Im Jahr 1979 gab es das erste Remake von NOSFERATU. Damals sagte Regisseur Werner Herzog, dass sein Werk in den nächsten 50 Jahren höchstens erreicht, nicht aber übertroffen werden könne. 45 Jahre später gibt es die erste amerikanische NOSFERATU-Produktion – von einem cineastischen Virtuosen wie Robert Eggers, der zu den großen neuen Stimmen des Genrefilms gehört. Er hat die Fähigkeit, Geschichten mit starkem Arthaus-Einschlag für ein doch erstaunlich großes Publikum zu erzählen. Ob das hier aber wieder gelingt?
Nosferatu – Zur Handlung
Deutschland im Jahr 1838. Von Wisborg aus reißt Thomas Hutter in die Karpaten, da Graf Orlok ein Anwesen in der Stadt gekauft hat, die Verträge aber zuhause unterschreiben will. Hutter ahnt nicht, welcher Kreatur er schon bald gegenüberstehen wird. Einer, die ein besonderes Interesse an Hutters Frau Ellen zeigt und sich auf den Weg nach Wisborg macht, während Hutter in seinem Schloss zurückbleibt – als Gefangener.
In Wisborg wird Ellen des Nachts von Anfällen geplagt. Ihre Freunde wissen sich nicht zu helfen, ihr Arzt konsultiert einen Spezialisten, der die okkulten Hintergründe erkennt …
Nosferatu – Eine Kritik
Friedrich Wilhelm Murnaus Film läuft 94 Minuten, Herzogs Remake 107 Minuten, Eggers‘ neue Version stolze 132 Minuten. Der Autor und Regisseur orientiert sich an Murnaus Film, aber auch Bram Stokers Roman, im Großen und Ganzen bleibt er dem deutschen Schwarzweißfilm aber treu, nur dass er eigene Elemente einbringt. Sein Graf Orlok ist eine Kreatur nicht unähnlich der, die Max Schreck spielte, aber Bill Skarsgård lässt ihn noch unheimlicher erscheinen. In Maßen weniger monströs, nur um dann, wenn man ihn genau erblicken kann, noch ekliger zu zeigen. Seine Stimme ist enorm, der Akzent, aber auch, wie er die Tonlage drückt. Dieser Orlok ist ein ganz anderes Biest als das von Schreck oder Kinski.
Auch Eggers‘ Film geht eigene Wege. Er erschafft eine Verbindung zwischen Ellen und Orlok, aber ganz anders, als das beispielsweise Francis Ford Coppola in seinem BRAM STOKER’S DRACULA getan hat. Das ist ein interessantes Element, weil Eggers offenlässt, ob es diese Verbindung gibt oder sich Ellen, die an einer ausgeprägten Melancholie – so nannte man früher Depressionen – leidet, diese nur einbildet.
Der in Prag gedrehte Film sieht ausgesprochen toll aus. Geradezu gediegen, vor allem aber auch klassisch. Eggers‘ Film ist keiner der schnellen Schnitte, er lässt Szenen sich entwickeln, ohne zu sehr mit der Kamera einzugreifen. Sein Film mutet an wie ein Werk vergangener Zeit. Gerade, dass es nicht schwarzweiß ist. Der Anfang ist es aber schon, und spätere Szenen sind teils farblich so entsättigt, dass man denken könnte, einen monochromatischen Film vor sich zu haben. Eggers setzt auf eine veraltete Sprache. Er nutzt Begrifflichkeiten, die aus dem Sprachgebrauch geflogen sind. Auch das trägt dazu bei, dass der Film sehr klassisch anmutet.