Guy Ritchies neuestes Werk erinnert an seine frühen Filme, verzichtet jedoch auf den Humor und erzählt seine grimmige Geschichte auf konsequente Weise. Der Regisseur hat sich hier einen französischen Film zum Vorbild genommen, übertrumpft ihn jedoch.
Inhalt von Cash Truck – Der Menschen Zorn (Filmkritik)
von Peter Osteried | 06.07.2021
Der Thriller „Cash Truck“ startet am 29. Juli in den Kinos. Hier ist unsere Kritik zum Film von Guy Ritchie.
Bild: Szene aus dem Kinofilm “Cash Truck” (c) Studiocanal
Guy Ritchies neuestes Werk erinnert an seine frühen Filme, verzichtet jedoch auf den Humor und erzählt seine grimmige Geschichte auf konsequente Weise. Der Regisseur hat sich hier einen französischen Film zum Vorbild genommen, übertrumpft ihn jedoch.
Cash Truck – Zur Handlung
Erst seit einem Monat ist H (Jason Statham) für eine Geldtransportfirma tätig. Keiner hätte erwartet, dass er besondere Fähigkeiten offenbart, aber als der Transporter überfallen wird, schreitet H zur tat. Ganz allein legt er die Angreifer um.
Wer ist der mysteriöse, wortkarge Mann aber wirklich? Und wieso verschwendet er seine beträchtlichen Talente bei einem schlecht bezahlten Job in einer Geldtransportfirma?
Bild: Szene aus dem Kinofilm “Cash Truck” (c) Studiocanal
Cash Truck – Eine Kritik
Der französische Film „Cash Truck“ aus dem Jahr 2004 wartet mit Jean Dujardin auf. Es ist ein guter Film, einer, der wohl auch Guy Ritchie gefallen hat. Aber er sah etwas darin, auf dem sich aufbauen ließ. Ein Film, der zu den seltenen Beispielen gehört, dass ein Remake besser als das Original ist.
Im Grunde erzählt der Film eine einfache Geschichte, mit dem Einsatz von Rückblenden, um die Motivation der einzelnen Figuren zu erleuchten, ergibt sich jedoch ein weit komplexerer Ansatz, der auch deswegen so gut funktioniert, weil er die Erwartungshaltung des Zuschauers miteinbezieht. Ritchie war klar, dass Jason Statham als Action-Star wahrgenommen wird. Sieht das Publikum ihn, erwartet es, dass er ein formidabler Kämpfer ist. Das Mysterium seiner Figur scheint für das findige Publikum darum keines zu sein – und ist es doch. Weil Ritchie mit der Erwartungshaltung spielt, und sie aushebelt.
Denn H ist nicht der stoische Held, als der er erscheint. Er ist nur eine von vielen Figuren in diesem Film, die vielleicht Helden sein könnten, es aber nicht sind. In der Welt von „Cash Truck“ gibt es kein Schwarzweiß, allenfalls Graustufen. Das erschwert die Identifizierung mit der Hauptfigur. Oder anders gesagt: Es kommt der Punkt, an dem man diese Identifizierung in Frage stellt.
Der Film ist technisch eine Wucht. Ritchie findet immer wieder ungewöhnliche Perspektiven, die Kamera steht nie still, sie ist immersiv und lässt den Zuschauer doch außen vor. Weil er in Schlüsselmomenten nur Teilbereiche des Geschehens sieht und sich den Rest zusammenreimen muss.
Ritchie hat den Film in Kapitel unterteilt, deren Titel bedeutungsschwanger sind. So wie auch der Originaltitel, der sich auf ein Bibelzitat bezieht und von des Menschen Zorn erzählt. Er ist passender als der generische deutsche Titel, weil er illustriert, worum es wirklich geht. Um das alles überragende Gefühl von Zorn, von dem die Hauptfigur aufgefressen wird. Das macht H zu einer tragischen Figur – etwas, das man mit Jason Statham nur selten in Verbindung bringt, hier aber dafür umso besser funktioniert.
Fazit
Der komplexe und verschnörkelte Thriller von Guy Ritchie ist ein Remake, das die Geschichte und das Themas der Vorlage aufgreift, aber tatsächlich darüber hinauswächst. „Cash Truck“ ist ein gnadenloser Film, der Ritchies erzählerischem Ansatz ganz und gar entspricht, aber doch aus seinem Oeuvre heraussticht. Weil es eine Geschichte ist, an der nichts cool ist.
Bewertung: 4/5****
Bild: Poster zum Kinofilm “Cash Truck” (c) Studiocanal