Superheldenfilme im AAA-Bereich kommen aktuell lediglich aus zwei Lagern. Entweder sind sie Sprösslinge aus dem Hause Marvel und damit auch Kinder von Disney, oder sie entstammen DCs wundersamer Welt der Schurken und Helden. Das Marvel Cinematic Universe setzt dabei auf so etwas ähnliches wie Kontinuität und einen vergleichsweise geruhsamen Aufbau, während uns das DC Extended Universe die Übermenschen, Götter, Dämonen und andere einfallsreichen Verrücktheiten einfach so entgegen speit.
Inhalt von „Black Adam“ Filmkritik: Dwayne Johnson ist DCs beliebtester Anti-Schurke
von Heiner Gumprecht | 19.10.2022
Superheldenfilme im AAA-Bereich kommen aktuell lediglich aus zwei Lagern. Entweder sind sie Sprösslinge aus dem Hause Marvel und damit auch Kinder von Disney, oder sie entstammen DCs wundersamer Welt der Schurken und Helden. Das Marvel Cinematic Universe setzt dabei auf so etwas ähnliches wie Kontinuität und einen vergleichsweise geruhsamen Aufbau, während uns das DC Extended Universe die Übermenschen, Götter, Dämonen und andere einfallsreichen Verrücktheiten einfach so entgegen speit.
Bild: „Black Adam“ (2022). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
Dwayne „The Rock“ Johnson als Anti-Schurke
Dabei verlieren die Schöpfer*innen DC-Kinoadaptionen meist keine Zeit, sondern prügeln alles in einen einzigen Film rein, während sie sich irgendwo zwischen Dramatik und Klamauk bewegen. Der Fanservice steht dabei an zweiter Stelle, zuerst kommt die Anbiederung an ein breites Publikum, weswegen es um so überraschender angemutet hat, als man verkündete, dass Publikumsliebling und Mr. Saubermann persönlich Dwayne „The Rock“ Johnson den wohl bekanntesten DC-Anti-Schurken aller Zeiten spielen soll.
Black Adam war einst ein waschechter Bösewicht, doch aufgrund seiner großen Beliebtheit und wohl auch, weil sich die DC-Comics damals im Niedergang befunden haben, wurde aus ihm ein Anti-Schurke, also ein Antagonist, der in seinem Herzen ein Held ist und das Potenzial hat, auch einer zu werden. Da DC aber keine Risiken mag und jemanden mit Johnsons Ruf nicht verheizen will, wurde in dieser Adaption natürlich ein Held aus ihm. Ein Held mit fragwürdigen moralischen Standpunkten, keine Frage, aber eben doch ein Held.
Bild: „Black Adam“ (2022). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
Black Adam: Eine Kritik
Natürlich bleibt es nicht bei dieser einen Veränderung. Während man immer noch darauf setzt, neue Figuren irgendwo zwischen den Zeilen einzufügen und es entsprechend schwerfällt, sich mit den neuen Charakteren zu identifizieren, mit ihnen zu leiden und um sie zu trauern, werden gleichzeitig etablierte und beliebte Handlungszweige einfach komplett abgeändert und Origin-Geschichten ad absurdum geführt. Das Ergebnis liefert uns die allseits bekannte Abneigung gegenüber Held*innen mit naturroten Haaren und andere unnötige Verfehlungen.
Anhänger*innen von satten Leinwandspektakeln kommen zwar in Sachen Action auf ihre Kosten, die Handlung und die Details wurden jedoch so stark abgeändert, dass der Wiedererkennungswert für Fans der Vorlage in den Keller sinkt. Charaktere in „Black Adam“ erinnern nur noch entfernt an ihre Originale, Plotdetails, die sich eigentlich bereits bewährt haben, werden komplett verdreht und die fragile Struktur aus Logik und Kontinuität der Comics zerbricht in tausend Teile, die nur noch als Fundament für Mittelmäßigkeit herhalten dürfen.
Was ihr also zu erwarten habt, erinnert nur noch im Ansatz an das, was manch einer von euch vielleicht bereits kennt. Warum man sich etwas auf dem Silbertablett servieren lässt und das ganze Tablett dann in den Müll wirft, ist uns zwar ein Rätsel, doch zumindest ist nicht der komplette Film für die Tonne. Denn obwohl sich das Werk von Regisseur Jaume Collet-Serra mehr Freiheiten erlaubt als ein Anarchist auf Kaffeefahrt, ist es zumindest eines, nämlich sehr unterhaltsam. Als trüge der Anarchist eine dicke, rote Stoffnase, während er mit Messern jongliert.
Bild: „Black Adam“ (2022). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
Die Actionszenen, von denen es reichlich gibt, strotzen nur so vor interessanten Einfällen und gleichen sich untereinander lediglich im Ansatz, in der Ausführung sind sie hingegen sehr variationsreich, um nicht zu sagen clever. Hinzu kommen allerlei Situationskomik, hin und wieder ein flotter Spruch und natürlich der weltberühmte Charme des Dwayne Johnson, der selbst als mordende Kampfmaschine noch einen sympathischen Eindruck hinterlässt. Und nicht zu vergessen der mehr als nur charismatische Pierce Brosnan als Doctor Fate.
Alles andere ist aber eine lediglich hübsch verzierte Torte aus der Retorte, ein künstliches, wenn nicht sogar planmäßig erstelltes Ding aus Elementen, die sich bisher bewährt haben und die man trotz aktuellem Missbrauch in der Filmindustrie immer noch verwendet. Wer also regelmäßig Filme, vielleicht sogar Superheldenfilme schaut, wird kaum auf neue Ideen, Figuren und Wendungen treffen. Stattdessen fährt man bei DC wieder einmal den guten, alten, verlässlichen Old-Reliable-Zug, der den Bahnhof nicht nur bereits verlassen hat, sondern längst verunglückt ist.
Bild: „Black Adam“ (2022). ©Warner Bros. Entertainment Inc.
Nichtsdestoweniger überrascht die erste Hälfte von „Black Adam“ mit einem flotten Erzählstil, tollen Kampfeinlagen sowie genügend Fanservice, um zu gefallen. Dies nimmt jedoch mit jedem Schritt in Richtung Finale ab und schon bald habt ihr es mit an den Haaren herbeigezogenen Wendungen, massenweise Detailfehlern und einem Strotzen entgegen jeglicher Logik zu tun. Mit einem Gehirn im Ruhemodus lässt sich das sicherlich genießen, wer den Denkapparat jedoch eingeschaltet lässt, braucht starke Nerven.
Das Niveau der gesamten Produktion bewegt sich über die kompletten 125 Minuten irgendwo zwischen absolutem Durchschnitt und einigen Nuancen darüber. Höchste Höhen werden nicht erreicht, zum Glück stürzt aber auch kein Aspekt von „Black Adam“ in tiefste Tiefen ab, weswegen einem Besuch im Kino nur unter zwei Umständen etwas entgegen spricht: Entweder, weil ihr diesem Genre einfach nichts abgewinnen könnt, oder aber, weil ihr eine akkurate Adaption der Comics erhofft.
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Fazit
Mit den Comics hat dieses Ding von einem Film nur wenig gemein, doch zumindest macht Collet-Serras Werk über weite Flur Spaß. Dwayne Johnson kann Defizite in der Ausarbeitung seiner Figur mit seinem natürlichen Charme wett machen, die einfallsreiche Action tarnt die eher mickrig ausgearbeiteten Nebencharaktere und obwohl alles aus der Klischeeschublade entnommen wurde, lassen Action, Humor sowie übertriebene Fantastereien dennoch zu, dass geneigte Kinogänger*innen bei einem Besuch im Lichtspielhaus ihren Spaß haben.
Bewertung: 3/5***
Bild: Poster zum Kinostart von „Black Adam“ (2022). ©Warner Bros. Entertainment Inc.