Sony hält noch immer die Rechte an den Figuren aus dem Spider-Man-Universum und nutzt diese, um die Sinister 6 Realität werden zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Superschurken, die sich gegen die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zusammentun und dem sympathischen Wandkrabbler gehörig in Bedrängnis bringen. Den Anfang machte The Vulture (Michael Keaton) in „Spider-Man: Homecoming“, dicht gefolgt von Tom Hardy als Venom und nun kommt Jared Leto dazu, der in die Rolle von Morbius schlüpft.
Inhalt von „Morbius“ Filmkritik: Sony hat nicht dazugelernt
von Heiner Gumprecht | 31.03.2022
Sony hält noch immer die Rechte an den Figuren aus dem Spider-Man-Universum und nutzt diese, um die Sinister 6 Realität werden zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Superschurken, die sich gegen die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zusammentun und dem sympathischen Wandkrabbler gehörig in Bedrängnis bringen. Den Anfang machte The Vulture (Michael Keaton) in „Spider-Man: Homecoming“, dicht gefolgt von Tom Hardy als Venom und nun kommt Jared Leto dazu, der in die Rolle von Morbius schlüpft.
Man kann also getrost behaupten, dass Sony sich wirklich hochkarätige Stars gesichert hat, um Tom Holland, der Spider-Man aktuell im Marvel Cinematic Universe verkörpert, die Stirn zu bieten. Was sie bisher jedoch nicht getan haben, ist, sich bei der Einführung dieser finsteren Gesellen allzu viel Mühe zu geben oder auch nur mehr als oberflächlich zu erklären, wie zwei unterschiedliche Filmuniversen unter einen Hut gebracht werden können. Ob wir in „Morbius“, der am 31. März 2022 in die Kinos kommt, einen besseren Ansatz erleben, erfahrt ihr in dieser Kritik.
Morbius: Eine Kritik
Die kurze Antwort auf diese Frage lautet nein. Bereits „Venom“ von 2018 war kein sonderlich guter Streifen und bewegte sich in Sachen Qualität eher auf dem Niveau der schlechteren MCU-Filme. Dennoch konnte man mit dem Werk von Regisseur Ruben Fleischer durchaus Spaß haben, sofern man den Film denn als gemeines Popcornkino verstand. Der Nachfolger, „Venom: Let There Be Carnage“, war schon deutlich schlechter und gab sich sichtbar weniger Mühe, mehr als nur ein bloßer Lückenfüller zu sein.
Doch „Morbius“ von Daniel Espinosa ist regelrechte Arbeitsverweigerung. Das Fantasy-Abenteuer ignoriert nicht einfach nur die Comicvorlage und geht eigene Wege, oder erlaubt sich ein paar Freiheiten, über deren Niveau gestritten werden kann, nein, dieser Film über einen Wissenschaftler, der bei dem Versuch, sich selbst zu heilen, zu einem blutrünstigen Vampir wird, ist schlichtweg unterirdisch. Und das in so ziemlich allen Belangen. Bereits die erste Szene lässt erahnen, wie schlimm es wirklich wird, und von da an geht es nur noch bergab.
Sinnlose Konversationen, betrieben von allerhöchstens oberflächlich ausgearbeiteten Charakteren, sind hier noch das geringste Problem, doch unterstreichen sie bereits die fehlende Lust der kreativen Köpfe hinter diesem Werk, sich bei der Handlung allzu viel Mühe zu geben. Ähnlich schlimm sind die teils sinnentleerten Szenen, die lediglich einem einzigen Zweck dienen, jedoch plump in die Story reingehämmert wurden … und dieser teilweise nicht einmal einen Mehrwert bieten können.
Hinzu kommen allerlei technische Fauxpas, vor allen Dingen bei den Übergängen und der Kameraarbeit, eine beinahe durchgehende Aneinanderreihung von Logikfehlern und einer Charakterentwicklung, die bestenfalls als einfallslos, wenn nicht sogar als plump bezeichnet werden kann. Abgesehen von der Tricktechnik, die ohne Frage erstklassig ist, gibt es eigentlich keinen Bereich in „Morbius“, den ich loben könnte, ohne dabei rot zu werden. Außer vielleicht die schauspielerische Leistung von Leto.
Der ganze Film ist ein Flickwerk aus einzelnen Ideen, die lieblos aneinandergereiht wurden und nicht einmal bei oberflächlicher Betrachtung Sinn ergeben. Das Ganze mündet schließlich in einem übereilten, maßlos enttäuschendem und verrückterweise viel zu kurzem Finale, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet werden und die vielen Probleme mit der Logik noch einmal auf ein ganz anderes Level hebt. Und wir sprechen hier nicht von der Logik unserer Realität, angewandt auf einen Fantasyfilm, sondern von der filmeigenen Logik, die hier den Hungertod stirbt.
Hinzu kommt eine fast schon monströse Einfallslosigkeit in so ziemlich jedem Bereich, vor allen aber dann, wenn es um den Gegenspieler des Protagonisten geht. Der Antagonist ist ein leichenblasser, zweidimensional ausgearbeiteter Schurke, dessen Persönlichkeit und Motive sich auf kindlichem Niveau befinden. Wie bereits zweimal in Venom angewandt, ist auch er einfach nur eine bösartige Kopie des Originals, die untermalen soll, dass der Hauptcharakter trotz seiner schlechten Taten zumindest verhältnismäßig ein guter Kerl ist.
Die Lustlosigkeit, mit der man dies umgesetzt hat, entspricht dabei durchgehend der Performance von Darsteller Matt Smith. Der britische Schauspieler ist eigentlich recht gut in dem was er tut, zeigt in „Morbius“ jedoch mehr Interesse am Tanzen und böse Gucken als an ordentlicher Schauspielkunst. Damit steht er zwar nicht alleine da, doch fällt es bei ihm besonders schwer ins Gewicht, da er eigentlich einen wichtigen Part in dem Film einnimmt. Obwohl wahrscheinlich selbst deutlich bessere Akteure an der mager ausgearbeiteten Figur verzweifelt wären.
Andere Nebenfiguren werden ähnlich lustlos verkörpert, was man aber gleichsam nicht den Schauspieler*innen zur Last legen kann, da niemand aus diesen Lückenfüllern irgendetwas Beeindruckendes hätte zaubern können. So verschwenden auch Jared Harris und Adria Arjona ihr Potenzial für eine Geschichte, die selbst als gewöhnlicher Zeichentrickfilm Erwartungen enttäuscht hätte. Lediglich Jared Leto macht einen guten Job, über ein akzeptables Niveau kommt seine Leistung aber ebenfalls nie hinaus.
Übertroffen wird der geschmacklose Wahnsinn der knapp 100 Minuten Spielzeit schließlich nur noch von den After-Credit-Szenen, die, genau wie in „Venom: Let There Be Carnage“, eine Brücke zu den angestrebten Sinister Six und die Auseinandersetzung mit Spider-Man schlagen sollen. Hier zeigt Sony, dass es dem Unternehmen vollkommen egal ist, wie sie dieses Ziel erreichen, Hauptsache genügend Leute sind dazu bereit, ins Kino zu stürmen. Einfach machen sie es diesen Interessierten aber nicht.
Fazit
Die Qualität der Spider-Man-Filme, die unter Sonys Herrschaft produziert werden, nimmt Jahr für Jahr ab. Bereits seit damals, als Sony noch im Alleingang Filme über den Spinnenmann gedreht hat, wurde es mit jedem Teil etwas problematischer, doch seit man mit Marvel kooperiert, hat das Niveau ganz neue Tiefen erreicht. Wo „Venom“ noch klassisches Hirn-aus-Kino war, konnte man „Venom 2“ bereits als unterdurchschnittlich bezeichnen. „Morbius“ hingegen ist einfach nur schlecht.
Eine langweilige Geschichte, unausgereifte sowie oberflächliche Figuren, viele Logikfehler, sinnentleerte Schlüsselszenen, lustlose Schauspieler*innen und viele technische Makel stehen lediglich einem okayigen Jared Leto und der guten Tricktechnik gegenüber. Wenn das Absinken der Qualität auf diese Weise weitergeht, sieht es nicht nur für die Snister Six unheilvoll aus. In diesem Fall kann ich nur hoffen, Sony hat seinen eigenen Spider-Man in petto, denn es wäre bedauerlich, wenn Tom Holland in einem solchen Flickwerk mitspielen muss.
Bewertung: 2/5**
Tipp: Wenn ihr euch Morbius im Kino anschauen möchtet, findet ihr hier die Spielzeiten.