Nach ihrem kurzen Cameo-Auftritt in „Conjuring – Die Heimsuchung“ bekam Annabelle erst einen eigenen Film, der die Origin-Geschichte erzählt, und anschließend ein Prequel, das die Hintergründe, die zu ihrer Erschaffung führten, näher beleuchtet. In „Annabelle 3“ befindet sich die dämonische Puppe nun wieder genau dort, wo wir sie das erste Mal getroffen haben: im Haus der Dämonologen Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson).
Inhalt von Annabelle 3 Filmkritik – Dinge, die nicht sein müssen
Nach ihrem kurzen Cameo-Auftritt in „Conjuring – Die Heimsuchung“ bekam Annabelle erst einen eigenen Film, der die Origin-Geschichte erzählt, und anschließend ein Prequel, das die Hintergründe, die zu ihrer Erschaffung führten, näher beleuchtet. In „Annabelle 3“ befindet sich die dämonische Puppe nun wieder genau dort, wo wir sie das erste Mal getroffen haben: im Haus der Dämonologen Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson)
Wie seine Vorgänger ist auch „Annabelle 3“, welcher am 04. Juli in den deutschen Kinos startet, Teil des Conjuring-Universums, dem ebenfalls Filme wie „The Nun“ und „Lloronas Fluch“ angehören. Weiter geht es dann am 11. September 2020 mit „Conjuring 3“, unter der Regie von Michael Chaves.
Die verfluchte Puppe
Die Warrens haben Annabelle gesichert, und obwohl sie wissen, dass dem Kinderspielzeug große Macht innewohnt, halten sie es für eine gute Idee, das Püppchen einfach auf den Rücksitz des Autos zu setzen und mitten in der Nacht über die Landstraßen zu brettern. Und nachdem sie dadurch in Erfahrung gebracht haben, dass die Horrorpuppe Geister anlockt, glauben sie trotzdem, dass es ein fabelhafter Einfall ist, das gruselige Stück zusammen mit all ihren anderen verfluchten und besessenen Relikten zu verstauen – und zwar im eigenen Haus.
Dann lassen sie ihre kleine Tochter Judy (Mckenna Grace) zuhause zurück, damit sie weiter Geister jagen können, schließlich passt Babysitterin Mary (Madison Iseman) ja auf den Nachwuchs auf. Nur leider hat Mary eine Freundin, die genauso bekloppt ist wie fast jeder andere Charakter in diesem Film. Nämlich Daniela (Katie Sarife). Die möchte unbedingt mit ihrem toten Vater sprechen und hält es für eine tolle Idee, den gesicherten Raum der Warrens heimlich zu betreten und quasi jedes einzelne Stück darin anzufassen.
Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Die Puppe wird natürlich befreit, weil es ja nur hilfreich sein kann, eine Vitrine zu öffnen auf der steht, dass sie auf gar keinen Fall geöffnet werden darf. Geister erwachen, Dämonen streunen umher, es wird viel gekreischt und manch ein Objekt klappert theatralisch vor sich hin. Und dabei werden reichlich Anspielungen gemacht, die bereits den nächsten Ableger ankündigen.
Oder auch mehrere. „Annabelle 3“ ist schließlich voll von Gespenstern und anderen Wesen aus dem Jenseits, einer angrenzenden Dimension oder Disneyland, die wir bisher noch nie zu sehen bekommen haben. Zu kurz kommt dabei nur die Puppe selbst, die lediglich hier und dort mal in der Ecke liegt und sonst wenig zu tun hat.
Zum Erzählstil
Viel gibt es über den Erzählstil von „Annabelle 3“ nicht zu sagen. Die erste Hälfte des Films ist langweilig, während die Zweite sich hauptsächlich mit hoher Lautstärke präsentiert. In regelmäßigen Abständen neigt man dazu, den Kopf gegen irgendetwas Hartes schlagen zu wollen, weil die Entscheidungen der involvierten Figuren komplett unverständlich sind.
Nachdem der Film über einen längeren Zeitraum vor sich hindümpelt, wirft er anschließend mit verschiedenen Horrorfiguren um sich, die entweder einen einzelnen Jumpscare zum Besten geben dürfen oder völlig inspirationslos existieren. Gleichzeitig arbeitet Regisseur Gary Dauberman in diesem Werk fast durchgehend mit dem Prinzip der vorenthaltenen Erwartungserfüllung.
Es werden Szenen aufgebaut, die stark suggerieren, dass nun etwas potenziell Gruseliges passiert, doch stattdessen bleibt alles ruhig und ereignislos. Einen Moment danach oder spätestens, wenn eine weitgehend identische Stelle kommt, gibt es den Schocker. Der Nächste lässt dann wiederum ewig auf sich warten, in dem verzweifelten Versuch, Spannung aufzubauen.
Leider fehlt es an allen Ecken und Enden an interessanten, um nicht zu sagen spannenden Ideen, damit der geneigte Zuschauer auch wirklich gegruselt ist und sich kaum noch ein Japsen unterdrücken kann. Stattdessen gibt es nur zwei gut gemachte Szenen, die ebenfalls nicht erschrecken, sondern einfach nur … nun, ja. Gut sind.
Von diesen beiden Momenten abgesehen, lässt sich die Qualität des Films am Besten mit Fremdschämen vergleichen. Teilweise so doof, dass man unweigerlich lachen muss, dann wieder so plump, dass es durchaus zulässig ist zu glauben, der Streifen sei eine Art Mockbuster. Angefüllt mit Klischees, Charakteren, die sich kontinuierlich dumm verhalten und unpassendem Humor, der das Stück nicht auflockert, sondern stattdessen vollends ins Lächerliche zieht.
Als Sargnagel darf man dann schlussendlich die zahlreichen Fäden bezeichnen, die ins Leere verlaufen und nie aufgelöst werden. Als wollten die Macher zu viel, ohne sich im Vorfeld die Frage gestellt zu haben, wie sich all dies miteinander verknüpfen ließe.
Effekte und Schauspieler
Der 70er-Jahre-Stil von „Annabelle 3“ gefällt und wurde gut umgesetzt. Von der Kleidung der Figuren, bis hin zum Setting wirkt alles stimmig und gut durchdacht. Zusätzlich ist positiv zu erwähnen, dass es viele kleine Ereignisse und Momente gibt, auf denen keinerlei Fokus liegt. Im Hintergrund bewegt sich der Kopf einer Rüstung, eine Puppe muss blinzeln oder ein Gegenstand fällt um.
Außerdem machen die Schauspieler in diesem Film einen durchweg guten Job. Sei es die kleine Mckenna Grace („Begabt – Die Gleichung eines Lebens“, „Spuk im Hill House“), welche Töchterchen Judy verkörpert, Madison Iseman („Jumanji: Willkommen im Dschungel“, „Gänsehaut 2“) als Babysitterin oder auch Katie Sarife („Supernatural“) als deren beste Freundin. Bei allen bewegt sich die gezeigte Kunst deutlich über Durchschnitt.
Außerdem stimmt die Chemie zwischen den Darstellern, was es leicht macht, mit den Figuren zu sympathisieren. Wären die drei Charaktere ihrer grundlegenden, recht cleveren Ausarbeitung treu geblieben und nicht dazu verdammt worden, sich so doof wie nur irgend möglich zu verhalten, hätte es sich hierbei um die größte Stärke des Films gehandelt. So gibt es leider keinen Punkt, der auch nur annähernd ähnlich bezeichnet werden kann.
Andere technische Bereiche, wie der Schnitt, die musikalische Untermalung und so weiter, lassen sich durchgehend als okay bezeichnen. Sie geben kaum Ansatzmöglichkeiten zum Motzen, versuchen gleichzeitig aber auch nicht, mehr zu bieten als unbedingt notwendig.
Fazit
Visuell nett anzusehen und von schauspielerischer Seite aus gut umgesetzt. Alles andere kann problemlos als Totalreinfall bezeichnet werden. “Annabelle 3” ist nicht gruselig, sonderlich einfallsreich oder wenigstens ansatzweise spannend. Ein paar klischeebehaftete Jumpscares und zwei clevere Szenen stehen hier einer Stunde und fünfundvierzig Minuten purer Langeweile gegenüber. Und natürlich vielen Entscheidungen von Seiten der Hauptfiguren, für die es quasi keine logische Erklärung gibt.
An die Schöpfer dieses Films: Bitte hört auf zu versuchen, den Affen mit den Schellen gruselig zu machen. Es wird niemals passieren. Er nervt einfach nur.
Bewertung: 2/5**
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 03.07.2019