So wie viele Bücherwürmer noch immer die Nase rümpfen, wenn sie jemanden einen Comic lesen sehen, und viele Sportfans genervt die Augen rollen, wenn Gamer gebannt das nächste Match im eSport beiwohnen, müssen sich auch Anhänger von Anime immer wieder von Kinofans belächeln lassen. So recht ernst nehmen wollen die Animationskunst selbst heute noch nicht viele Cineasten, was sehr schade und auch ein wenig verrückt ist.
Inhalt von „Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ – Unsere spoilerfreie Filmkritik
von Heiner Gumprecht | 17.05.2021
So wie viele Bücherwürmer noch immer die Nase rümpfen, wenn sie jemanden einen Comic lesen sehen, und viele Sportfans genervt die Augen rollen, wenn Gamer gebannt das nächste Match im eSport beiwohnen, müssen sich auch Anhänger von Anime immer wieder von Kinofans belächeln lassen. So recht ernst nehmen wollen die Animationskunst selbst heute noch nicht viele Cineasten, was sehr schade und auch ein wenig verrückt ist.
Bild: „Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ (2021). ©Peppermint Anime
Schließlich dienten Anime und die dazugehörigen Manga bereits sehr oft als Vorlage für genau die Geschichten, die wir in Filmform so lieben und verehren. Anime erfreuen sich einer sehr hohen Anhängerschaft, spülen große Millionenbeträge in die Kassen und haben beispielsweise mit den Werken von Hayao Miyazaki und Masamune Shirow längst bewiesen, wie tiefsinnig, komplex und teilweise wunderschön sie sein können.
In Japan ist dies den Kinogängern bereits seit sehr langer Zeit bekannt und aufgrund der enormen Erfolge, welche die Animefilme dort jedes Jahr feiern, kommt auch der Westen so langsam auf den Trichter und den Geschmack. Zumindest spätestens jetzt, wo der Anime Demon Slayer – The Movie: Mugen Train zum erfolgreichsten Kinofilm in Japan in 2020 wurde und in Sachen Verkaufszahlen sogar Urgestein Chihiros Reise ins Zauberland entthronen konnte.
Demon Slayer – The Movie: Eine Kritik
Eine Sache sollten wir direkt zu Beginn klären. Bei „Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ handelt es sich um den Kinofilm zu der sehr populären Serie, die in Japan seit 2019 läuft und deren Ende der ersten Staffel direkt in den ersten Kinofilm übergeht. Theoretisch ist es möglich, „Demon Slayer – The Movie“ zu gucken, auch ohne dass man Staffel 1 der Serie gesehen hat, empfehlen kann ich dieses Vorgehen aber niemandem.
Ihr werdet quasi direkt in die Handlung geworfen und wer die Charaktere nicht kennt, die Bedeutungen der Bezeichnungen, die in dieser Welt alltäglich sind und regelmäßig verwendet werden, und wer nicht weiß, warum da wer gegen wen kämpft, dürfte an mehr als nur einer Stelle hoffnungslos verloren sein. Dieser Film richtet sich direkt an die Fans, die am Ende von Staffel 1 angelangt sind und nun wissen wollen, wie die Geschichte weitergeht.
Daher bewerte ich diesen Film auch nicht auf die gleiche Weise, wie ich es sonst tue, und nehme das Werk von Regisseur Haruo Sotozaki auch nicht in seine Einzelteile auseinander. „Demon Slayer – The Movie“ ist nämlich kein richtiger Kinofilm, sondern viel mehr eine sehr lange Folge der Serie, beziehungsweise ein Staffelfinale mit Überlänge. Daher ignorieren wir hier auch gekonnt, dass der Film für sich alleine kaum bis gar nicht stehen kann.
Bild: „Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ (2021). ©Peppermint Anime
Demon Slayer – The Movie: Für Fans entworfen
Solltet ihr Staffel 1 der Serie Demon Slayer bereits gesehen haben und freut euch schon jetzt darauf, dass der dazugehörige Kinofilm ab dem 20. Mai 2021 auch in Deutschland nach und nach veröffentlicht wird (je nachdem, in welchem Bundesland welche Kinos bereits öffnen dürfen), haben wir ziemlich gute Nachrichten für euch, denn der Film hält das Versprechen, welches die Serie im Vorfeld gegeben hat.
Wenn ihr bis zum Ende der ersten Arc mit dabei gewesen seid und euch gefallen hat, was ihr da zu sehen bekamt, ist es beinahe unmöglich, dass ihr mit dem Film nichts anfangen könnt. Schließlich wird die Geschichte nahtlos weitererzählt, die bekannten Charaktere sind wie immer liebenswert, verrückt und für mehr als nur einen kurzen Lacher gut und auch wenn man nicht wirklich etwas Neues erfährt, bekommt man doch viel Neues zu sehen.
Ein Fanliebling betritt zum Beispiel endlich das Rampenlicht und zeigt das erste Mal, was er wirklich kann, während eine andere Figur völlig neu eingeführt wird, auf die viele Fans bereits gewartet haben, obwohl sie nicht wussten, was beziehungsweise wer da eigentlich auf sie zukommt. „Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ besticht außerdem durch einen gut gewählten Mix aus Humor, coolen Momenten und Action.
Ihr dürft halt nur nicht zu viel erwarten, denn die Handlung beschränkt sich weitgehend auf die Mission, der die Helden folgen, entsprechend werdet ihr nichts erfahren, was die Hintergründe der Welt und die Strippenzieher im Schatten angeht. Das macht aber fast nichts bis wenig, denn in den knapp zwei Stunden werdet ihr trotzdem bestens unterhalten und es gibt genügend Fanservice, der jeden aufkommenden Kontrapunkt sofort im Keim erstickt.
Demon Slayer – The Movie: Ein bisschen meckern
Jeden, bis auf zwei. Bei einem davon handelt es sich um die deutsche Synchronisation, die zwar durchaus in Ordnung ist und so viel besser, als es bei Filmen in den 1990er noch der Fall war, doch Preise werden die meisten Sprecher, Ausnahmen bestätigen hier wie immer die Regel, mit ihrer Leistung auch nicht gewinnen. Solltet ihr also die Chance haben, schaut den Film doch lieber im Original mit Untertiteln.
Obwohl diese Vorgehensweise auch ihren Nachteil hat, denn so werdet ihr von den meist erstklassigen Animationen abgelenkt, die sich hier nicht nur sehen lassen können, sondern einfach wunderschön und sehr beeindruckend sind. Vor allen Dingen die Darstellungen der Kräfte, die im Kampf gegen die Dämonen zum Einsatz kommen, sind mit ihrem geplanten Stilbruch ein Augenschmaus, den man sich ganz sicher nicht erst schön reden muss.
Doch über diese geschlagene Brücke kommen wir dann auch zum zweiten Punkt, der ein wenig sauer aufstößt. „Demon Slayer – The Movie“ hat nämlich ein paar 3D-animierte Stellen, die sich nicht nur miserabel in den restlichen Artstil einfügen, sondern selbst losgelöst davon einfach nur unschön sind. Vielleicht nicht unbedingt hässlich, aber dennoch unnötig. Doch wie sagt man so schön? Wenn man sich zum Motzen strecken muss, ist es den Aufwand nicht wert.
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Fazit
Der Kinofilm zur weltweit erfolgreichen Animeserie ist kein guter Film per se. Müsste ich das Werk bewerten wie jeden anderen Streifen, der in den Lichtspielhäusern der Welt gezeigt wird, gäbe es deutlich mehr Abstriche. Doch „Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ will ja gar kein normaler Kinofilm sein, sondern versteht sich mehr als Erweiterung der Serie, als Fortsetzung der Geschichte und als Pflichtprogramm für alle, die genau wissen was da auf sie zukommt.
Und der Film ist auf jeden Fall das, was er sein möchte, sprich, die Umsetzung ist in so gut wie allen Bereichen hervorragend gelungen. Viel (alberner) Humor, coole Momente mit stoischer Heldenverehrung, etwas Drama und ganz viel visuell beeindruckende Action. Hinzu kommt jede Menge Fanservice in Form von zu erwartenden Sprüchen und Handlungen, lang ersehnten Charaktereinführungen und einem Hauch von Ahnung, was in Staffel 2 der Serie auf uns zukommen wird.
Bewertung: 4/5****