Navot Papushado, den ihr vielleicht als Regisseur von Filmen wie „23 Ways to Die“ und „Big Bad Wolves“ kennt, hat nun ebenfalls erkannt, dass Filme über Auftragskiller mit Herz á la John Wick aktuell gut bei dem Publikum ankommen und möchte sich nun selbst ein wenig an dem Honig des damit verbundenen Erfolgs bedienen. Dafür setzt er in seinem neuen Werk Gunpowder Milkshake auf zwei Dinge, die in ähnlichen Filmen fehlen: Ausschließlich weibliche Hauptdarstellerinnen und einen ordentlichen Batzen Humor.
Inhalt von „Gunpowder Milkshake“ Filmkritik: John Wick auf Drogen. Vielen Drogen
von Heiner Gumprecht | 13.11.2021
Navot Papushado, den ihr vielleicht als Regisseur von Filmen wie „23 Ways to Die“ und „Big Bad Wolves“ kennt, hat nun ebenfalls erkannt, dass Filme über Auftragskiller mit Herz á la John Wick aktuell gut bei dem Publikum ankommen und möchte sich nun selbst ein wenig an dem Honig des damit verbundenen Erfolgs bedienen. Dafür setzt er in seinem neuen Werk Gunpowder Milkshake auf zwei Dinge, die in ähnlichen Filmen fehlen: Ausschließlich weibliche Hauptdarstellerinnen und einen ordentlichen Batzen Humor…
Bild: „Gunpowder Milkshake“ (2021). ©Studiocanal SAS.
Auf solide Action, viel Blut und vollkommen unnötige, dafür aber umso unterhaltsamere Brutalität müsst ihr natürlich ebenfalls nicht verzichten, was sich bereits in den ersten Trailern zu dem Film erraten ließ. Ob sich aber beinahe zwei Stunden im Kino für einen Film lohnen, der im Grunde nur plagiiert, was schon zig Male plagiiert wurde, erfahrt ihr in unserer Filmkritik zu „Gunpowder Milkshake“, der in Deutschland planmäßig am 02. Dezember 2021 in die Kinos kommt und bereits als Auftaktfilm des Fantasy Filmfest 2021 zu sehen war.
Gunpowder Milkshake: Zur Handlung
Profikillerin Scarlet (Lena Headey) arbeitet für eine ominöse Organisation, die nur als die Firma bekannt ist und für die sie jeden um die Ecke bringt, auf den ihre Bosse mit dem Finger zeigen. Doch als sie eines Tages einen Mord aus persönlichen Gründen begeht, muss sie untertauchen und ihre sechzehnjährige Tochter zurücklassen. Sam (Karen Gillan) hat jedoch nie etwas anderes außer Töten gelernt und so verwundert es wenig, dass sie fünfzehn Jahre später selbst eine respektable Killerin geworden ist.
Wie es aber oftmals so ist, fällt auch dieser Apfel nicht weit vom Stamm und Sam begeht einen ähnlichen Fehler wie ihre Mutter. Sie tötet den falschen Mann und lässt zu allem Überfluss auch noch eine Menge Geld der Firma dafür flöten gehen, um das Leben eines unschuldigen Mädchens (Chloe Coleman) zu retten. Nun ist nicht nur der Vater des Ermordeten, ein übellauniger Gangsterboss, hinter Sam her, sondern auch ihre eigenen Auftraggeber, die ein Exempel statuieren wollen.
Bild: „Gunpowder Milkshake“ (2021). ©Studiocanal SAS.
Gunpowder Milkshake: Eine Kritik
Es ist nicht nur schwierig, „Gunpowder Milkshake“ zu beschreiben, ohne „John Wick“ zu erwähnen, es ist eigentlich beinahe unmöglich. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und bezeichne das Werk als die kleine Schwester des Films mit Keanu Reeves in der Hauptrolle. Und Schwesterchen hat sich einiges bei ihrem großen Bruder abgeguckt, sowohl die Welt an sich, als auch ihre groben Regeln und die höchst effiziente wie auch brutale Art, wie Feinde von der Hauptfigur ausgeschaltet werden.
Doch es ist eben nur abgeguckt und nicht selbst ausgedacht, was man Papushados Film an allen Ecken und Enden anmerkt, denn seine Welt sowie seine Charaktere sind nicht annähernd so ausgereift, wie es im Film von Chad Stahelski und David Leitch der Fall ist. Alles fällt ein wenig oberflächlicher aus, inklusive Motivation der Protagonistin als auch die Gesetze der Welt, die Actionszenen und natürlich die Figuren, die der Heldin zur Seite stehen. Diesen Umstand versucht der Regisseur mit allerlei anderen Raffinessen auszugleichen.
In erster Linie durch einen überspitzten, teilweise albernen und manchmal sogar wahnwitzig überzogenen Humor, der sich jedoch gut in die Welt einfügt und ihr einen besonderen, beinahe einzigartigen Touch verleiht. Wer darüber lachen kann, wenn Bösewichte Bowlingkugeln gegen den Kopf bekommen, verkrüppelte Männer gegen in der Beweglichkeit eingeschränkte Frauen kämpfen und süße kleine Mädchen selbst Killerin werden wollen, ist hier genau an der richtigen Adresse.
Obendrauf arbeitet Papushado mit viel Neonlicht und beeindruckenden Schauplätzen, die dort dem Auge schmeicheln, wo die Story nicht mehr viel zu bieten hat. Als Dekoration gibt es eine Vielzahl an Anspielungen auf andere Filme über Auftragskiller und jede Menge popkulturelle Referenzen. Das Ganze wird schließlich mit Over-the-top-Brutalität garniert und so geneigten Zuschauer*innen präsentiert, damit diese aus dem Staunen nicht rauskommen und vergessen, dass die Handlung eigentlich so dünn ist, dass sie durch sie hindurchschauen können.
Bild: „Gunpowder Milkshake“ (2021). ©Studiocanal SAS.
Gunpowder Milkshake: Ja, nein … njein
Die Actionszenen machen dafür aber auch richtig Laune, denn hier beweisen Regisseur und Drehbuchautor Papushado und Co-Drehbuchautor Ehud Lavski eine Menge Einfallsreichtum und die Fähigkeit, selbst alten Kinohasen noch neue Tricks zu zeigen. In technischer Hinsicht zwar nicht immer ein Volltreffer, dafür aber unterhaltsam genug, um einen Kinobesuch bei entsprechender Neigung nicht zu bereuen. Einzige Ausnahme von dieser Aussage bietet leider das Finale, dass Kinobesucher*innen vergessen lässt, dass Actionszenen Spaß machen sollen.
Außerdem ist der Film mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden deutlich zu lang, weswegen es nicht wenige Leerläufe gibt und manch eine Szene, die deutlich zu lang geraten ist. Was dadurch um so unangenehmer wird, dass andere Szenen, die definitiv Mehrwert zur Handlung beizusteuern hätten, viel zu kurz geraten sind. Und so hangelt man sich eigentlich nur von Gag zu Gag und von Actionszene zu Actionszene, ohne der Handlung dazwischen allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Bild: „Gunpowder Milkshake“ (2021). ©Studiocanal SAS.
Zum Glück wird der Film von Karen Gillan getragen, die ihre Rolle nicht nur fantastisch spielt, sondern auch sichtlich Spaß bei der Arbeit hatte, was sich auf die Laune der Zuschauer*innen überträgt. Die kleine Chloe Coleman macht ebenfalls einen guten Job, auch wenn ihre Rolle nicht viel hergibt und lediglich einem vordergründigen Zweck dient. Die anderen Darsteller … sind ebenfalls da und geben sich vielleicht auch Mühe, wirklich viel davon mitbekommen tut man aber leider nicht.
Schon alleine deswegen, weil sie alle lediglich Abziehbildchen von bekannten Archetypen spielen, die in der Handlung von „Gunpowder Milkshake“ lediglich existieren, um ein wenig Drama und ein bisschen mehr Diversität bei der Action zu garantieren. Wenn aber beispielsweise Michelle Yeoh zu den Waffen greift und als angebliche Spezialistin mehr als nur durchscheinen lässt, dass sie von Waffen und deren Handhabung keine Ahnung hat, wird es leider sehr schnell unfreiwillig komisch.
#|modlet|HTML-Code einfügen|id=10175|#
Fazit
Dieser Klon von einem Klon von einem Klon hebt sich von den vielen Konkurrenzprodukten, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden sprießen, durch zwei Dinge ab: Viel alberner aber durchaus treffsicherer Humor, massenweise brutale Szenen und einem Hauptcast, der komplett aus Frauen besteht. Dadurch ist „Gunpowder Milkshake“ zwar kein guter Film per se, doch dafür macht er ordentlich Spaß. Leider ist die Handlung zu dünn, die Laufzeit zu lang und nicht alle Darsteller*innen machen einen guten Job. Unterhaltsam ist er dennoch.
Bewertung: 3/5***
Bild: Filmplakat zum Kinostart von „Gunpowder Milkshake“ (2021). ©Studiocanal SAS.