Filmkritik: Malcolm & Marie – Der Moment, wenn etwas zerbricht

Das Drama „Malcolm & Marie“ startet am 5. Februar bei Netflix. In den Hauptrollen agieren Zendaya und John David Washington.

Inhalt von Filmkritik: Malcolm & Marie – Der Moment, wenn etwas zerbricht

von Peter Osteried | 01.02.2021

Das Drama „Malcolm & Marie“ startet am 5. Februar bei Netflix. In den Hauptrollen agieren Zendaya und John David Washington.  

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MALCOLM & MARIE ist ein Film, den man der COVID-19-Krise zu verdanken hat. Regisseur Sam Levinson und Zendaya arbeiteten gerade an der Serie EUPHORIA, als krisenbedingt ein Drehstopp ausgerufen wurde. Beide wollten darum ein kleines Filmprojekt machen. Zuerst dachte Levinson an einen Thriller, der nur in Zendayas Haus spielt, dann fiel ihm ein eigenes Erlebnis ein. Dass er seiner Frau bei einer Dankesrede anlässlich seines Films ASSASSINATION NATION nicht gedankt hatte. Er dachte darüber nach und potenzierte den Fauxpas noch, indem in MALCOLM & MARIE die Frau die Basis für den Film lieferte, den der Mann gemacht hat.

In sechs Tagen war das Drehbuch geschrieben, mit einem Budget von 2,5 Millionen Dollar wurde das Zwei-Personen-Stück umgesetzt. Finanziell hat es sich für die Beteiligten schon jetzt gelohnt, da der Film für 30 Millionen Dollar an Netflix verkauft wurde.

Malcolm & Marie – Zur Handlung

Malcolm (John David Washington) und Marie (Zendaya) kommen spätabends von der Premiere seines Films zurück. Er ist noch ganz benommen von diesem Abend, an dem sein Film, aber auch er gefeiert wurden. Es ist ein Hochgefühl. Der beste Abend seines Lebens. Doch das soll sich schnell ändern. Denn Marie ist seltsam unnahbar. Er will wissen, warum, sie verweigert das Gespräch, wohlwissend, dass es in einem Streit enden wird. Aber Malcolm will wissen, was los ist. Und so beginnt der Streit.

Denn Marie ist enttäuscht und verletzt, dass er in seiner Dankesrede praktisch jedem gedankt hat, ihr aber nicht. Dabei basiert die Hauptfigur seines Films ganz klar auf ihr und ihren Erfahrungen.

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Malcolm & Marie – Eine Kritik

Der von Levinson und Zendaya selbst finanzierte Film wurde in 14 Tagen in einem Anwesen in Carmel gedreht. Ein Dreh, der unter Pandemie-Bedingungen stattfand, bei dem Sicherheit jedoch die oberste Priorität war. Gelohnt hat es sich, und das nicht nur finanziell (wobei Levinson und Zendaya Beteiligungen am Gewinn an alle vergaben, die mit der Produktion zu tun hatten).

Herausgekommen ist ein elegant geschriebenes Drama, das beiden Figuren gleichen Erzählraum offeriert und die Machtposition immer wieder verschiebt. Je nachdem, welche Figur gerade im Angriffsmodus ist. Denn der Streit zwischen den beiden ist schmerzhaft. Er berührt die Punkte, die wirklich wehtun, weil beide natürlich wissen, wo sie den jeweils anderen treffen können.

Es ist diese Schonungslosigkeit zwischen zwei Menschen, die sich lieben, die hier so gut wirkt. Aber auch die geschliffenen Dialoge sind hervorragend, weil sie Profundes zutage fördern. In seinen besten Momenten erinnert MALCOLM & MARIE an Theater. Es gibt lange Einstellungen ohne Schnitt und ausufernde Monologe, die die Schauspieler lebendig vortragen, ohne dass die Kamera einmal wegblendet. Das macht den Film zur prickelnden Erfahrung – zumindest dann, wenn man auch ein Faible für das Theater hat. Auf jeden Fall ist der Film damit ein Showprojekt für Zendaya und John David Washington, die gerade in den emotionalen Szenen – und davon gibt es viele – zeigen können, was sie draufhaben.

Fazit

MALCOLM & MARIE ist ein gelungenes Drama in atmosphärischem Schwarzweiß. Es lebt von den beiden Hauptdarstellern, aber auch den exakt gestalteten Dialogen, die zwar immer geschliffener und eleganter daherkommen, als das bei einem echten Streit der Fall wäre, aber auch wunderbar anzuhören sind. Natürlich ist dies Arthaus-Unterhaltung und nichts für jedermann, aber ein packendes Drama, das man – ebenso wie die Figuren – so schnell nicht vergisst.

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Bewertung: 4/5****