Seit Arnold Schwarzenegger in den späten 1980er Jahren Blut, Gift und Galle gespuckt hat, um einen außerirdischen Jäger zu töten, der seine Kameraden auf dem Gewissen hat, wurde viel mit dem Predator-Franchise gemacht, die Atmosphäre und der Thrill des Originals wurden aber nie wieder erreicht. Vielleicht, weil die Schöpfer*innen der nachfolgenden Werke nie so recht wussten, was sie neben Blut und Explosionen mit der Prämisse anfangen sollten, schließlich dreht sich in Predator doch alles um Action. Oder?
Inhalt von „Prey“ Filmkritik: Der beste Predator seit 1987
von Heiner Gumprecht | 05.08.2022
Seit Arnold Schwarzenegger in den späten 1980er Jahren Blut, Gift und Galle gespuckt hat, um einen außerirdischen Jäger zu töten, der seine Kameraden auf dem Gewissen hat, wurde viel mit dem Predator-Franchise gemacht, die Atmosphäre und der Thrill des Originals wurden aber nie wieder erreicht. Vielleicht, weil die Schöpfer*innen der nachfolgenden Werke nie so recht wussten, was sie neben Blut und Explosionen mit der Prämisse anfangen sollten, schließlich dreht sich in Predator doch alles um Action. Oder?
Bild: Filmszene aus „Prey“ (2022). ©The Walt Disney Company
Zwar gab es über die Jahre noch Filme mit den sich selbst in die Luft sprengenden, unsichtbaren Jägern, doch selten wurde über diese Werke etwas lobendes gesagt und nur wenige sprechen bis heute überhaupt noch über diese cineastischen Ergüsse. Was sich nun vielleicht ändert, denn „Prey“, der am 05. August 2022 auf dem VoD-Sender Disney+ startet, versucht, sich dem Rezept des Originals wieder zu nähern und die Jagd in den Mittelpunkt zu rücken. Das Ergebnis ist überraschend simpel, funktioniert aber.
Prey: Unsere spoilerfreie Kritik
Die Actionikonen von damals, starke Männer mit großen Oberarmen, öligem Körper und knalligen Sprüchen auf den Lippen, sind passé, an ihrer statt traten zuerst Otto Normalverbraucher, die versehentlich in brenzlige Situationen geraten, und später folgten taffe junge Damen, die ihren klischeelastigen Platz in der Gesellschaft verlassen wollen, um den Kerlen zu zeigen, dass sie ebenso stark und mutig sind. Eine solch furchtlose Kriegerin lernen wir auch in „Prey“ kennen und sie hört auf den Namen Naru (Amber Midthunder).
Sie gehört zu einem Stamm aus Jägern und Sammlern, die im Amerika des 17. Jahrhunderts leben und ein einfaches, unaufgeregtes Leben führen. Bis jetzt. Denn während sich Naru darauf vorbereitet, sich als Jägerin zu beweisen, taucht etwas in den Jagdgefilden des Stamms auf, das in der Lage ist, die stärksten Räuber zu töten. Erst ist es nur eine Klapperschlange, doch später folgt ein Wolf, ein riesiger Bär und natürlich auch Jäger des Stamms, die sich als würdige Beute erwiesen haben.
Bild: Filmszene aus „Prey“ (2022). ©The Walt Disney Company
Die Einführung, in der wir all das beobachten können, die Charaktere sowie ihre Welt kennenlernen und auf das vorbereitet werden, was da noch kommen wird, ist weitgehend ruhig, übertreibt aber ein wenig mit dem Versuch, die junge Protagonistin möglichst taff wirken zu lassen. Da sie aber gleichzeitig genauso unerfahren und tollpatschig wie auch entschlossen, einfallsreich und kampferfahren präsentiert wird, hält sich die negative Wahrnehmung ihrer Person stark in Grenzen. Tatsächlich hat sie sogar das Potenzial, euch ans Herz zu wachsen.
Die Handlung und der allgemeine Erzählstil orientieren sich dabei stark an dem Original von 1987, auch wenn natürlich Anpassungen vorgenommen wurden, damit die Story nicht nur zu der Zeit passt, in der sie spielt, sondern auch zu dem Publikum von heute, das am Charme der frühen Actionfilme kaum noch Interesse hat. Dieser Spagat zwischen neu und alt gelingt Regisseur Dan Trachtenberg sehr gut und obwohl die erste Hälfte des Films recht langatmig ist, wird es nie wirklich langweilig.
Die Figuren, ihre Welt und vor allen Dingen ihr Gegenspieler passen gut zusammen und ergeben einen Predator-Film, der sich deutlich als solcher zu erkennen gibt, aber gleichzeitig einen eigenen Rhythmus und eine sehr spezielle Denkweise an den Tag legt. Die Action kommt nicht zu kurz, wird aber auch nicht unnötig oft als Unterhaltungsfaktor genutzt, wodurch mehr Platz für die Jagd bleibt bleibt, dem eigentlichen Thema von „Prey“. Eine künstlerische Entscheidung die dank starken Einzelszenen und einer guten Hauptdarstellerin funktioniert.
Bild: Filmszene aus „Prey“ (2022). ©The Walt Disney Company
Der Predator selbst ist nicht ganz so extrem und brandgefährlich wie manch einer seiner Brüder, was aber wohl seiner Beute geschuldet ist, die gegen einen Jäger der Marke „Predator – Upgrade“ nicht lange überlebt hätte. Dadurch wirkt er aber auch wie ein Feind, den man theoretisch besiegen kann, auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist. Ähnlich, wie es im Erstlingswerk mit Schwarzenegger der Fall gewesen ist. Das Finale fühlt sich daher auch realistisch an und nicht erzwungen beziehungsweise wie eine Pflichtveranstaltung.
Obwohl das Werk von Trachtenberg funktioniert und wie aus einem Guss wirkt, gibt es hier und dort ein paar Abzüge in der B-Note, denn nicht immer ist jede Handlung und jede Aktion nachvollziehbar und manchmal bleiben nach einer Szene Fragen im Raum zurück, die nie beantwortet werden. Wirklich schlimm sind diese Kritikpunkte aber nicht und sie fallen später auch kaum ins Gewicht, weswegen wir diesen Film jedem empfehlen können, der sich wieder einen Predator-Film wie früher wünscht.
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Fazit
Eigentlich ist es schade, dass „Prey“ es nicht auf die große Leinwand geschafft hat, denn der spannende Sci-Fi-Film macht seine Sache deutlich besser als manch eine AAA-Produktion aus Hollywood. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, der Erzählfluss kommt nur selten ins Stocken und der Kampf zwischen Mensch und Predator wird clever sowie trickreich in Szene gesetzt. Ein ruhiger aber dennoch nervenaufreibender Film, der seine Stärken genauso wie seine Schwächen kennt und dieses Wissen zu nutzen versteht.
Bewertung: 4/5****
Bild: Filmszene aus „Prey“ (2022). ©The Walt Disney Company
Bild: „Prey“ Filmplakat (2022). ©The Walt Disney Company