Filmkritik: „Eddington“ – Starke Pandemie-Stimmung mit zerfaserter Geschichte

Unser Urteil: Ist Ari Asters neuester Film trotz Top-Besetzung viel zu lang?

EDDINGTON_Szenenbild (c) A24
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Der Film „Eddington“ startet am 20. November im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Joaquin Phoenix und Pedro Pascal.

Ari Aster dreht keine kurzen Filme. Das hat er nie, und auch EDDINGTON schafft es auf knapp zweieinhalb Stunden. Nur leider: Das ist viel zu lang, weil die Geschichte, die er erzählen will, das auch nicht trägt. Nur in einer Beziehung punktet sein merkwürdiger Genre-Hybride doch: Es gelingt ihm, das Pandemie-Feeling des Jahres 2020 einzufangen.

„Eddington“: Die Handlung und der Auslöser des Konflikts

Im kleinen Kaff Eddington herrscht im Mai 2020 – wie überall im Land – Lockdown. Die Leute sollen zuhause bleiben, sich nicht treffen und in Supermärkten Masken tragen. Der örtliche Sheriff will das nicht einsehen, er trägt demonstrativ keine Maske. Damit gerät er mit Ted Garcia, dem Bürgermeister, der sich bald zur Wiederwahl stellt, aneinander. Also beschließt der Sheriff, sich selbst als Bürgermeister zur Wahl zu stellen. Aber damit löst er einen Konflikt aus, der das, was unter der Oberfläche von Eddington brodelt, nach oben holt, und in einem Ausbruch der Gewalt endet.

EDDINGTON_Szenenbild (c) A24

Unsere Kritik: Pandemie-Gefühl und das Problem des zerfaserten Skripts

Manchmal fühlt sich EDDINGTON wie eine schwarze Komödie an, dann wiederum ist er ein lupenreines Drama, hin und wieder kommen Anflüge eines Thrillers hinzu, und das alles ist verpackt in einer Pandemie-Narrative. Damit kann Ari Aster auch punkten. Der Film schafft es, das Gefühl jener Zeit hochzuholen, und das nicht nur in Hinblick darauf, welche Einschränkungen es gab, sondern auch, wie diese anfingen, für einen gesellschaftlichen Spalt zu sorgen. Die Impfgegner und Maskenverweigerer auf der einen, die an die Schwere der Krankheit Glaubenden auf der anderen Seite. Die besten Momente des Films sind dann auch, wenn Aster sich auf diesen Konflikt bezieht.

Aber er schafft es mit seinem Skript nicht, eine kohärente, in sich stimmige Erzählung zu etablieren. Vielmehr wirkt EDDINGTON wie Stückwerk, wie ein Potpourri durchaus interessanter Ideen, die aber nicht zu einem Ganzen werden wollen. Ja, was funktioniert, ist der Umstand, dass sich Aster nicht auf eine Seite schlägt. Er zeigt beide und minimiert die Ansichten von keiner. Im Gegenteil, er arbeitet heraus, dass es auf beiden Seiten einiges an Dummheit gab. Aber all das reicht nicht für einen unterhaltsamen Film. Die zweieinhalb Stunden fühlen sich lang an, daran ändern auch starke Darstellungen von Joaquin Phoenix, Pedro Pascal und Emma Stone nichts.

Nach seinem Film BEAU IS AFRAID riet Ari Asters Vater seinem Sohn, dass er das Skript seines nächsten Films nicht selbst schreiben sollte, nachdem der Film bei Publikum und Kritik allenfalls lauwarm angenommen wurde. Aster dachte über diesen Ratschlag nach, entschied sich aber dagegen. Angesichts von EDDINGTONS Erfolglosigkeit stellte Aster später in einem Podcast in dem Raum, dass er vielleicht auf seinen Vater hätte hören sollen.

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Fazit: Ein langatmiges Potpourri aus interessanten Ideen
Tolle Schauspieler, eine starke Stimmung, aber eine sehr zerfaserte Geschichte, die mäandert, überlang ist und die Geduld strapaziert.
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