Bong Joon Hos neuer Film ließ lange auf sich warten. Er wurde um fast ein Jahr verschoben, ansonsten hätte man schon letztes Jahr das Vergnügen der Bekanntschaft mit MICKEY 17 gehabt. Und ein Vergnügen ist es, weil der südkoreanische Regisseur nicht nur sein Lieblingsthema des Klassenkampfs aufgreift, sondern dieses in einem faszinierenden Sci-Fi-Setting angehen kann.
Mickey 17 – Zur Handlung
Mickey ist ein Expendable. Das sind Menschen, deren Gedächtnis gespeichert wird, so dass sie nach ihrem Todesfall einen neuen Körper ausgedruckt und mit ihren Erinnerungen versehen bekommen, nur um wieder draufzugehen. Denn Expendables werden in den gefährlichsten Teilen der Weltraumreise eingesetzt. Mickey 17 wiederum hatte gar keine Wahl, er musste dringend von der Erde weg. Aber das ständige Sterben setzt ihm zu. Dann hat er einmal Glück und geht nicht drauf, aber alle denken, er sei tot, weswegen Mickey 18 aktiviert wird. Und das ist fast noch das geringste Problem, das Mickey 17 nach der Ankunft auf der Kolonie-Welt Niflheim hat …

Mickey 17 – Eine Kritik
Auf der einen Seite der oberste Führer, der wie eine Parodie auf Donald Trump daherkommt (inklusive Anhänger mit roten Mützen), auf der anderen die armen Schlucker, die irgendwelche Pampe zu fressen bekommen und auf der vierjährigen Reise nach Niflheim nur ja nicht vögeln sollen – weil das zu viele Kalorien verbrennt. Der Niederste unter den Niedersten ist Mickey, dessen Leben jedem scheißegal ist. Geht er halt drauf, wird er halt neu gedruckt. Dass das Sterben jedes Mal schwer und mit Angst versehen ist? Interessiert keinen.
Bong Joon Ho hat sich schon immer für die interessiert, die auf der Verliererseite stehen. Seien es die im SNOWPIERCER, die am Ende des Zugs hausen, sei es die Familie in PARASITE, die daran schnuppert, wie es ist, zu den oberen Zehntausend zu gehören. So satirisch wie dieser Film ist MICKEY 17 nicht, aber er ist verdammt gut, und er hat einen Humor, der sich auch daraus ergibt, dass der etwas einfältig gestaltete (und von Robert Pattinson genial gespielte) Mickey immer wieder draufgeht.
Der Humor ist breiter angelegt, vielleicht etwas absurder, aber er funktioniert sehr gut in diesem Setting, da es zugleich auch noch um einen Erstkontakt auf Niflheim geht, der gänzlich anders verläuft, als das gemeinhin erwartet wird. Der Film kann dabei überraschen, er hebt sich wohltuend von dem ab, was Hollywood normalerweise zu bieten hat. Weil Edward Ashtons Roman eine tolle Vorlage ist und Bong Joon Ho sie in der filmischen Umsetzung noch erhöht hat.
Tipp: Weitere Informationen zu MICKEY 17 hier