“Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt” – Filmkritik

Am 07. Februar 2018 geht in den deutschen Kinos eine Legende ihrem Ende entgegen. Fast neun Jahre nach dem ersten Teil findet die Drachenzähmen-Trilogie mit “Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt” ihren Abschluss. Mit den originalen Synchronsprechern und erneut unter der Regie von Dean DeBlois wird das letzte Kapitel aufgeschlagen, einige offene Fragen endlich beantwortet und Publikumsliebling Ohnezahn aus dem Singledasein befreit.

Inhalt von “Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt” – Filmkritik

Am 07. Februar 2018 geht in den deutschen Kinos eine Legende ihrem Ende entgegen. Fast neun Jahre nach dem ersten Teil findet die Drachenzähmen-Trilogie mit “Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt” ihren Abschluss. Mit den originalen Synchronsprechern und erneut unter der Regie von Dean DeBlois wird das letzte Kapitel aufgeschlagen, einige offene Fragen endlich beantwortet und Publikumsliebling Ohnezahn aus dem Singledasein befreit.

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Zur Handlung

Ein Jahr nach den Ereignissen des zweiten Teils geht Wikingerhäuptling Hicks seiner Lieblingsbeschäftigung nach und rettet so viele Drachen aus den gierigen Händen von Drachenjägern, wie er nur kann. Diese leben fortan alle in seiner Heimat, Berk, weswegen es auf der kleinen Insel mittlerweile ziemlich eng geworden ist. Das senkt nicht nur die Lebensqualität aller Beteiligten, es macht das Dorf auch zu einer riesigen Zielscheibe für allerlei Feinde des streitlustigen Völkchens.

Jene, die nach dem Fall von Drago Bludvist weiterhin auf das Geschäft mit den fliegenden Echsen setzen, wissen nicht, wie sie diesen Umstand ausnutzen sollen, also wenden sie sich hilfesuchend an den Drachentöter Grimmel, einer Koryphäe auf seinem Gebiet und ein äußerst gefährlicher Gegenspieler für Hicks und seine Drachenreiter. Grimmel benutzt das letzte bekannte Nachtschattenweibchen, um den Alpha von Berk, Ohnezahn, aus der Deckung zu locken …

Ein Film für Kinder

Die Zwischenüberschrift mag irreführend sein, kann dieser Film schließlich durchaus Kinogängern jeder Altersgruppe gefallen. Die Aussage bezieht sich viel mehr auf die Tiefe und die subtile Komik, welche die ersten beiden Teile noch an den Tag gelegt haben und es selbst eingefleischten Cineasten Ü30 erlaubten, über den Humor der Werke zu lachen, in Angesicht der traurigen Szenen zu weinen und sich schlichtweg an der gesamten Geschichte zu erfreuen.

Dies dürfte vielen im dritten Teil der Drachenzähmen-Reihe schwerfallen, hat sich der Fokus doch deutlich zu Gunsten eines jüngeren Publikums verschoben. Psychologisch kratzt dieses Werk nicht einmal an Oberflächen, während die Handlung selbst durchweg durchschaubar bleibt, in ihrem Aufbau sogar relativ infantil anmutet. Überraschungen, Humor für gehobene Altersgruppen und harte Schicksalsschläge bleiben aus.

Stattdessen wurde eine Geschichte entworfen, die sich völlig um das Liebesleben des Drachen Ohnezahn dreht. Jede Entscheidung der Charaktere sowie jeder Twist im Fortgang der Erzählung wurden sicht- und spürbar nur entworfen, um ein ganz bestimmtes Ende zu ermöglichen. Dabei blieben die Logik und jegliches Verlangen, länger als eine halbe Sekunde über das Gesehene nachzudenken, komplett auf der Strecke liegen.

Die Figuren, die sich seit dem ersten Teil konstant entwickelt haben, erleben in diesem Abschluss der Trilogie keinerlei Weiterkommen in ihrem Sein, sondern verändern lediglich die Lebensumstände in welchen sie sich befinden. Einige Charaktere, so interessant und ausbaufähig sie einst auch gewesen sein mögen, gerieten unter der Regie von Dean DeBlois (“Drachenzähmen 1+2”, “Lilo & Stitch”, “The Other Side of the Wind”), welcher auch das Drehbuch verfasst hat, entweder ganz ins Hintertreffen oder haben sich psychologisch zurückentwickelt.

In Sachen Storytelling hat der dritte Teil leider eine ähnlich unnötige Entwicklung hingelegt und widerspricht mit einigen Ansätzen komplett dem, was wir in den beiden Vorgängerteilen erfahren haben. Dem Plot zugute wird vieles einfach ignoriert, anderes totgeschwiegen und manch ein Part schlichtweg so verdreht, dass es dem angepeilten Ende entspricht. All dies sind Herangehensweisen, die für Fans der ersten zwei Filme wir ein Schlag ins Gesicht anmuten.

Neue Freunde, alte Bekannte

drachenzähmen 3 Poster DEAnwesend sind quasi alle Bewohner Berks, die ihr in den letzten Jahren kennen und lieben gelernt habt, auch wenn manch einer nicht mehr viel zu melden hat. Selbst unter den Hauptfiguren gibt es solche, die für die Liebesgeschichte zweier Nachtschatten an Screentime eingebüßt haben. Bei manch einem Einwohner des Wikingerdorfes stellt sich sogar die Frage, warum sich die Animatoren überhaupt die Mühe machen mussten, diese mit einzubauen.

Die neuen Figuren, die im Gegenzug auf der Leinwand präsentiert werden, sind schwer lieb zu haben. So zum Beispiel der Tagschatten, eine weiße, weibliche Variante von Ohnezahn, welche es dem vom Aussterben bedrohten Drachen ermöglicht, der Einsamkeit zu entfliehen. Für den “Ist das Süß”-Effekt wurde darauf verzichtet, den hundeähnlichen Verhaltensweisen dieser Spezies weiter zu folgen. Stattdessen benimmt sich der glitzernde Plasmawerfer wie eine Katzenversion ihres männlichen Artgenossen; mit schnurren, fauchen und allem, was dazugehört.

Süß ist das schon. Aber ich hinterfrage an dieser Stelle auch nicht die Qualität des Schmalzes, die “Drachenzähmen leicht gemacht 3” an den Tag legt, sondern lediglich die Notwendigkeit einiger Details. Natürlich haben auch schon andere Fabeltiere dieser Reihe katzenähnliches Verhalten an den Tag gelegt, doch noch nie so ausgeprägt und beinahe durchweg auf diese Vorlage aus unserer Heimtierwelt beschränkt. Ansichtssache, keine Frage, doch nun wisst ihr zumindest, was auf euch zukommt.

Weniger Diskussionsbedarf dürfte es bei dem Antagonisten des Films geben, dem Drachentöter Grimmel (im Original gesprochen von Fahrid Murray Abraham). Dieses Abziehbild eines Bösewichts ist einigermaßen gut geeignet, um von Kindern jeder Altersklasse gehasst zu werden, hat abseits davon jedoch nichts zu bieten. Er ist böse, weil dem halt so ist. Er tut, was er tut, weil ihm danach ist und unterm Strich ist er lediglich eine Ausrede, um eine offene Frage des Filmuniversums auf die plumpeste, faulste Art zu beantworten, die dem Drehbuchautor eingefallen ist.

Synchronsprecher in spe

Gegen die englische Synchronisation kann an dieser Stelle kein böses Wort eingelegt werden, gegen die deutschsprachige Version dafür gleich mehrere. Daniel Axt, welcher Protagonist Hicks seine Stimme leiht und Emilia Schüle, welche, wie schon in den beiden Teilen zuvor, Astrid spricht, unterbieten sich dieses Mal selbst. Schreckliche Betonung, unpassende, verbale Präsentation von Gefühlen, fehlgeleitete Ansätze in Sachen Selbstdarstellung.

Wer auch immer der Meinung gewesen ist, die zwei Schauspieler hätten bisher einen formidablen Job abgeliefert, hat es mit der Lobpreisung etwas übertrieben und letztendlich dafür gesorgt, dass beide keinen Sinn mehr darin sehen, sich überhaupt noch Mühe bei ihrer Arbeit zu geben. Vielleicht hatten sie Spaß dabei und sicherlich ist es den Kleinen unter uns egal. Für das geschulte Ohr eines regelmäßigen Kinogängers ist ihr Schaffen jedoch schwer erträglich.

Gegen den Rest der Riege, welcher auch Martina Hill und Dominic Raacke angehören, kann und will ich gar nichts Negatives verlauten. Nicht immer auf dem Niveau, welches wir aus manch einer Konkurrenzarbeit gewöhnt sind, jedoch stets deutlich über lauwarmem Mittelmaß.

Fazit

Ein süßer, vielleicht sogar schöner Animationsfilm für Kinder, der leider weder die humoristische Tiefe des ersten Teils, noch die psychologische Herangehensweise des direkten Vorgängers für sich verbuchen kann. Oberflächlich, durchschaubar und leider ohne wirkliche Ambitionen, außer jener, die Trilogie endlich abzuschließen. Für die Jüngsten unter uns ein Pflichtbesuch, für manch Elternteil jedoch eher Strafe als gemütliche Abendunterhaltung.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 10.01.2019