Abgedrehte Überzeichnungen von James-Bond-Bösewichten, bekloppte Helferlein, die durch puren Wahnsinn begeistern, und ein Protagonist, der hinter seiner fiesen Fassade ein zuckersüßer Typ ist. Diese Mischung hat bereits in drei Hauptfilmen funktioniert und jeder, der auf mindestens eine dieser Optionen getrost verzichten kann, bekam 2015 mit „Minions“ die volle Ladung gelbes Chaos. Und genau für diese Zuschauer*innen geht es ab dem 30. Juni 2022 in die nächste Runde, wenn „Minions 2: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ veröffentlicht wird.
Inhalt von „Minions 2: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ Filmkritik: Alles Banane?
von Heiner Gumprecht | 22.06.2022
Abgedrehte Überzeichnungen von James-Bond-Bösewichten, bekloppte Helferlein, die durch puren Wahnsinn begeistern, und ein Protagonist, der hinter seiner fiesen Fassade ein zuckersüßer Typ ist. Diese Mischung hat bereits in drei Hauptfilmen funktioniert und jeder, der auf mindestens eine dieser Optionen getrost verzichten kann, bekam 2015 mit „Minions“ die volle Ladung gelbes Chaos. Und genau für diese Zuschauer*innen geht es ab dem 30. Juni 2022 in die nächste Runde, wenn „Minions 2: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ veröffentlicht wird.
Bild: „Minions: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (2022) ©Universal Pictures
Minions 2: Eine Kritik
Stellt sich nur die Frage, ob solche Fans mit der Koproduktion der Regisseure Kyle Balda, Brad Ableson und Jonathan Del Val überhaupt glücklich werden, denn der neue Film, der eigentlich erneut die gleichsam mysteriösen wie auch bekloppten Minions in den Vordergrund rücken soll, ist nur bedingt eine Fortsetzung des direkten Vorgängers und stattdessen mehr die Vorgeschichte von „Ich – Einfach unverbesserlich“ aus dem Jahr 2010. Inklusive einiger Szenen, die dem Film „Minions“ ein wenig widersprechen.
Entsprechend hat das Werk auch einige Probleme mit seinem Fokus, der ständig zwischen den Minions und ihrem Mini-Boss Gru hin und her wechselt, mal kindgerechten Humor in den Vordergrund stellt und mal subtile Seitenhiebe, die über jeden Kinderkopf hinweggehen. Dazu gibt es einige Insidergags für alle, die sich noch an die 1970er Jahre erinnern und heute über die gute alte Zeit und ihre Eigenheiten lachen können. Was ebenfalls keine Kinder sind. Verrückt, denn das Niveau ist eindeutig und durchgehend auf diese Mini-Zuschauer*innen zugeschnitten.
Bilder: „Minions: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (2022) ©Universal Pictures
Es ist daher leider sehr wahrscheinlich, dass jede Form von Kinobesucher*in nur bedingt abgeholt wird, da „Minions 2“ sich den Drahtseilakt erlaubt, zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Doch gelingt es den Schöpfer*innen dieses Werks nicht, beide Ansprüche miteinander zu verknüpfen, stattdessen wechseln sich die Szenen einfach damit ab, wen sie gerade zufriedenstellen wollen. So ist der Film von Balda, Ableson und Del Val hier sehr albern in seinem Humor und dort wieder recht speziell.
Der einzige gemeinsame Nenner scheinen Mitvierziger zu sein, die in ihrem Herzen Kind geblieben sind und ihre Profile auf diversen Social-Media-Seiten mit den Minions zukleistern. Solche Kinogänger*innen müssen jedoch trotzdem mindestens ein Auge zukneifen und manch eine Fünf gerade sein lassen, denn wirklich Neues sucht man in diesem Film vergebens. Stattdessen werden viele alte Gags erneut durchgekaut, die Bösewichte sind quasi allesamt aus dem Ersatzlager und die Minions haben ihre Munition längst im letzten Film verschossen.
Publikumslieblinge Kevin, Stuart und Bob haben lediglich zwei nette Szenen, die unbestreitbar gut gelungen sind, der Rest ist nichtsdestoweniger aufgewärmte Suppe vom Vortag. Da kann auch Neuzugang Otto nichts mehr reißen, dessen einziges Alleinstellungsmerkmal sowieso seine Plappersucht zu sein scheint, was aber irgendwie nicht komisch ist. Zumindest der Versuch, Gru einen Mentor á la „St. Vincent“ (2014) an die Seite zu stellen, ist nett gemeint und okay umgesetzt, viel besser wird „Minions 2“ dadurch aber nicht.
Bilder: „Minions: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (2022) ©Universal Pictures
Natürlich kann man dennoch Spaß mit dem Animationsfilm haben und es gibt definitiv ein paar Szenen, deren Humor für sich spricht. Doch unterm Strich versteift sich das Sequel/Prequel zu sehr darauf, auch ältere Generationen anzusprechen, weigert sich aber, das Niveau entsprechend anzuheben. So bleibt die Messlatte auf Kindergröße eingestellt, was abermals nicht so recht funktionieren will, da viele Gags auf ein reiferes Publikum ausgelegt sind. Durchgehend zufriedengestellt wird hier also eigentlich niemand.
Dafür machen die Synchronsprecher*innen allesamt einen wirklich guten Job, seien es die Originalsprecher wie Alan Arkin, Taraji P. Henson, Pierre Coffin und Jean-Claude Van Damme oder auch die deutschen Ersatzstücke, allen voran Thomas Gottschalk als Wilder Knöchelknacker. Die Musikuntermalung ist meist recht peppich, die Atmosphäre schön stylisch und die Animationskunst durchgehend überdurchschnittlich gut. Und wenn ein Gag dann doch mal sowohl Kids als auch Erwachsene anspricht, dann sind diese meist wirklich lustig und lassen fast vergessen, dass der Film ansonsten eher so lala ist.
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Fazit
Für Kinder sind einige Gags zu anspruchsvoll und die vielen Anspielungen auf die 1970er Jahre sind an diese Form von Publikum sowieso verschwendet. Für ältere Kinogänger*innen ist das Niveau jedoch deutlich zu tief angesetzt und selbst harte Fans der Minions dürften erkennen, dass sich die Witze mittlerweile nur noch wiederholen. Zwar verfügt „Minions 2“ über ein paar nette und durchaus gut gemachte Szenen, unterm Strich fehlt es aber an Neuem, an Einfallsreichem und an einem Grund, dafür ins Kino zu gehen.
Bewertung: 2/5**
Bild: „Minions: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (2022) ©Universal Pictures
Bild: Das Kinoposter zu „Minions: Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (2022) ©Universal Pictures