Über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg gab es Versuche, Neil Gaimans Comic-Klassiker, der von 1989 bis 1995 mit 75 Heften erschien, zu verfilmen. Doch die Größe des über Horror hinausgehenden Stoffs, der Gaimans Faible für Literatur, Philosophie und Mythologie allen erdenklichen Entfaltungsspielraum ließ, sorgte regelmäßig dafür, dass nichts daraus wurde. Zumal Gaiman darüber wachte, dass aus seinem Klassiker kein mittelmäßiger Film würde. Für Netflix ist „The Sandman“ nun zur Fernsehserie geworden. Das perfekte Format für die Umsetzung der großen Geschichte – und brillant umgesetzt!
Inhalt von The Sandman – Eine grandiose Adaption (Serienkritik)
von Peter Osteried | 05.08.2022
Die Serie „The Sandman“ ist ab dem 5. August bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Verfilmung des gleichnamigen Comics von Neil Gaiman.
Bild: Szene aus der Serie “The Sandman” Staffel 1 (c) Netflix
Über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg gab es Versuche, Neil Gaimans Comic-Klassiker, der von 1989 bis 1995 mit 75 Heften erschien, zu verfilmen. Doch die Größe des über Horror hinausgehenden Stoffs, der Gaimans Faible für Literatur, Philosophie und Mythologie allen erdenklichen Entfaltungsspielraum ließ, sorgte regelmäßig dafür, dass nichts daraus wurde. Zumal Gaiman darüber wachte, dass aus seinem Klassiker kein mittelmäßiger Film würde. Für Netflix ist „The Sandman“ nun zur Fernsehserie geworden. Das perfekte Format für die Umsetzung der großen Geschichte – und brillant umgesetzt!
The Sandman – Zur Handlung
Dream ist der Herr über das Traumreich. Als er im Jahr 1916 einen entflohenen Albtraum zurückbringen will, wird er von dem Magier Roderick Burgess gefangengenommen. Dieser wollte eigentlich Dreams Schwester Death fangen, um sie zu zwingen, seinen toten Sohn zurückzubringen. Nun erhofft er sich von Dream etwas Ähnliches. Doch Dream schweigt und wartet auf seine Chance, die um die hundert Jahre später kommt. Er kann entkommen, doch das Traumreich liegt nun in Trümmern.
Um es wieder zu alter Pracht zu führen, benötigt er seine drei Insignien der Macht, doch dazu muss er in die Hölle aufbrechen …
Bild: Szene aus der Serie “The Sandman” Staffel 1 (c) Netflix
The Sandman – Eine Kritik
Netflix ließ sich die Umsetzung der Serie etwas kosten. Jede Folge soll um die 15 Millionen Dollar teuer sein. Das Geld sieht man aber auch. Die Reiche des Traumes und der Hölle warten mit die Augen übergehen lassenden Bildern auf, das Setting von Roderick Burgess‘ Anwesen ist nicht minder eindrucksvoll, und die Effekte sind von erlesener Qualität. Aber das sind Äußerlichkeiten. Das Wichtigste ist das Drehbuch – und das ist ausgezeichnet. Gaiman entwickelte die Serie zusammen mit David S. Goyer und Allan Heinberg. Sie trägt ganz und gar seine Handschrift. Fans des Comics werden ob der Originaltreue verzückt sein.
Aber es gibt auch Änderungen. So konnte man John Constantine, der Dreams Beutel mit Sand besitzt, nicht in die Handlung integrieren, wie es im Comic war, weil die Figur von Warner für ein anderes Projekt geblockt wurde. Darum machte man aus ihm Johanna Constantine, gespielt von Jenna Coleman (Clara in „Doctor Who“). Sie ist effektiv dieselbe Figur, der Name reicht aber auch weit zurück in die Constantine-Ahnenreihe.
Überhaupt ist die Serie exquisit besetzt. Charles Dance ist Roderick Burgess, Joely Richardson spielt seine Frau, und Gwendoline Christie erscheint als weiblicher Luzifer. David Thewlis ist der Antagonist der ersten Folgen, vor allem der eindrucksvollen fünften („24 Stunden“), die das fünfte und sechste Heft der Comic-Serie genial umsetzt. Außerdem ist noch „Logan“-Gegner Boyd Holbrook als mordender Albtraum bekannt als Der Korinther dabei.
Bild: Szene aus der Serie “The Sandman” Staffel 1 (c) Netflix
Der hagere Tom Sturridge spielt Dream. Er ist die perfekte Besetzung, emotional etwas losgelöst von allem, in seinem Sprachduktus mit einer gewissen Melancholie aufwartend, und großartig in den Szenen, in denen er die Macht Dreams porträtiert. „The Sandman“ ist praktisch perfekt, wenn man etwas ankreiden will, dann allenfalls, dass Dream in den Comics kreidebleich ist – so wie die meisten seiner Geschwister –, aber das ist wirklich Jammern auf sehr hohem Niveau.
#|modlet|HTML-Code einfügen|id=12516|#
Fazit
Grob gesagt decken die zehn Folgen dieser Staffel die ersten beiden Sammelbände des Comics ab. Davon ausgehend, müsste die ganze Serie fünf Staffeln umfassen. Angesichts des hohen Preises bleibt zu hoffen, dass Netflix hier nicht vorzeitig den Stecker zieht. Es wäre schade um diese Geschichte.
Bewertung: 5/5*****
Bild: Das Poster zur Serie “The Sandman” Staffel 1 (c) Netflix