Filmkritik: „Dracula: Die Auferstehung“ – Einfallsloser Vampirfilm von Luc Besson

Unser Urteil: Warum die neue Adaption mit Christoph Waltz einfallslos und holprig ist

Dracula Die Auferstehung Filmszene (c) 2025 Leonine Studios
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Der Vampirfilm „Dracula: Die Auferstehung“ startet am 30. Oktober im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film von Luc Besson mit Christoph Waltz.

Was trieb Luc Besson nur an, eine neue Verfilmung von Bram Stokers Roman DRACULA anzugehen? Der Wunsch, etwas Neues und Eigenständiges zu machen? Die Idee, alle anderen Adaptionen mit Originalität und Esprit zu übertrumpfen? Wenn es das war, ist Besson gescheitert. Sein Film ist Stückwerk. Ganz viel von Coppolas BRAM STOKER’S DRACULA, sogar ein bisschen DAS PARFÜM und eine ganze Reihe absurder Ideen.

Dracula Die Auferstehung Filmszene (c) 2025 Leonine Studios

Die Handlung von „Dracula: Die Auferstehung“

In Frankreich wird ein Priester ins Krankenhaus gerufen. Eine Frau verhält sich bösartig. Kein Wunder, ist sie doch eine Vampirin. Der Priester und sein Orden jagen Vampire seit 400 Jahren, nun scheint sich ihm die Chance zu eröffnen, den Begründer dieses Fluchs zu finden und zu vernichten. Der ist Vlad Dracul, der im Jahr 1480 die Osmanen im Namen des Herrn besiegt, dessen geliebte Frau Elisabeta jedoch getötet wird, woraufhin er Gott abschwört. Gott wiederum verflucht ihn, niemals zu sterben und sich vom Blut der Lebenden ernähren zu müssen.

All die Zeit über hat Dracula nach seiner wiedergeborenen Liebe gesucht. Im Paris des Jahres 1880 ist es dann so weit …

Unsere Kritik zu Luc Bessons neuem Vampirfilm

Die Idee der unsterblichen Liebe, derentwegen aus Vlad Dracul überhaupt erst der Vampir Dracula wird, findet sich nicht in Bram Stokers Roman. Sie geht zurück auf Dan Curtis‘ DRACULA-Verfilmung aus dem Jahr 1973 mit Jack Palance in der Hauptrolle. Wieder aufgegriffen wurde sie von Coppola für seinen Film im Jahr 1992. Seitdem scheint so mancher zu glauben, dies sie immer Teil der Dracula-Geschichte gewesen. Auch Luc Besson ist diesem Trugschluss wohl aufgesessen und nennt Vlads Frau sogar Elisabeta – wie in Coppolas Film. Wer weiß, ob das, aber auch der generelle Look des Films nicht eine Klage von Sony Pictures nach sich ziehen wird. Denn der Name von Vlad Draculs erster Frau ist nicht überliefert, der seiner zweiten war Ilona. Elisabeta gibt es erst seit BRAM STOKER’S DRACULA.

Dracula Die Auferstehung Filmszene (c) 2025 Leonine Studios

Ein misslungener Versuch: Zwischen Coppola-Kopie und absurden Ideen

Besson verändert die Hintergrundgeschichte zumindest noch mehr. Er lässt Dracula Jahrhunderte nach seiner wiedergeborenen Liebe suchen, und um das zu vereinfachen, entwickelt er ein Parfüm, das die Wirkmacht jenes Duftes hat, den Jean-Baptiste Grenouille in DAS PARFÜM entwickelte. Der Duft zieht die Frauen magisch an. Als auch das nicht klappt, schafft Dracula Vampire, die für ihn nach Elisabeta Ausschau halten sollen. All das breitet Besson über Gebühr in seinem Film aus. Er macht Dracula, der immer die Titel-, aber nie die Hauptfigur war, zum Fokus von allem. Dies ist Draculas Geschichte, und sie ist nicht nur tragisch, sie ist es auch, hinter dem das Publikum steht. Weil die Vampirjäger allesamt unsympathisch gezeichnet sind. Allen Schwächen seines Films zum Trotz hätte Besson groß enden können – mit einem Dracula, bei dem die Liebe obsiegt und am Ende ein gemeinsames, untotes Leben mit Elisabeta steht. Aber das hat sich der Autor und Regisseur nicht getraut.

Christoph Waltz als fahler Abklatsch von Van Helsing

Besson verzichtet auf Van Helsing, macht Christoph Waltz aber zu einem Ersatz-Van-Helsing, der wie ein fahler Abklatsch von Anthony Hopkins wirkt. Einige Figuren wie Jack Seward oder Arthur Holmwood sind dem Namen und der Funktion nach da, Lucy Westenra wurde völlig verändert. All das ist bei einer Adaption legitim, aber es sollte dann auch besser sein, als das, was man vom Roman her kennt. Hier ist es nicht der Fall. Besson ergeht sich in abstrusen Figuren, macht Gargoyles zu Draculas Dienern (und verwandelt diese dann später, nach Draculas Tod, in glatzköpfige Jungen, ohne dass er eine Erklärung geben würde). Er hält den Zuschauer wohl auch für schlichtweg dumm, zeigt er doch bei der Verfolgung Draculas durch seine Jäger, wie die französisch-rumänische Grenze überquert wird. Wer braucht schon Geographie, hm?

Caleb Landry Jones ist als Dracula durchaus gut, so manches Mal merkt man aber auch ihm an, dass er dem großen Vorbild Gary Oldman nicht das Wasser reichen kann. Zoë Bleu spielt Mina, die praktisch verschwindet, als die Erinnerung von Elisabeta übernimmt. Auch damit bereitet Besson alles fürs Dracula-Elisabeta-Happyend vor, nur um dann damit zu enden, dass sie die große Liebe ihres Lebens verliert – und wie diese danach weitermachen muss.

Christoph Waltz in Dracula Die Auferstehung
Christoph Waltz in Dracula Die Auferstehung Filmszene (c) 2025 Leonine Studios

Die holprige Erzählung und das fragwürdige Finale

Besson nimmt Anleihen bei Szenen des Romans, mehr aber noch bei Coppolas Film, nur dass er zu viel weglässt. Die Geschichte ist damit holprig, gerade auch aufs Finale zustürmend, bei dem die Vampirjäger gleich noch mit der rumänischen Armee auftauchen. Wie diese überzeugt wurde, einen Vampir zu jagen? Geschenkt, wer denkt denn über so etwas nach?

Übrigens ist auch Danny Elfmans Musik fragwürdig. Nicht immer, aber doch immer wieder wartet er mit einer musikalischen Untermalung auf, die Wojciech Kilars Score aus BRAM STOKER’S DRACULA ähnelt.

Dracula: Die Auferstehung – Das ist alles nur geklaut (und schlecht neu erfunden)
Wenn Luc Besson sich nicht an Francis Ford Coppolas Film bedient, dann erfindet er ziemlich schlecht Neues rund um das Ensemble der Geschichte und schmeckt das noch mit völlig absurden Ideen wie den Gargoyles ab. Dies ist nicht nur ein schlechter Dracula-, es ist generell ein schlechter Film!
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