Juror #2 – Was für ein Zufall

Der Thriller „Juror #2“ startet am 16. Januar im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film von Clint Eastwood.

(c) Warner Bros
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Manche Filme erfordern einen so genannten „leap of faith“. Man muss einfach glauben, dass es so ist. Beginnt man, das Geschehen zu hinterfragen, zerfällt der Film. So ist es auch bei Clint Eastwoods JUROR #2, der sich wie eine moderne Version von DIE ZWÖLF GESCHWORENEN gibt, aber nur wegen eines immensen Zufalls überhaupt ins Laufen kommt.

Juror #2 – Zur Handlung

Justin (Nicholas Hoult) wird zum Geschworenen berufen. Es ist ein Mordfall. Ein Mann soll nachts auf offener Straße seine Freundin erschlagen und in den Graben geworfen haben. Als Justin die Einzelheiten hört, wird ihm klar, dass er es war, der die Frau damals im strömenden Regen und bei schlechtesten Verhältnissen angefahren hat. Er dachte nur, dass er ein Wildtier erwischt hatte, weil er im strömenden Regen nichts sah.

Während die anderen Geschworen alle für schuldig stimmen, gibt Justins Gewissen vor, auf nicht schuldig zu votieren. Aber ist das die richtige Entscheidung?

Juror #2 – Eine Kritik

Der Kern von Clint Eastwoods Film ist das moralische Dilemma der Hauptfigur. Für schuldig stimmen und garantiert selbst keine Konsequenzen erleiden müssen oder dem Gewissen folgen – das spielt Nicholas Hoult wirklich toll. Aber der Film leidet schon an dem immensen Zufall, dass es seine Figur ist, die ausgerechnet für diesen Fall als Geschworener berufen wird. Auch danach schlägt der Film Volten. Figuren verhalten sich nicht unbedingt so, wie es zu erwarten wäre. Das entzieht JUROR #2 das realistische Fundament, der Film leidet an seiner überkonstruierten Form.

Und das bis hin zum Ende, das Eastwood ein wenig offenlässt, aber eine Tendenz vorgibt. Eine, die absolut unglaubwürdig ist. Das alles macht dem Film zu schaffen, der ansonsten exzellent inszeniert ist und ein tolles Ensemble aufzuweisen hat. Er ist auch spannend, zumal das moralische Dilemma sehr schön herausgearbeitet wird, zum Schluss aber hopplahopp dann doch alles ganz anders ist – ohne dass der Film eine Erklärung anbieten würde.

Was eine faszinierende Variante von DIE ZWÖLF GESCHWORENEN hätte werden können, ist so nur noch ein zwar unterhaltsamer, aber letztlich enttäuschender Film, weil er zu viel Angst vor der eigenen Courage hat.

Juror #2 – Was für ein Zufall
FAZIT
Technisch und schauspielerisch top, natürlich sehr schön inszeniert, aber im Skript werden Fehler gemacht, die den Film leider entgleisen lassen. Mehr als solider Durchschnitt ist so nicht mehr drin.
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