Ist euch in Sachen Kino nach sinnlosen Explosionen? Nach Actionstars, die seit vielen Jahren in einer einzelnen Rolle feststecken? Nach ausgelutschten Ideen, die einem funktionierenden Franchise entnommen wurden aber alle anderen Zutaten des Erfolgsrezepts vermissen lassen? Dann haben wir gute Nachrichten für euch. Mit „Hobbs & Shaw“ kommt am 01. August der erste Ableger der „Fast & Furious“-Reihe in die deutschen Kinos und der Film könnte nicht unnötiger sein, selbst wenn er es darauf angelegt hätte.
Inhalt von „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ Filmkritik
Ist euch in Sachen Kino nach sinnlosen Explosionen? Nach Actionstars, die seit vielen Jahren in einer einzelnen Rolle feststecken? Nach ausgelutschten Ideen, die einem funktionierenden Franchise entnommen wurden aber alle anderen Zutaten des Erfolgsrezepts vermissen lassen? Dann haben wir gute Nachrichten für euch. Mit „Hobbs & Shaw“ kommt am 01. August der erste Ableger der „Fast & Furious“-Reihe in die deutschen Kinos und der Film könnte nicht unnötiger sein, selbst wenn er es darauf angelegt hätte.
Glatzen gegen das Böse
Ein völlig desillusionierter Terrorist, gespielt von Idris Elba, der mittlerweile der Welt zu verkünden scheint, dass er sich für keinen Mist zu schade ist, versucht in den Besitz eines Supervirus zu gelangen, der die gesamte Menschheit auslöschen kann. Die ganze Menschheit? Nein. Nur die Untermenschen. Ja, genau, richtig gelesen. Nur die, die nicht ins Weltbild seiner Organisation passen und deren Meinung nach die menschliche Evolution behindern. Wo haben wir das schon mal gehört?
Nun, ja. Um den Verrückten aufzuhalten, schicken sowohl die US-Amerikaner als auch die Engländer ihren jeweils besten Mann los. In „Hobbs & Shaw“ bedeutet das, einen Cop, der schon mit Kriminellen zusammengearbeitet hat und einen ehemaligen Elitesoldaten, dessen Hintergrundgeschichte sich in diesem Franchise öfter ändert, als manch einer seine Unterwäsche wechseln kann.
Der unglaublich einfallsreiche Twist in dieser Geschichte ist jedoch, dass die beiden sich nicht leiden können und unentwegt miteinander streiten und gegenseitig Prügel androhen, während sie mehrfach beweisen, dass sie sich eben doch mögen. Verdrehte Welt. Ach, ja. Und Deckard Shaw hat jetzt nicht mehr nur einen toten Bruder, der in Wirklichkeit noch lebt, sondern auch eine Schwester. Weil´s lustiger ist.
Hirnriss
Die grundsätzliche Geschichte in „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ ist im Grunde ganz solide, wenn auch nicht sonderlich einfallsreich. Unterm Strich ist sie auf jeden Fall das kleinste Problem in dem neuen Werk von Regisseur David Leitch, der mit „Deadpool 2“, „John Wick“ und „Atomic Blonde“ eigentlich bewiesen hat, dass er es bei weitem besser kann, als … was auch immer dieses idiotische Actionbrett sein soll.
Wo man in „Fast & Furious“ noch das Hirn auf Durchzug schalten und die Aneinanderreihung von blödsinnigem Spaß genießen konnte, ist es in „Hobbs & Shaw“ gar nicht möglich, den Denkapparat in den Schlummermodus zu versetzen, da einem das Werk seine Unsinnigkeit und seine Faulheit in Sachen Storytelling förmlich ins Gesicht klatscht. Und das unentwegt.
Es vergehen keine fünf Minuten ohne das irgendetwas passiert, gezeigt oder ausgesprochen wird, das einfach nur unlogisch ist, dumm und/oder im Widerspruch zu anderen Elementen des Films steht.
Da werden bewusstlose Menschen, mit geschlossenen Augen, so lange gegen einen Retina-Scanner geklatscht, bis es klappt. Eine eindeutig knapp 30-jährige soll im gleichen Alter sein wie ein eindeutig knapp 50-jähriger. Kapseln in der Blutbahn bewegen sich nicht mit dieser, sondern schwimmen über Stunden wie Bojen an einer Stelle.
Feindliche Soldaten schießen in drei verschiedene Richtungen, jedoch nicht in auch nur eine, in welcher sich ihre Ziele befinden. Und die Dialoge. Oh, je, die Dialoge … Unterirdisch trifft es nur annähernd. Schlecht geschrieben wäre wohl noch zu nett. Und teilweise auch voller Falschaussagen. Wenn ein Kampfhelikopter eine Rakete abschießt, erwarte ich eher nicht einen Satz wie: „Vorsicht! Granatenangriff!“.
Diese Liste könnte über viele Seiten so weitergehen. Der Film ist eine einzige Aneinanderreihung von nicht bis zum Ende durchdachter Ideen, die lose miteinander verbunden wurden und ihre Daseinsberechtigung lediglich daraus beziehen, dass sie unterhalten sollen. Der Rest besteht aus den ewigen Streitereien zwischen den namensgebenden Protagonisten, die sich mit ihren Beleidigungen seit „Fast & Furious 8“ nicht weiterentwickelt haben.
Hobbs, verkörpert durch Wrestlinglegende Dwayne Johnson, ist groß und brachial. Und habe ich groß schon erwähnt? Und Deckard Shaw (Jason Statham) ist kleiner als Hobbs. Und … ein Hobbit? Scheinbar? Und Vanessa Kirby als Hattie Shaw steht kopfschüttelnd dazwischen. Da. Jetzt habt ihr quasi alle Gags zwischen den beiden schon gehört. Und nicht vergessen: Hobbs ist groß. Und haut gerne andere Leute. Weil er so groß ist …
Die zwei lustigsten Szenen verdanken wir den Gastauftritten von Ryan Reynolds und Kevin Hart, die zwar ebenfalls einfach nur die gleichen Rollen spielen wie in den letzten Jahren in diversen Filmen, dafür aber den festgefahrenen Humor des Streifens auflockern und etwas frischen Wind mitbringen.
Visuell mehr als okay
Optisch ist „Hobbs & Shaw“ zwar kein Augenschmaus erster Güte, doch gleichzeitig auch kein Film, der sich deswegen zu verstecken braucht. Die visuellen Effekte sind durchgehend gut und schwächeln nur an wenigen Stellen. So dumm die Actionszenen auch sind, zumindest gut ansehen kann man sie sich. Wirkliche Ausnahmeszenen, wie sie in „Fast & Furious“ quasi an der Tagesordnung stehen, gibt es hier jedoch nur eine.
Der Rest besteht weitgehend aus durchschnittlicher Krachbumm-Action, die nicht sonderlich erwähnenswert ist und in den meisten Fällen bereits von vielen anderen Werken ausgelutscht wurde. Was in diesen Szenen passiert, ist mindestens so doof wie der Rest des Films, leider jedoch nicht wirklich unterhaltsam. Was nützt es mir, dass der Flammenwerfer alle Regeln seiner Funktionalität über den Haufen wirft und einen Mann beim Aktivieren via Luftdruck (?) nach hinten schleudert, wenn dass dann nicht einmal cool aussieht?
Schauspieler?
Jeder, nein, wirklich jeder in diesem Film, der mehr als zwei Minuten Sprechrolle bekommen hat, spielt einfach nur die eine Figur, auf die er oder sie in den letzten Jahren und teilweise sogar Jahrzehnten hängen geblieben ist. Statham verzieht keine Miene, tritt ab und zu wen und dreht seine Runden in heißen Autos. Der Transporter lässt grüßen. Johnson guckt 50% der Zeit grimmig, die anderen 50% lächelt er. Er haut Leute oder wirft sie und ist eigentlich ein lieber Schmusebär.
Der Rest? Kaum besser. Elba spielt die gleiche Rolle wie in den letzten fünf Filmen, was bedeutet, dass sein Part übermäßig cool und lässig präsentiert wird. Reynolds spielt einfach Wade Wilson („Deadpool“) und Kevin Hart … Na, ja. Ihr kennt ihn ja. Er ist der kleine, nervige Typ, der mit den Großen mitspielen möchte und sich dafür zum Hampelmann macht. Sehr einfallsreich. Danke.
Das schauspielerische Niveau aller Beteiligten liegt irgendwo zwischen Mittelmaß und Arbeitsverweigerung. Jetzt hätten nur noch Bruce Willis und Samuel L. Jackson gefehlt und mir wären aus den falschen Gründen tatsächlich die Tränen gekommen.
Fazit
Ach, was soll ich hier noch schreiben? Mit wirklich wenig Anspruch an einen Film, einer, nein, lieber gleich zwei Bierflaschen in den Händen und viel gutem Willen kann ich mir schon vorstellen, dass der eine oder auch andere mit diesem Machwerk seine Freude haben kann. Darauf anlegen würde ich es an eurer Stelle jedoch nicht. „Hobbs & Shaw“ wurde genauso schlecht geschrieben wie umgesetzt. Langweilig. Dumm. Voller Logikfehler. Und mit schauspielerischer Leistung auf Sparflamme. Dann doch lieber „Fast & Furious 9 – 12“.
Bewertung: 2/5**
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 31.07.2019