Steven Soderbergh ist vielen Kinofans vielleicht dank seiner Arbeit an weltweit beliebten sowie erfolgreichen Filmen wie „Ocean´s Eleven“, „Erin Brockovich“ und „Traffic – Die Macht des Kartells“ ein Begriff, weswegen es nun sicherlich ein/zwei potenzielle Kinogänger gibt, die sich freuen zu hören, dass der US-amerikanische Regisseur dieses Jahr einen neuen Krimi ins Rennen schickt: No Sudden Move, mit MCU-Star Don Cheadle in der Hauptrolle. Das Werk soll planmäßig am 24. Juni 2021 in die deutschen Kinos kommen.
Inhalt von „No Sudden Move“: Filmkritik ohne Spoiler
von Heiner Gumprecht | 22.06.2021
Steven Soderbergh ist vielen Kinofans vielleicht dank seiner Arbeit an weltweit beliebten sowie erfolgreichen Filmen wie „Ocean´s Eleven“, „Erin Brockovich“ und „Traffic – Die Macht des Kartells“ ein Begriff, weswegen es nun sicherlich ein/zwei potenzielle Kinogänger gibt, die sich freuen zu hören, dass der US-amerikanische Regisseur dieses Jahr einen neuen Krimi ins Rennen schickt: No Sudden Move, mit MCU-Star Don Cheadle in der Hauptrolle. Das Werk soll planmäßig am 24. Juni 2021 in die deutschen Kinos kommen.
Bild: „No Sudden Move“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
No Sudden Move: Zur Handlung
Die USA in den 1950er Jahren: Curt Goynes (Don Cheadle) wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, doch da er dringend Geld braucht, nimmt er direkt einen höchst fragwürdigen Job an, der in relativ kurzer Zeit verhältnismäßig viel Geld einbringen soll. Mit zwei anderen Kleinkriminellen zusammen muss er das Haus eines einfachen Autoverkäufers (David Harbour) aufsuchen und dessen Familie so lange festhalten, bis der Auftraggeber bekommen hat, wonach er sucht.
Was eigentlich ein einfacher Job sein sollte, entpuppt sich schnell als kompliziertes Spiel zwischen rivalisierenden Auftraggebern, die jeweils ihre eigenen Schachfiguren ins Rennen geschickt haben. Curt versucht aus der Situation das Beste zu machen und folgt bei seinen Entscheidungen zum einen seinem moralischen Kompass und zum anderen seinem Wunsch, aus der Sache nicht nur lebendig, sondern auch mit ordentlich Bargeld in der Tasche herauszukommen. Doch der wahre Strippenzieher im Hintergrund ist alles andere als ein Amateur.
Bild: „No Sudden Move“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
No Sudden Move: Eine Kritik
Steven Soderberghs neuer Film nimmt sich zu Beginn nicht mehr Zeit, als er wirklich benötigt. Alles für die Handlung Relevante wird in wenigen, kurzen Szenen abgeklärt und stattdessen konzentriert sich das Werk darauf, die Spannung nach oben zu schrauben, lebensechte Charaktere darzustellen und mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen. All dies passiert in einer Umgebung, die die Gesellschaft in den USA in diesem Zeitraum zwar übermäßig klischeelastig, dafür aber recht realistisch und ungeschönt darstellt.
Doch bereits in der ersten halben Stunde lassen Erzählstil sowie Schnitt zu wünschen übrig. Spannende Ansätze werden direkt wieder fallen gelassen, ein relativ guter Flow wird durch unnötige Hintergrundinformationen gestört und nicht wenige Szenen enden, bevor sie ihr angestrebtes Ziel erreichen konnten. Soderbergh zeigt hier nur geringes Fingerspitzengefühl für das richtige Timing, weswegen große Teile der ersten Hälfte von den Darstellern getragen werden und auch getragen werden müssen.
Die Schauspieler haben auch ordentlich zu tun und holen teilweise Maximales aus den simpel gezeichneten Charakteren heraus, weswegen selbst eher langweilige und sogar überflüssige Szenen Daseinsberechtigung heucheln können. Sowohl bei der Darstellung der Figuren als auch beim Voranschreiten des Plots sind es die Details, die einem ins Auge springen und einer eher durchwachsenen, beinahe schon standardisierten Story etwas mehr Unterton und damit auch Körper verleihen.
Diese Herangehensweise funktioniert bis zu einem gewissen Punkt trotzdem ganz gut, doch sobald dieser überschritten wurde, verfällt das ganze Werk in ein heilloses Durcheinander. Plötzlich ist es Soderbergh nur noch wichtig, den Zuschauer hinters Licht zu führen und neue Wege einzuschlagen, als wirklich logisch und nachvollziehbar eine Geschichte zu einem Ende zu führen. Dadurch verfranzt sich die gesamte Story schlussendlich und aus Spannung und einem Gefühl von Beklommenheit wird immer wieder unfreiwillige Komik.
Der große Aha-Moment am Ende hält sich dadurch ebenfalls in Grenzen und irgendwie schafft es „No Sudden Move“, dass nicht nur gewisse Figuren erneut genau dort stehen, wo ihre Geschichte knapp zwei Stunden zuvor begonnen hat, sondern auch der Zuschauer das Gefühl erhält, eigentlich kaum etwas erlebt zu haben. Die Enttäuschung kommt jedoch nicht von falschen Erwartungen, sondern von falschen Versprechungen und einem möglicherweise übermotivierten Regisseur, der den Weg aus den Augen verloren hat, weil sein Blick kontinuierlich auf dem Ziel ruhte.
Bild: „No Sudden Move“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
No Sudden Move: Ziemlich weit der Winkel
Die technische Herangehensweise von Soderbergh und seinem Team ist in vielen Bereichen erstklassig. Zum Beispiel bei den Kostümen und der Kulisse. Auch hier sind es wieder die Details, die ohne Probleme dafür sorgen können, dass das Gezeigte so als Geschichte seiner Zeit akzeptiert werden kann, und aus denen sich nützliche Hinweise für die Geschichte und ihren Ausgang finden lassen. Doch es gibt auch sehr fragwürdige Entscheidungen, die in „No Sudden Move“ umgesetzt wurden und nur bedingt ihren Zweck erfüllen.
Allen voran stellt sich natürlich die Frage, warum der gesamte Film mit einer Weitwinkelkamera gedreht werden musste. Dadurch ergeben sich zwar ein paar interessante Möglichkeiten, doch letzten Endes nutzt Soderbergh diese kaum und zum anderen sehen andere Einstellungen schrecklich aus. Man könnte hier ins Detail gehen, doch unterm Strich sei gesagt, dass diese Methodik den Film zu keiner Sekunde besser macht und keiner Szene einen Mehrwert bietet. Einige Einstellungen leiden stattdessen regelrecht unter dem Weitwinkel.
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Fazit
Stellt euch vor, ihr kauft euch einen Kaugummi mit einem recht ungewöhnlichen Geschmack. Und die ersten Minuten sind erfreulich angenehm, neu, anders, spannend. Dann lässt der Geschmack nach und alles was euch bleibt, ist ein zähes, klebriges Ding, das fade Platz in eurem Mund wegnimmt und auf dem ihr mehr aus Langweile als aus Interesse drauf rum kaut. Diese Analogie ist „No Sudden Move“ gegenüber zwar äußerst unfair, doch sie kommt der Realität leider erstaunlich nahe.
Gekonnte Schauspielkunst, viele Details und eine ungeschönte, realistische Welt voller Kriminalität und Sünde. Abgesehen von diesen Propunkten gibt es nicht viel, das sich an Soderberghs Film loben lässt, denn unterm Strich ist sein neues Werk vor allen Dingen recht langweilig und langatmig. Für absolute Fans von Soderbergh und des Genre Krimi unter Vorbehalt zu empfehlen, darüber hinaus ist „No Sudden Move“ jedoch einfach zu verstaubt und zu ungelenk.
Bewertung: 2/5**
Bild: „No Sudden Move“ (2021). ©Warner Bros. Entertainment Inc.