Melanie Laurent ist vor allem als Schauspielerin bekannt, findet aber auch immer interessante Projekte, die sie dann als Regisseurin umsetzt. Bei „Die Tanzenden“ spielt sie auch mit – die Rolle der Krankenschwester, die erst rigide erscheint, aber der Hauptfigur zu glauben beginnt. Man kann sich gut vorstellen, dass Laurents Interesse an dem Roman von Victoria Mas auch dadurch geweckt wurde, dass sie sich vorstellte, wie sie selbst vor Jahren die Rolle der Protagonistin gespielt hätte.
Inhalt von Die Tanzenden – Eine flog über das Kuckucksnest (Filmkritik)
von Peter Osteried | 18.09.2021
Der Film „Die Tanzenden“ startet am 17. September bei Amazon Prime. Hier ist unsere Kritik zum Film von Melanie Laurent.
Melanie Laurent ist vor allem als Schauspielerin bekannt, findet aber auch immer interessante Projekte, die sie dann als Regisseurin umsetzt. Bei „Die Tanzenden“ spielt sie auch mit – die Rolle der Krankenschwester, die erst rigide erscheint, aber der Hauptfigur zu glauben beginnt. Man kann sich gut vorstellen, dass Laurents Interesse an dem Roman von Victoria Mas auch dadurch geweckt wurde, dass sie sich vorstellte, wie sie selbst vor Jahren die Rolle der Protagonistin gespielt hätte.
Die Tanzenden – Zur Handlung
Paris im 19. Jahrhundert: Eugenie möchte ein selbstbestimmtes Leben führen. Immer wieder lehnt sie sich gegen ihren Vater auf, der sich ein ums andere Mal wegen ihrem Verhalten beschämt fühlt. Eines Tages erzählt sie ihrer Großmutter davon, dass die Toten zu ihr sprechen. Ihr Vater erfährt davon und lässt sie in die Psychiatrie bringen.
Dort gerät sie in die Fänge eines medizinischen Systems, das wenig über Geisteskrankheiten weiß und darum mit brachialen Methoden vorgeht, um die Patienten zu „heilen“. Auch hier lehnt sich Eugenie auf – und landet in Isolation.
Die Tanzenden – Eine Kritik
Der Film wurde als übernatürlicher Thriller beworben. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Zwar gibt es ein sanftes übernatürliches Element, aber in erster Linie ist dies ein Drama im Stil von „Einer flog über das Kuckucksnest“.
Der Film ist sich ein wenig uneins. Er lässt zuerst die Erklärung zu, dass Eugenie Halluzinationen hat, im weiteren Verlauf des Films spricht sie jedoch mit Krankenschwestern und offenbart Wissen über die, das sie nicht haben kann. Die Toten haben es ihr geflüstert. Das verleiht dem Film dann doch einen übernatürlichen Touch, der letztlich jedoch wie ein Fremdkörper wirkt. Denn „Die Tanzenden“ ist hauptsächlich ein soziopolitisches Drama, das in seiner krassesten Form von der Unterdrückung der Frau durch ein patriarchalisches System erzählt.
Verstörend ist der Film, weil man mit der Hauptfigur mitfühlt. In die Fänge eines solchen Systems zu geraten und ihm schutzlos ausgeliefert zu sein, ist ein wahrgewordener Albtraum. Einer, der längst nicht nur im Paris des 19. Jahrhunderts möglich war, sondern auch heute noch denkbar ist. Nachrichten solcher Fälle gibt es immer wieder.
„Die Tanzenden“ hat jedoch noch eine weitere Dimension, weil er aus weiblicher Sicht erzählt ist. Es gibt zahlreiche Szenen, die in der Demütigung von Frauen durch Männer kulminieren -auf subtile, oft aber sehr offensichtliche Art. Ein Thriller ist der Film damit dennoch nicht, aber ein Drama, das an die Nieren geht.
Fazit
Melanie Laurent, die auch das Drehbuch geschrieben hat, hat mit „Die Tanzenden“ einen nicht immer stimmigen, aber dennoch eindringlichen Film abgeliefert, der vor allem deswegen so gruselig ist, weil der Verlust der körperlichen hier auch mit einer Bedrohung der geistigen Freiheit einhergeht.
Bewertung: 4/5****