Der König der Löwen Filmkritik – Lang lebe der König!

Disney schaufelt noch einmal reichlich Kohle in den Heizer der Nostalgielokomotive. Was 1996 mit „101 Dalmatiner“ begann, wurde mittlerweile zur neuen Geschäftsidee des Konzerns und wird am 17. Juli fortgeführt. Dann erscheint nämlich Jon Favreaus „Der König der Löwen“ in den deutschen Kinos, eine Live-Action-Adaption des beliebten Meisterwerks aus dem Jahr 1994.

Inhalt von Der König der Löwen Filmkritik – Lang lebe der König!

Disney schaufelt noch einmal reichlich Kohle in den Heizer der Nostalgielokomotive. Was 1996 mit „101 Dalmatiner“ begann, wurde mittlerweile zur neuen Geschäftsidee des Konzerns und wird am 17. Juli fortgeführt. Dann erscheint nämlich Jon Favreaus „Der König der Löwen“ in den deutschen Kinos, eine Live-Action-Adaption des beliebten Meisterwerks aus dem Jahr 1994.

Favreau hat schon einmal einen Disney-Klassiker neu aufgelegt, und zwar „Das Dschungelbuch“. Seine Version von 2016 kam bei Fans und Kritikern gleichermaßen gut an und hat Disney fast auf der Stelle dazu veranlasst, ihn auch die Fortsetzung im realistischen Ton umsetzen zu lassen. Zuerst erhalten wir jedoch noch im November dieses Jahres die Realversion von „Susi und Strolch“.

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Realismus pur

Im 2019er „Der König der Löwen“ setzt die Traumschmiede aus Kalifornien nicht wirklich auf echte Tiere, wie man bei der Bezeichnung á la Live-Action vielleicht denken könnte, sondern einfach auf einen sehr hohen Grad an Realismus. Eigentlich entstand der gesamte Film nämlich am PC, und zwar vom kleinsten Grashalm, über die detailliert dargestellten Lebewesen, bis hin zur kompletten Landschaft Afrikas.

Visuell ist das eine schwierige Herangehensweise, bei der eine Menge schief gehen kann. Hier ist es jedoch gelungen. Abgesehen von ein/zwei Momenten, in welchen man glaubt, die Tricktechnik durchschaut zu haben und es so wirkt, als hätte die Technologie ihre Grenzen erreicht, sieht das gesamte Werk einfach nur umwerfend aus. Die Liebe zum Detail ist „Der König der Löwen“ jederzeit anzusehen.

Das gilt zusätzlich für die Animationen, welche ebenfalls absolut beeindruckend gelungen sind. Die Tiere bewegen sich nicht mehr cartoonartig, wie noch im Original, sondern äußerst realistisch. Slapstickmomente wie mit Scar, der den mit Speichel übersäten Zazu auf den Boden spuckt, gehören nun der Vergangenheit an. Um diese zu ersetzen, gibt es stattdessen überwiegend gesprochenen Humor und einige wirklich nette Anspielungen und Erwartungsbrüche für Fans der ersten Stunde.

Und auch wenn solche Tatsachen so wirken können, als würde dem Film in der realistischen Version dadurch einiges an Gefühl verloren gehen, ist dem nicht der Fall. Favreaus „Der König der Löwen“ ist mindestens so schön und berührend wie das Original. Nur eben ein wenig erwachsener, entsprechend der ursprünglichen Zielgruppe, die nun ebenfalls deutlich älter ist.

Retro-Handlung

Disney setzt in dieser Live-Action-Adaption nicht auf große Veränderungen. Keiner Figur wird die Persönlichkeit nach links gedreht, damit sie eine stärkere Rolle einnehmen kann. Es wird weder geschönt, noch jemand ersetzt und keine Schlüsselmomente abgeändert, in der Befürchtung, irgendwer, irgendwo könnte sich auf den Schlips getreten fühlen (so wie es zuletzt bei „Aladdin“ der Fall gewesen war).

Stattdessen wird das Erlebnis lediglich an manch einer Stelle angepasst, um es auch solch potenziellen Kinogängern schmackhaft zu machen, die den originalen Film schon zig Male gesehen haben. Außerdem wurde das Werk hier und dort erweitert. Es existieren ein paar neue Szenen und wieder andere erhielten einen differenzierten Blickwinkel, jedoch ohne etwas von der alten Geschichte zu verlieren.

So gibt es zum Beispiel eine Anspielung darauf, wie Scar seine namensgebende Narbe erhalten hat. Shenzi wird deutlicher als Anführerin des Hyänenrudels dargestellt und die Situation nach Simbas Flucht wird realistischer, wenn vielleicht auch leicht überzogen präsentiert. Zudem ist es schön zu sehen, dass nun mehr Tiere in der Oase leben, die Timon und Pumba ihr Zuhause nennen.

Den größten Unterschied zur Version von 1994 stellt aber wohl das Finale dar. Was im Original noch etwas zu kurz kam, wurde von Jon Favreau („The Jungle Book“, „Iron Man“, „Cowboy & Aliens“) und seinem Team zu dem Highlight, welches es schon immer hätte sein sollen. So erhielt „Der König der Löwen“ endlich einen Abschluss, der nicht nur zu Tränen rühren kann, sondern bis zu diesem Zeitpunkt auch äußerst spannend ist.

KonigLowen

Wer sagt das?

Die Pressevorführung, in der ich den Film sehen durfte, war in englischer Sprache, was es natürlich schwer bis unmöglich macht, die deutsche Synchronarbeit bewerten zu können. Schließlich würden dafür nur die Trailer im Netz zur Verfügung stehen, welche definitiv nicht ausreichen, um sich eine professionelle Meinung zu bilden. Oder wir hätten warten müssen, bis der Streifen in den Kinos angelaufen ist, was weder für euch noch für uns sonderlich attraktiv erschien.

Da Disney jedoch in der Vergangenheit gezeigt hat, dass die Verantwortlichen dort sehr gut darin sind, weltweit Sprecher auszuwählen, die an die originalen Synchronschauspieler heranreichen, sowohl was Stimmfarbe als auch was die Betonung angeht, darf wohl davon ausgegangen werden, dass sich die Leistungen im deutschsprachigen Raum zumindest mit denen in Übersee messen können.

Sollte dem so sein, gibt es nichts zu befürchten, denn die amerikanischen Synchronsprecher haben einen meisterhaften Job abgeliefert. Absolut jeder hat hörbar sein/ihr Bestes gegeben und die entsprechende Figur so vertont, dass der originale Charakter sofort wiedererkannt werden kann. Der Spaß am Set und die Hingebung zur eigenen Figur sind spürbar, was das Kinoerlebnis besonders angenehm gestaltet.

Lediglich zwei Sprecher bilden hier eine klitzekleine Ausnahme, beide auf ihre eigene Art. Zum einen ist die Arbeit von James Earl Jones, welcher den Mufasa bereits 1994 gesprochen hat, noch einmal eine Schippe besser als die seiner Kollegen. Der US-amerikanische Schauspieler hat eine meisterhafte Leistung abgeliefert und allein durch ihn wirkt Mufasa direkt deutlich stärker, aber auch sanfter und voll väterlicher Liebe.

Die zweite Ausnahme bildet Seth Rogen („Superbad“, „Ananas Express“, „Steve Jobs“), welcher in der 2019er-Version von „Der König der Löwen“ Pumba spricht. Rogen macht seine Sache gut, keine Frage, doch neigt er gelegentlich dazu weniger wie das berühmte Warzenschwein und mehr wie er selbst zu klingen. Seine charakteristische Lache unterstreicht diese Tatsache oftmals, jedoch leider auf negative Art.

Fazit

Jon Favreau bleibt dem Original von Der König der Löwen treu und ändert nichts Relevantes an ihm ab. Stattdessen wird das Werk von 1994 erweitert und sogar hin und wieder verbessert. Der pure Realismus des Remakes kostet der Geschichte zudem nicht den Charme, sondern lässt diese lediglich ein klein bisschen erwachsener wirken. Was dem Humor nicht schadet, der immer noch genauso großartig ist wie damals. Unterm Strich ist der Film ein visuelles wie inhaltliches Meisterwerk mit nur ganz wenigen Schwächen.

Bewertung: 5/5*****

Filmkritik von heiner “Gumpi” Gumprecht, 15.07.2019