„Mulan“ Filmkritik

Disney entscheidet bei Realverfilmungen zu ihren Meisterwerken nach Einzelfall, ob sich die Umsetzung stark an das Original hält, von diesem weitgehend abweicht, oder einen Mittelweg zwischen diesen Optionen geht. „Mulan“, unter der Regie von Niki Caro („Whale Rider“, „Kaltes Land“), schlägt den zuletzt beschriebenen Pfad ein, auch wenn sich bei einigen Details in der Handlung die Frage stellt, warum überhaupt etwas abgeändert werden musste, während andere Bereiche es schwierig machen zu verstehen, warum gerade diese dann beibehalten wurden.

Inhalt von „Mulan“ Filmkritik

Disney entscheidet bei Realverfilmungen zu ihren Meisterwerken nach Einzelfall, ob sich die Umsetzung stark an das Original hält, von diesem weitgehend abweicht, oder einen Mittelweg zwischen diesen Optionen geht. „Mulan“, unter der Regie von Niki Caro („Whale Rider“, „Kaltes Land“), schlägt den zuletzt beschriebenen Pfad ein, auch wenn sich bei einigen Details in der Handlung die Frage stellt, warum überhaupt etwas abgeändert werden musste, während andere Bereiche es schwierig machen zu verstehen, warum gerade diese dann beibehalten wurden.

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Mulan – Zur Handlung

An der grundlegenden Geschichte hat sich natürlich nicht viel verändert. Genau wie in dem Zeichentrickfilm von 1998 greifen auch in der 2020er Version die Hunnen das chinesische Reich an, weswegen der Kaiser höchstselbst verlauten lässt, dass jede Familie ein männliches Mitglied zur Armee entsenden muss, um dabei zu helfen die Aggressoren zurückzuschlagen. Da der Vater der jungen Mulan keinen Sohn hat, gebietet ihm neben dem Gesetz auch der Stolz, dass er diese Aufgabe übernimmt. Selbst wenn es für den Vater und Ehemann den Tod bedeutet, in solch hohem Alter und von einer Kriegsverletzung am Bein geplagt in die Schlacht zu ziehen.

Um das Leben ihres Vaters zu retten verkleidet sich Mulan als Mann und zieht seiner statt in die Schlacht. Unter dem Pseudonym Jun Hua schließt sie sich dem Militär an und unterzieht sich einer harten Ausbildung, um schlussendlich gegen die Hunnen zu kämpfen. Die gesamte Zeit über muss sie akribisch darauf achten, dass niemand ihren Schwindel durchschaut, denn auf eine Täuschung in diesem Ausmaß steht nichts anderes als die Todesstrafe. Aus diesem Grund meidet sie anfangs die Nähe zu den anderen Soldaten und verzichtet auf die gemeinsamen Duschzeiten … worauf einige Kameraden skeptisch reagieren.

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Mulan – Eine Kritik

Eine Sache nehme ich direkt mal vorneweg: Disney neueste Version von „Mulan“ ist natürlich aus visueller Sicht ein Meisterwerk. Daran bestand seit dem ersten Trailer kein Zweifel und die Sichtung während der Pressevorführung hat dies nur bestätigt. Der Film strotzt nur so vor tollen Landschaftsaufnahmen, einer fantastischen (CGI-) Kulisse und grandiosen Kostümen, die, wenn überhaupt, teilweise höchstens etwas zu prachtvoll sind, den Ton der Handlung aber gut treffen und untermalen. Der musikalische Aspekt des Films reicht an dieses Niveau zwar nur selten heran, macht aber unterm Strich nichts falsch.

In fast allen anderen Bereichen, die schauspielerische Leistung der Darsteller mal beiseite genommen, sieht die Sache jedoch nicht ganz so eindeutig aus und es gibt durchaus Spielraum für Diskussionen. Dies beginnt bereits mit einem wichtigen Detail des Plots, nämlich dem hier so bezeichneten Chi, welches in „Mulan“ nicht einfach nur eine chinesische Bezeichnung für Lebensenergie ist, sondern eine Art übernatürliche Gabe, die es dem Nutzer durch eine Mischung aus angeborenem Talent und hartem Training erlaubt, unglaubliche Dinge zu vollführen, die wir sonst eher aus Filmen wie „Tiger and Dragon“ kennen.

Erklärt wird diese Version des Chi jedoch bestenfalls bruchstückhaft, über weite Strecken aber gar nicht. Wie und warum einige über Chi verfügen und andere nicht, warum es manch einen Anwender zu einem herausragenden Kämpfer macht, der Pfeile aus der Luft abfangen kann, und es anderen sogar erlaubt, sich in ein Tier zu verwandeln, bleibt ein vernebeltes Rätsel. Während der Geschichte von „Mulan“ scheint diese Kraft auch eher dem Zweck zu dienen, mit optischen Unsinnigkeiten von der Tatsache abzulenken, dass der Film inhaltlich ziemlich schwach auf der Brust ist.

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Ohne Mushu

Gleiches gilt für den Ersatz des kleinen Drachen Mushu, der 1998 noch an der Seite von Mulan für den Comic Relief zuständig war. Dem etwas düsteren Ton dieser Live-Action-Version folgend ist aus ihm nun der ominöse Phönix geworden, der hier und dort auftaucht, um Mulan stumm den Weg zu weisen, abseits seiner visuellen Erhabenheit aber eigentlich nichts zu der Handlung beisteuern kann. Wenn ich so darüber nachdenke, hat eigentlich keiner der übernatürlichen Ansätze in diesem Film am Ende eine bodenständige Daseinsberechtigung.

Der Fokus liegt stattdessen auf der Ungerechtigkeit gegenüber Frauen in dem System der damaligen Wei-Dynastie. Sofern „Mulan“ überhaupt zu dieser Zeit spielt, so richtig wird dies nämlich nicht klar und da Details aus verschiedenen chinesischen Zeitaltern Einzug in dieses Werk erhalten haben, ist das wahrscheinlich auch nicht wichtig. Was dafür wichtig ist, ist, dass Frauen kein Chi beherrschen dürfen, nicht im Militär dienen können und vor allen Dingen nicht sprechen sollen, wenn es ihnen nicht erlaubt ist. Sie haben schön auszusehen, gute Hausfrauen zu sein und sich aus den Angelegenheiten der stets vom Stolz unterjochten Männer herauszuhalten.

Eine harsche Kritik an solch einer Ungerechtigkeit ist natürlich immer willkommen, die Umsetzung in „Mulan“ lässt jedoch zu wünschen übrig und kann von mir bestenfalls als inkonsequent bezeichnet werden. Vor allen Dingen mit Blick auf das eher enttäuschende, beinahe schon kitschige Ende, welches viele der zuvor aufgezeigten Aspekte der Welt der chinesischen Kriegerin komplett ignoriert. Logik steht in diesem Film sowieso höchstens an zweiter Stelle, beständig überschattet von Effekthascherei, Fanservice und gefälligen Auftritten von berühmten Stars, deren Rollen beinahe durchgängig überflüssig sind.

Das Mädchen Mulan gewinnt am Ende nicht, weil sie an sich selbst glaubt, über sich hinauswächst, ihren Mann steht oder wie immer ihr es bezeichnen wollt. Nein, sie geht schlussendlich siegreich aus dem Konflikt hervor, weil ihre Widersacher dumme Entscheidungen treffen, die oft im Widerspruch mit ihrer zuvor dargestellten Persönlichkeit stehen, und die Gesetze der Physik für die junge Kriegerin nicht zu gelten scheinen. Zusammen mit einigen Leerläufen zwischen den Schlüsselszenen kann die 2020er Version dieses Disney-Klassikers also bestenfalls als Popcornkino bezeichnet werden.

Fazit

Nette Akrobatikeinlagen, tolle Kulissen, schöne Kostüme und äußerst talentierte Schauspieler. Über all diese positiven Aspekte verfügt „Mulan“. Doch abseits davon ist das Werk von Niki Caro leider kein wirklich guter Film. Viele Aspekte der Handlung ergeben keinen Sinn, die Charaktere sind weitgehend unausgereift und es fehlt ihnen an Tiefe, ganz zu schweigen von nachvollziehbaren Verhaltensmustern. Die Logik hat keinen hohen Stellenwert in diesem Film, stattdessen geht es nur um schicke Effekte und den beständig erhobenen Zeigefinger, der uns äußerst unmotiviert über den Wert der Frau belehren möchte, dies jedoch so unbeholfen und klobig tut, dass es wohl besser gewesen wäre es einfach ganz zu lassen.

Mulan ist leider nur gegen Aufpreis auf Disney+ zu sehen, da Disney den Kinostart abgesagt hat.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 03.09.2020