Obwohl es zwei mehr oder eigentlich eher weniger erfolgreiche Fortsetzungen gab, bleibt für viele Kinofans Candyman´s Fluch aus dem Jahr 1992 die einzig wahre Geschichte über den übersinnlichen Killer mit der Hakenhand. Doch viele befinden den Film von Regisseur Bernard Rose nicht mehr für zeitgemäß, weswegen seit Jahren Gespräche über eine Neuauflage stattgefunden haben, die ab dem 26. August 2021 erst einmal ein Ende haben dürften, denn dann startet in Deutschland das Reboot Candyman von Nia DaCosta.
Inhalt von „Candyman“ Filmkritik: Ein gut gemeinter Neuanfang
von Heiner Gumprecht | 25.08.2021
Obwohl es zwei mehr oder eigentlich eher weniger erfolgreiche Fortsetzungen gab, bleibt für viele Kinofans Candyman´s Fluch aus dem Jahr 1992 die einzig wahre Geschichte über den übersinnlichen Killer mit der Hakenhand. Doch viele befinden den Film von Regisseur Bernard Rose nicht mehr für zeitgemäß, weswegen seit Jahren Gespräche über eine Neuauflage stattgefunden haben, die ab dem 26. August 2021 erst einmal ein Ende haben dürften, denn dann startet in den deutschen Kinos das Reboot Candyman von Nia DaCosta.
Bild: Szene aus dem Horrorfilm “Candyman” (c) 2021 Universal Pictures
Candyman: Zur Handlung
Der Film, der auf dem Original beruht und diesem auch mit mehreren Verbeugungen Ehre erweist, handelt von dem Künstler Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II), der mit seiner Freundin, der Galeriedirektorin Brianna Cartwright (Teyonah Parris), in das kleine Chicagoer Viertel Cabrini Green zieht, also genau dem Ort, an welchem die Legende über den fürchterlichen Candyman ihren Anfang nahm. Hier ist es, wo der sensible Mann mit der Legende in Berührung kommt und von früheren Opfern des Candyman erfährt.
Eine davon ist beispielsweise Helen Lyle, die Doktorandin, die im originalen Film die Hauptfigur war und am Ende des Klassikers in den Flammen verbrannte. Anthony ist von den Geschichten fasziniert und lässt diese in seine neue Arbeiten einfließen, doch gleichzeitig verliert er sich mehr und mehr in den düsteren Wahrheiten, die hinter den Erzählungen lauern. Er beginnt, Dinge zu sehen, die nicht real sein können und befürchtet schon bald, den Verstand verlieren zu können. Gleichzeitig werden in dem Ort plötzlich schreckliche Morde begannen.
Bild: Szene aus dem Horrorfilm “Candyman” (c) 2021 Universal Pictures
Candyman: Eine Kritik
„Candyman“ von Nia DaCosta ist keine Fortsetzung des Originals, aber auch kein wirkliches Reboot. Es ist eher eine neue Perspektive auf eine bereits bekannte Geschichte und ein Versuch, dem Mythos mehr Tiefe und Gewicht zu verleihen. Und in gewissen Bereichen gelingt dem Film dies überaus gut, vor allen Dingen dank des schweren und bedrückenden Erzählstils, kombiniert mit der düsteren und teilweise packenden Geschichte. Das Werk ist gefüllt mit einigen guten Ideen, die dem hakenhändigen Killer durchaus mehr Substanz verleihen.
Gerade die Ansätze, die hinterfragen, wer oder was Candyman eigentlich ist und was einige seiner Opfer in dieser Legende für eine Rolle spielen, verleiht der ganzen Geschichte ein gehöriges Stück an Mehrwert. Hinzu kommen nicht wenige Szenen, die großen Einfallsreichtum erkennen lassen und beispielsweise den Spiegeln in dem Mythos mehr Bedeutung und Macht verleihen.
Immer wieder zeigt sich in den knapp 90 Minuten, das Regisseurin DaCosta und die Drehbuchautoren Jordan Peele und Win Rosenfeld die Materie besser begriffen haben und fühlen können, als die Herrschaften, die für die Fortsetzungen Candyman 2 – Die Blutrache und Candyman 3 – Der Tag der Toten verantwortlich waren. „Candyman“ von 2021 hat viele gute Ansätze und das Herz gewiss am rechten Fleck. Wäre dies bereits der ganze Anspruch, den man an einen Film haben muss, die Bewertung wäre entsprechend hoch.
Bild: Szene aus dem Horrorfilm “Candyman” (c) 2021 Universal Pictures
Nur leider sind gute Ideen und clevere Twists nicht alleine in der Lage, einen ganzen Film zu stemmen, und schweren Herzens muss ich sagen, dass viele andere Bereiche nicht annähernd so gut ausgearbeitet wurden. In erster Linie ist die – für einen Horrorfilm mit einem solch hohen Anteil an Drama – relativ kurze Spielzeit von 90 Minuten ein Faktor, der die Qualität leiden lässt, denn dadurch springt DaCosta in ihrer Erzählung zu schnell von Szene zu Szene und von Wendung zu Wendung, ohne die Übergänge ordentlich darzustellen.
Entsprechend fühlt sich das ganze Werk sehr unnatürlich an, aber nicht auf eine Weise, die bei einem Killer aus der Geisterwelt angebracht wäre, sondern so, dass es schwer fällt, die Handlung komplett zu begreifen, die Entscheidungen von Figuren nachzuvollziehen und die Twists akzeptieren zu können. Es wird sich einfach deutlich weniger Zeit für die Geschichte genommen als notwendig und an Material vorhanden gewesen wäre.
Bild: Szene aus dem Horrorfilm “Candyman” (c) 2021 Universal Pictures
Candyman: Da wäre mehr drin gewesen
Wer bei der Sichtung aufmerksam ist, kann ein paar Lücken zwar selber füllen, am Ende des Films gibt es aber trotzdem zu viele offene Fragen, die hätten beantwortet werden müssen, stattdessen aber im luftleeren Raum schweben. Die theoretische Tiefe des Werks kann dadurch kaum ausgemacht werden und das Finale ist entsprechend übereilt, teilweise viel zu vorhersehbar und gesprenkelt mit allerlei Logiklöchern, die eine längere Screentime vielleicht hätte verhindern können.
Hinzu kommen ein paar völlig unnötige und auch uninteressante Szenen, was besonders weh tut wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit auch wichtige Dinge hätten dargestellt werden können. Im Zusammenspiel mit den eher durchschnittlich begabten Nebendarstellern und den teilweise unterdurchschnittlichen deutschen Synchronsprechern ergibt sich dadurch ein Film, der zwar zeigt, dass er mehr hätte sein können, es aber schlichtweg nicht ist.
Bild: Szene aus dem Horrorfilm “Candyman” (c) 2021 Universal Pictures
Der Part des horrorartigen Dramas steht „Candyman“ von Nia DaCosta auch deutlich besser als der dramatische Horror, mit dem sich der Film leider präsentiert. Die blutigen Szenen sind nicht gruselig genug und haben teilweise kaum Bedeutung, trotzdem versucht sich das Werk vorne und hinten als satter Horrorfilm zu präsentieren, was definitiv die falsche Herangehensweise ist.
Die Figuren sind teilweise nicht komplex genug ausgearbeitet worden, weswegen Entscheidungen und Motivation schwer nachzuvollziehen sind. Die Dialoge sind ebenfalls eher schlecht als recht zusammengeschustert worden. Das Ergebnis ist deutlich unter dem, was hätte sein können und abgesehen von der interessanten und teilweise clever durchdachten Herangehensweise, hat der neue „Candyman“ kaum mehr Klasse als die beiden Fortsetzungen von 1995 und 1999.
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Fazit
Der Versuch, dem Mythos des Candyman mehr Tiefe zu verleihen und neue Perspektiven auszuprobieren, ist absolut lobenswert und teilweise gelingt es den Schöpfern dieses Werks auch, selbst alte Kritikerhasen noch zu überraschen. Doch am Ende des Tages ist Nia DaCostas „Candyman“ leider mehr unterdurchschnittlicher Horror mit etwas stärkerem Dramanateil als das, was er hätte sein können, nämlich ein übersinnliches Drama mit stärkerem Horroranteil. Zu zahm, zu verwirrend und zu viele lose Enden, die am Ende einfach von der Decke baumeln.
Bewertung: 3/5***
Bild: Deutsches Filmposter zum Horrorfilm “Candyman” (c) 2021 Universal Pictures