es ihm bei seinem Erstlingswerk ein Bedürfnis zu sein, eine Art Hommage an das Genre zu schaffen, vollgestopft mit Anspielungen auf große Momente in der Kinogeschichte, aber mit nur wenigen guten Eigenideen. Das Ergebnis ist ein Beweis seiner Expertise, aber auch ein frühes Denkmal seines Scheiterns.
Smile – Siehst du es auch?: Eine Kritik
Die Handlung dieses Horrorfilms ist schnell erklärt. Eine Therapeutin (Sosie Bacon) muss den schrecklichen Selbstmord einer Patientin mit ansehen, die vor ihrem Tod davon überzeugt war, dass ein grauenhaftes Ding sie verfolgen würde. Kaum liegt die frische Leiche im Keller des Krankenhauses, da sieht die Protagonistin ebenfalls scheußlich grinsende Menschen, die sie in den Wahnsinn zu treiben versuchen. Gruselige Einzelszenen bilden dabei den Kitt zwischen einer ansonsten ziemlich ereignislosen Geschichte.
Ein Umstand, den man zu Beginn jedoch nicht erahnen kann, denn gerade im ersten Viertel von „Smile“ zeigt Regisseur und Drehbuchautor Parker Finn durchaus, was er auf dem Kasten hat und in welche Richtung sich sein Debütfilm hätte bewegen können. Der Anfang ist atmosphärisch und durchzogen von aussagekräftigen Bildern und Kameraeinstellungen, die nicht nur für ein mulmiges Gefühl sorgen können, sondern im Zusammenspiel mit dem Wechsel aus sehr leise und sehr laut auch ordentlich bedrohlich wirken.
Seine Verspieltheit im technischen Bereich und seine gleichzeitig offensichtliche Kompetenz beim Erschrecken sorgen für ein paar packende Momente und die zart aufblühende Hoffnung, dass dieser Trip bis zum Ende pures Grauen bleibt. Dafür sprechen wirklich schön unangenehme Schocker, die nervenaufreibende, passend dissonante Sounduntermalung und die vielversprechende Prämisse, die lange die Frage offen lässt, ob die Hauptfigur wirklich von einem übernatürlichen Grauen verfolgt wird, oder ob sie schlichtweg verrückt wird.
Dieser interessante Ansatz bröckelt aber bereits ein gutes Stück vor der Halbzeit weg und die skurrilen, nichtsdestoweniger packenden Momente werden schnell von einzelnen Jumpscares und ansonsten ziemlich faden Gruselmomenten abgelöst. Finn beantwortet die Frage nach dem Verstand der Protagonistin viel zu schnell, während er gleichzeitig versucht, seinen Film durch zu viele Details und unnötige Nebenfiguren aufzublähen. Das Ergebnis sind lange Durststrecken für Fans von gepflegtem Horror und eine Vielzahl an Leerläufen.
Unterbrochen wird dieses Fehlen an echter Horrorstimmung durch ein paar vereinzelte Szenen, die in ihrem Kern gut und herrlich furchterregend sind, in ihrer Ausarbeitung aber lediglich dem Zweck dienen, andere Horrorfilme zu glorifizieren. Von „It Follows“ über „The Grudge“ sowie „Mama“ bis hin zu „Scream“ ist alles irgendwie und irgendwo vertreten. Sogar eine ikonische Szene aus „Alien 3“ hat ihren Weg in „Smile“ gefunden, was für Easter-Eggs-Jäger vielleicht spannend ist, in diesem Werk aber äußerst fehlplatziert wirkt.
Hinzu kommt, dass Finn kaum eine Szene zufriedenstellend zu einem Ende führt. Oft versucht er lediglich einen losgelösten Moment zu replizieren und sobald ihm dies scheinbar gelungen ist, setzt er auf einen harten Schnitt und drosselt das Tempo zu schnell zu stark. Seine Bildsprache und die musikalische Begleitung bleiben zwar durchweg großartig, aber der komplette Rest kann schwerlich als gelungen bezeichnet werden. Dieser negative Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass die Schauspieler*innen in diesem Werk enttäuschen.
Die Nebendarsteller*innen zeigen kaum Interesse daran, ihre Figuren nachvollziehbar, geschweige denn realistisch darzustellen. Besonders schlimm ist dies beim Verlobten der Hauptfigur, der ungenügend von Jessie T. Usher verkörpert wird. Aber auch die anderen Schauspielkollegen von Hauptdarstellerin Sosie Bacon zeigen sich durchweg lustlos und liefern kaum mehr als das Allernötigste ab. Einzige Ausnahme ist hier der sehr kurze Auftritt von „Scrubs“-Star Judy Reyes, die aber auch nicht wirklich viel zu tun hat.
Wenigstens Bacon selbst macht beinahe durchgehend einen weitgehend guten Job. Ihr Schauspiel rechtfertigt die Hauptrolle im direkten Vergleich mit ihren Filmkolleg*innen, doch wenn es um die Darstellung von Extremsituationen geht, kann sie nicht überzeugen. So sind die mentalen Tiefpunkte ihrer Figur genauso schrecklich aufgesetzt und oberflächlich dargestellt wie die Wutausbrüche oder jede andere Form von radikalen Verhalten. Was sich besonders stark im Finale von „Smile“ zeigt.
Dieser Abschluss der Geschichte, der ebenfalls versucht, einen anderen Horrorfilm zu glorifizieren, ist nicht nur zäh, er ist gleichzeitig leider auch übereilt und trotz oder gerade wegen seiner maßlosen Übertreibungen in jedem relevanten Bereich durchweg enttäuschend. Dass das Ende abzusehen ist, mag jedem Horrorfan ab Minute 1 in „Smile“ bewusst gewesen sein, dass Parker Finn dabei auf Überraschungen verzichtet und nur eine motivierte Schockszene einbaut, ist dann doch überraschend.
Fazit
„Smile“ ist mit seinen beinahe zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lang, das komplette Werk zieht sich schlimmer als ein Kaugummi unter der Schuhsohle. Einzelne Momente, die wirklich gruselig sowie äußerst einfallsreich sind, gehen im Meer der Belanglosigkeit und langgezogenen Szenen unter, während Finn lieber anderen Werken dieses Genre Ehrerbietung zollt, statt seinen eigenen Film ordentlich auszuarbeiten. Unmotivierte Schauspieler*innen, eine langweilige Hintergrundgeschichte und ein ödes Finale geben dem Werk schließlich den Rest.
Bewertung: 2/5**