Killers of the Flower Moon – Ein einfacher, aber schöner Film (Filmkritik)

Unter drei Stunden macht es Martin Scorsese nicht mehr. Sein „The Irishman“ hatte eine Laufzeit von 209 Minuten, der neue „Killers of the Flower Moon“ läuft 206 Minuten. Keine fühlt sich langweilig an, das große Meisterwerk des mittlerweile 80 Jahre alten Regisseurs ist der Film aber nicht geworden.

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von Peter Osteried | 06.10.2023

Das Drama „Killers of the Flower Moon“ ist ab dem 19. Oktober im Kino zu sehen. Hier ist unsere Kritik zum Film von Martin Scorsese und mit Leonardo DiCaprio und Robert De Niro.

Killers of the Flower Moon Key Filmszene 002 (c) Apple TV+Bild: „Killers of the Flower Moon“ (c) Apple TV

Unter drei Stunden macht es Martin Scorsese nicht mehr. Sein „The Irishman“ hatte eine Laufzeit von 209 Minuten, der neue „Killers of the Flower Moon“ läuft 206 Minuten. Keine fühlt sich langweilig an, das große Meisterwerk des mittlerweile 80 Jahre alten Regisseurs ist der Film aber nicht geworden.

Dafür gibt er sich viel zu simpel. Der Schönheit und Pracht ist dies nicht abträglich, aber man hat immer das Gefühl, dass letztlich weit mehr bei diesem Film drin gewesen wäre – insbesondere auch, weil er den Osages, die damals die Mordopfer gieriger Weißer wurden, gerecht werden will.

Killers of the Flower Moon – Zur Handlung

Nach dem Krieg kommt Ernest Burkhart auf das Land der Osage. Die wurden aufgrund von Ölfunden reich. Sein Onkel William Kale ist Viehzüchter, gibt sich als rechtschaffener Mann und Freund der Osages, zieht aber im Hintergrund die Strippen.

Er ermuntert Ernest auch, die Osage Mollie zu heiraten. Denn legal fällt Ernest das Vermögen und der Anspruch auf das Land zu, wenn sie als seine Frau sterben sollte. Und es wird noch sehr viel mehr, wenn zuerst all ihre Schwestern und ihre Mutter das Zeitliche segnen …

Killers of the Flower Moon Key Filmszene 001 (c) Apple TV+Bild: „Killers of the Flower Moon“ (c) Apple TV

Killers of the Flower Moon – Eine Kritik

Der Film basiert auf dem Sachbuch von David Grann, der nachzeichnet, wie damals im Verlauf weniger Jahre Dutzende Osages, die Weiße geheiratet hatten, von diesen nach und nach umgebracht wurden. Eine Geschichte, die es wirklich wert ist, verfilmt zu werden, und bei der zurecht auch einige Osages als Berater hinzugezogen wurden.

Aber man fragt sich schon, wieso die Osages als so naiv dargestellt werden. Wenn es so war, dann gut, aber glaubwürdig erscheint es tatsächlich nicht, wenn ihre Stammesmitglieder wie die Fliegen sterben – und das oft nur sehr fadenscheinig natürlich anmutet -, aber sie nichts tun. In einer Szene sagt einer der Stammesoberen sogar, in früheren Zeiten hätten sie die Täter selbst zur Strecke gebracht und gekämpft, sie wüssten aber nicht, wer es war. Eine merkwürdige Szene. Klar, als Zuschauer hat man mehr Einblick, zudem Scorsese auch völlig geradlinig erzählt, aber dennoch: Wenn immer nur die Osage-Partner in Ehen sterben, kann man sich dann wirklich noch fragen, wer die Killer sind?

Ein anderes Problem, das der Film hat. Während Lily Gladstone als Mollie noch annähernd dem realen Alter der echten Frau entspricht, sind sowohl DiCaprio als auch De Niro viel zu alt. Im Grunde hätte DiCaprio die Rolle von De Niro spielen müssen. Für Ernest wiederum hätte es einen deutlich jüngeren, vielleicht auch verletzlicher anmutenden Mimen gebraucht – vielleicht jemanden wie Timothee Chalamet.

„Killers of the Flower Moon“ ist in erster Linie ein Drama, nicht mal ein Thriller. Er erzählt seine Geschichte sehr geradlinig und lässt den Zuschauer immer an den Taten der Hauptfiguren teilhaben. Paradoxerweise baut sich so eigentlich kaum Spannung auf, was wiederum nichts damit zu tun hätte, dass man vielleicht im Vorfeld schon einiges über die Osage-Morde gelesen hat. Eher liegt es daran, dass der Film so extrem unaufgeregt agiert.

Aber vielleicht ist das auch eine seiner Stärken, denn obwohl er episch lang ist, ist er niemals langweilig. Sicher, man hätte die Geschichte wohl auch auf zwei oder zweieinhalb Stunden erzählen können, Scorsese genießt aber die Freiheit einer langen Laufzeit, die eine Produktion für einen Streaming-Dienst bietet, auch wenn der Film sein Debüt zuerst im Kino feiert. Letztlich wird er aber vor allem im Streaming weiterleben.

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Fazit

Der Film wird bei Apple TV+ laufen, ein genauer Termin ist aber bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt gewesen. Ohnehin darf man den Kinogang trotz mancher Schwäche empfehlen, da der Film eben auch sehr, sehr viel hat, mit dem er punkten kann.

Bewertung: 4/5****

Killers of the Flower Moon Key Art Kinostart US (c) Apple TV+Bild: „Killers of the Flower Moon“ (c) Apple TV