Selbst wenn es manchmal nur schwer zu glauben ist, Nicolas Cage gehört noch immer zu den besten Schauspielern Hollywoods. Auch wenn die Filme, in denen er mitspielt, schon seit Jahren ganz und gar nicht das Beste sind, was die Traumschmiede zu bieten hat. Die Begründung hierfür liegt nicht ganz so klar auf der Hand, wie manche Kinogänger*innen meinen, aber es hat definitiv mit seinem Schuldenberg zu tun und der Tatsache, dass er bei der Auswahl seiner Projekte nicht mehr so wählerisch sein konnte.
Inhalt von „Massive Talent“ Filmkritik: Nicolas Cage’ glorreiche Rückkehr
von Heiner Gumprecht | 22.04.2022
Selbst wenn es manchmal nur schwer zu glauben ist, Nicolas Cage gehört noch immer zu den besten Schauspielern Hollywoods. Auch wenn die Filme, in denen er mitspielt, schon seit Jahren ganz und gar nicht das Beste sind, was die Traumschmiede zu bieten hat. Die Begründung hierfür liegt nicht ganz so klar auf der Hand, wie manche Kinogänger*innen meinen, aber es hat definitiv mit seinem Schuldenberg zu tun und der Tatsache, dass er bei der Auswahl seiner Projekte nicht mehr so wählerisch sein konnte.
Doch diese schlimmen und manchmal auch peinlichen Zeiten sind nun vielleicht vorbei. Zumindest gibt es klare Anzeichen dafür, dass Herr Cage wieder auf dem Weg nach oben ist, denn mit der Bezahlung für seine Rolle in Tom Gormicans The Unbearable Weight of Massive Talent hat er nicht nur seine Schulden endlich abbezahlt, er hat zudem selbst den größten Nörglern unter den Kritiker*innen bewiesen, dass er ganz genau weiß, worauf es bei der Schauspielerei ankommt und dass er mit der richtigen Rolle immer noch glänzen kann.
Bild: „Massive Talent“ (2022). ©Metropolitan FilmExport
Massive Talent: Zur Handlung
In dieser Action-Komödie verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität auf mehr als einer Ebene, vor allen Dingen aber deswegen, weil Nicolas Cage sich hier selbst spielt und seinen Werdegang in Hollywood und seine unnachahmliche Art mit einer Menge Selbstironie gehörig auf die Schippe nimmt. Wie im echten Leben auch, hat Nic in „Massive Talent“ eine Menge Schulden und bemüht sich daher um so mehr, gute Rollen in anspruchsvollen Filmen zu bekommen, die nicht nur seinem Ego schmeicheln, sondern auch seine Geldbörse füllen.
Zu seinem Pech ist er den Filmemacher*innen gegenüber jedoch zu verzweifelt, seine Ex-Frau (Sharon Horgan) kann sein Gehabe nicht mehr ertragen und seine Tochter (Lily Sheen) wünscht sich einen fürsorglichen Vater, anstatt einen Egomanen, der stets im Mittelpunkt stehen muss. Nachdem der ehemalige Superstar dies erkannt hat, zieht er daraus die einzige für ihn logische Konsequenz: er hängt die Schauspielerei an den Nagel. Doch die Schulden wollen noch immer abbezahlt werden und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein sehr merkwürdiges Angebot anzunehmen.
Der mexikanische Milliardär Javi (Pedro Pascal) bietet Cage eine Million US-Dollar an, nur damit dieser auf der Geburtstagsparty des Superfans erscheint und ein paar Coctails mit ihm schlürft. Entgegen aller Vermutungen verstehen sich Cage und Javi hervorragend, freunden sich sogar an. Doch was, wenn Javi in Wirklichkeit der Anführer von einem brutalen Drogenkartell ist und irgendwo eine Geisel versteckt hält, mit der er einen Politiker unter Druck setzen will? Dass behauptet zumindest die CIA und bittet Cage um Hilfe.
Bild: „Massive Talent“ (2022) ©Metropolitan FilmExport
Massive Talent: Eine Kritik
Wenn es um Kinofilme geht, gibt es in der Regel drei unterschiedliche Parteien, deren Ansprüche sich manchmal überschneiden, die oft aber nur schwer miteinander auskommen. Da sind die Kinokritiker*innen, die versuchen, Objektivität und Subjektivität zu unterscheiden und einen Film nach gewissen Richtlinien zu bewerten. Dann die Cineasten, die alles über alles wissen und mit durchschnittlicher Unterhaltung meist nicht viel anfangen können. Und dann natürlich der gemeine Kinogänger, der einfach nur gut unterhalten werden möchte.
Dass diese drei Arten von Filmliebhaber*innern ein und denselben Film loben, kommt entsprechend eher selten vor, schließlich stimmen sie meist schon in der Frage nicht überein, was einen guten Film wirklich auszeichnet. Und genau dieser Umstand ist es, der „Massive Talent“ so besonders macht, denn dank seiner speziellen Ausarbeitung spricht er einen Großteil der Anhänger*innen aller drei Zielgruppen an und schafft es mit nur wenigen Ausnahmen, diese in jedem Bereich zufriedenzustellen.
Das Werk von Regisseur Tom Gormican, der zusammen mit Kevin Etten auch das Drehbuch geschrieben hat, sprüht beispielsweise in beinahe jeder Szene nur so vor Meta-Humor und Anspielungen, die jeden Filmfan frohlocken lassen, gleichzeitig sind die Gags und die Handlung aber so gehalten, dass sie auch jene ansprechen, die mit Filmgeschichte nicht viel am Hut haben und zusätzlich nicht dazu bereit sind, das Gehirn allzu sehr anzustrengen. Beide Herangehensweise drängen sich nicht auf und lassen der jeweils anderen Platz zum Atmen.
Bild: „Massive Talent“ (2022) ©Metropolitan FilmExport
Massive Talent: Ein starkes Comeback
Der ganze Erzählstil, der Aufbau der einzelnen Szenen und die Dialoge könnten direkt aus einem Lehrbuch für Filmemacher*innen stammen, erlauben sich aber in vielen Momenten deutliche Abweichungen, die nicht nur alte Hasen der Branche überraschen. Zwar kommt das Werk nie auf ein qualitatives Niveau, das sich mit großen Oscarnominierungen messen könnte, doch die allgemeine Güte ist dafür durchgehend hoch und das Feuerwerk an guten Ideen gleicht etwaige Makel im erzählerischen Detail problemlos aus.
Lediglich im letzten Viertel der Geschichte geht den Schöpfer*innen dieses Films ein wenig der Saft aus und die Handlung verliert sich für einige Momente in der Mittelmäßigkeit, bis sie im Finale wieder erblüht und zu alter Stärke zurückfindet. Dieser kurze Abrutscher tut zum Glück nicht weiter weh und bleibt im Nachhinein wohl auch nicht allzu negativ in Erinnerung. Da die losen Fäden zum Schluss gut miteinander verknotet werden und das Werk bis zum Schluss stimmig sowie unterhaltsam bleibt, lassen wir diese Negativkritik einfach unter dem Teppich verschwinden.
Bild: „Massive Talent“ (2022) ©Metropolitan FilmExport
Die knapp 100 Minuten Laufzeit dürften für die meisten Besucher*innen auch wie im Flug vergehen, da der Erzählstil durchgehend flott bleibt, mit interessanten wie gleichsam humorvollen Wendungen aufwartet und sich nicht scheut, Nicolas Cage so richtig zu triezen. Dieser Herausforderung ist der ehemalige Superstar aber durchweg gewachsen und begeistert mit massivem schauspielerischen Talent und der Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, ohne sich dabei Lächerlich zu machen.
Doch nicht nur der Hauptdarsteller von „Massive Talent“ verdient höchstes Lob, auch Deuteragonist Pedro Pascal spielt auf allerhöchstem Niveau und überrascht nicht selten dadurch, dass er mit Cage’ gigantischer Vorgabe mithalten kann. Seine Darstellung des milliardenschweren Fanboys ist durchgehend erstklassig und zeigt seine Fähigkeit, eine große Bandbreite an Anforderungen mit Leichtigkeit abdecken zu können. Die beiden zusammen haben außerdem eine wundervolle Chemie, die sich positiv aus den ganzen Film auswirkt.
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Fazit
Gleich zwei Darsteller in diesem Film beweisen, dass der Titel des Werks nicht von ungefähr kommt und werden im Zusammenspiel sogar noch besser. Das Drehbuch funktioniert für beinahe jede Form von Kinogänger*in, während sich der Erzählstil und die kleinen Feinheiten, die sich quasi in jeder Szene verstecken, direkt an anspruchsvolle Kinoexperten richten. Die Unterhaltung funktioniert auf jeder Ebene und wäre der kurze Absacker kurz vor dem Finale nicht, „Massive Talent“ wäre frei von jeglicher Negativkritik.
Bewertung: 5/5*****
Massive Talent im Kino: Ab dem 23.06.2022 könnt ihr “Massive Talent” im Kino anschauen.
Bild: „Massive Talent“ (2022) ©Metropolitan FilmExport