Heretic – Intensives Kammerspiel mit starkem Hugh Grant

Der Thriller „Heretic“ startet am 26. Dezember im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Hugh Grant

Hugh-Grant im Halbdunkel mit einer brennenden Kerze im Thriller HERETIC
(c) A24
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Das bisherige Werk von Scott Beck und Bryan Woods war einigermaßen wackelhaft. Gute Prämisse, oft bestenfalls solide Umsetzung, insbesondere bei ihren Regiearbeiten. Aber mit HERETIC liefern sie ihr Meisterstück ab. Ein intensives Kammerspiel, das mit einem grandiosen Hugh Grant aufwarten kann.

Heretic – Zur Handlung

Die Mormonen Schwester Barnes und Schwester Paxton sind in Missionsarbeit unterwegs und suchen Mr. Read auf, der Interesse daran gezeigt hat, mehr über den Mormonen-Glauben zu lernen. Er bittet sie in sein Haus. Eintreten dürfen sie aber nur, wenn auch eine Frau zugegen ist. Mr. Read sagt, seine Frau wäre auch noch da. Aber keine der beiden Schwestern bekommt sie zu Gesicht, während das Gespräch immer abgründigere Formen annimmt.

Beide Frauen fühlen sich unwohl. Sie wollen gehen, aber die Tür ist verschlossen. Es gibt noch eine Hintertür, aber führt die wirklich in die Freiheit? Wird Mr. Read sie gehen lassen, wie er es versprochen hat?

(c) A24

Heretic – Eine Kritik

Gleich vorweg – die A24-Produktion ist ein eindrucksvoller, intensiver Film, der insbesondere auch vom extrem guten Spiel Hugh Grants lebt. Man könnte sagen, Grant tritt mit diesem Film in seine Schurkenphase ein. So freundlich und so beängstigend zugleich war schon lange keine Figur mehr. Dabei fängt alles unschuldig an, aber sofort mit dem Hauch der Bedrohung, des Unwohlseins, des Gefühls, dass irgendetwas nicht stimmt. Als Zuschauer nimmt man das früher wahr als die Protagonisten.

Was dann folgt, ist ein Kammerspiel. Eine Diskussion über den Glauben, über den Ursprung der Religionen und darüber, ob Menschen glauben, weil ihnen in frühester Jugend dieser Glauben eingeimpft wurde. Mehr noch: Glauben Menschen, was sie glauben, einfach, weil es ihnen jemand sagt? Mr. Read hat dafür auch ein Beispiel. Er sagt den Frauen etwas, und sie glauben es, ohne zu wissen, ob es wirklich wahr ist.

Das ist ein mordsspannender Diskurs über Glauben – sowohl den religiösen, als auch den an andere Menschen. An das, was sie sagen. Und immer steht über allem die Frage: Können die Frauen diesem Mann auch nur irgendetwas glauben, oder spielt er ein perfides Spiel mit ihnen? Der Film ist bis zum Mittelteil großartig, danach muss er fast zwangsläufig etwas abbauen. Wegen dem, was in Mr. Reads Keller passiert, vor allem aber auch, weil die Auflösung, was für Mr. Read die einzig wahre Religion ist, etwas zu einfach gestrickt ist. Überhaupt ist seine Motivation zumindest fragwürdig, allenfalls gedeckt durch den Mantel des Wahnsinns. Im Grunde wäre es faszinierender gewesen, wenn die Spannungsebene fallen gelassen worden wäre, wenn es nur darum gegangen wäre, mit einem hypothetischen Konstrukt den Glauben der beiden Frauen herauszufordern.

Sophie Thatcher und Chloe East, die beide im mormonischen Glauben aufgewachsen sind, der Religion jedoch den Rücken kehrten, konnten ihre eigene Perspektive in ihre Rollen einbringen. Der Schlagabtausch zwischen dem Mann und den zwei Frauen ist elektrisierend, die Entwicklung der scheuen Schwester Paxton dabei eindrucksvoll, denn sie macht die größte Wandlung durch.

Letztlich ist HERETIC aber ganz und gar Hugh Grants Film. So gut wie hier war er schon lange nicht – oder vielleicht noch nie!

Heretic – Intensives Kammerspiel mit starkem Hugh Grant
FAZIT
Exzellenter Thriller, der als Kammerspiel die Spannung ständig steigert. Grandios gespielt, toll gefilmt, mit eindringlicher musikalischer Untermalung. Eine echte Perle!
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