Die vierte Phase des Marvel Cinematic Universe dümpelt mehr oder weniger lust- sowie ideenlos vor sich hin und lediglich „Spider-Man: No Way Home“ konnte bisher Kritiker*innen und Kinogänger*innen gleichermaßen von sich überzeugen. Doch die Hoffnung darauf, dass das MCU erneut zu alter Stärke zurückfindet, ist noch nicht erloschen, ganz im Gegenteil. Alle Augen sind momentan nämlich auf „Thor 4: Love and Thunder“ gerichtet, der am 06. Juli 2022 veröffentlicht wird und wie der Vorgänger von Taika Waititi umgesetzt wurde.
Inhalt von „Thor 4: Love and Thunder“ Filmkritik: Der Wahn mit dem Wahnwitz
von Heiner Gumprecht | 05.07.2022
Die vierte Phase des Marvel Cinematic Universe dümpelt mehr oder weniger lust- sowie ideenlos vor sich hin und lediglich „Spider-Man: No Way Home“ konnte bisher Kritiker*innen und Kinogänger*innen gleichermaßen von sich überzeugen. Doch die Hoffnung darauf, dass das MCU erneut zu alter Stärke zurückfindet, ist noch nicht erloschen, ganz im Gegenteil. Alle Augen sind momentan nämlich auf „Thor 4: Love and Thunder“ gerichtet, der am 06. Juli 2022 veröffentlicht wird und wie der Vorgänger von Taika Waititi umgesetzt wurde.
Bild: „Thor: Love and Thunder“ (2022). ©Marvel Studios, LLC.
Thor 4: Love and Thunder – Eine Kritik
Die bisherige Geschichte von Thors Soloabenteuern ist voller qualitativer Wendungen, so war „Thor“ aus dem Jahr 2011 ein grundsolider wie auch unterhaltsamer Film, während die direkte Fortsetzung von 2013 zum so ziemlich schlechtesten gehört, was das MCU je ausgespuckt hat. Der dritte Teil, „Thor: Tag der Entscheidung“, gilt aber wiederum als Meilenstein dieses Filmuniversums, obwohl das Werk von Regisseur Taika Waititi die Fangemeinde ordentlich gespalten hat. Was in erster Linie daran lag, dass der Film teilweise extrem albern war.
Was das Warten auf „Thor 4“ für viele auch zu einem Bangen darüber gemacht hat, wie überzogen lustig die neuesten Erlebnisse des Donnergotts wirklich werden würden und solltet ihr euch zu dieser Gruppe zählen, dann haben wir schrecklich schlechte Nachrichten für euch, der neue Marvel-Film ist nämlich noch um einiges verrückter, überdrehter sowie wahnwitziger als alles, was es je in diesem Superheldenmilieu zu sehen gab. Tatsächlich ist der Fokus so stark auf Humor ausgerichtet, dass der Film beinahe schon wie eine Posse wirkt.
Wir sprechen hier von einem Protagonisten, der sich durchgehend wie ein zu groß geratenes Kind auf Kaffee benimmt. Wir sprechen über den Gott der Teigtaschen, über eifersüchtige Waffen, eine Kinderarmee mit Thors Kräften, Frauen, die beim Anblick des nackten Asen in Ohnmacht fallen, über Zeus mit Bierwampe, durchgehend schreiende Riesenziegen und all dem Wahnsinn, der selbst in den Filmen über die Guardians of the Galaxy zu verrückt gewesen wäre. Also alles in allem ist „Thor 4“ ein unfassbarer Klamauk.
Und irgendwo dazwischen versuchten die Schöpfer*innen dieses Films etwas Drama einzuweben, was ihnen aber nur sehr schlecht gelungen ist, da jeder Ansatz, ernsthaft zu sein, mit regenbogenfarbenen Übertreibungen im Nacken verblasst. Entsprechend ist der eigentlich hervorragende Antagonist auch nur eine Randnotiz, jemand, der zwar durchaus dazu in der Lage ist, gleichermaßen Schrecken als auch Mitleid in Kinogänger*innen auszulösen, jedoch kaum dafür Zeit hat, da er höchstens die dritte Geige spielt.
Bild: „Thor: Love and Thunder“ (2022). ©Marvel Studios, LLC.
Thor 4: Love and Thunder – Übers Ziel hinausgeschossen
Beide Ansätze, also sowohl der Humor als auch der dramatische Ton, sind eigentlich gar nicht mal schlecht, sofern man diese Art der Unterhaltung denn mag, sie harmonieren nur einfach miserabel miteinander. Der generelle Witz des Films verträgt sich einfach nicht mit traurigen Vätern von toten Töchtern sowie Frauen, die Krebs im Endstadium haben. Und Krebs sowie tote Kinder sind wiederum keine Themen, die allzu oft als Beilage für überzeichneten Ulk funktionieren. Sie könnten es vielleicht, tun es hier aber einfach nicht.
Sollte euch all dies aber nicht stören, dann bleibt eigentlich nur noch das Finale, um mit dem Traktor der negativen Kritik über die Schwächen dieses Films zu brettern. Hier liegt auch tatsächlich der größte Schwachpunkt von Waititis neuem Werk, da zum Ende hin plötzlich alles wie an den Haaren herbeigezogen wirkt. Als hätte es die Schöpfer*innen des Films gestört, dass Fans bereits im Vorfeld ein bestimmtes Ende erwartet haben und man wollte sie einfach komplett überraschen. Auf Gedeih und Verderb.
Das Ergebnis ist jedoch keine gelungene, unvorhersehbare Wendung, sondern ein Schlag ins Gesicht vieler Fans, das selbst für den bereits niedrigen Standard des MCU zu große Logiklöcher und dicke Fragezeichen mit sich bringt. Der traurigste Punkt am Finale ist aber die Gewissheit, dass weder aus dem Antagonisten noch aus der weiblichen Hauptrolle wirklich etwas gemacht wurde, stattdessen dienten sie nur als Mittel zum Zweck, damit Drehbuchautoren Waititi und Jennifer Kaytin Robinson sich lobend auf die Schultern klopfen konnten.
#|modlet|HTML-Code einfügen|id=12326|#
Fazit
Wer überdrehten Humor und vollkommen überzeichnete Figuren mag, kommt in „Thor 4“ sicherlich auf seine/ihre Kosten und auch der dramatische Unterton, allen voran der Bösewicht, ist eigentlich überzeugend, diese beiden Teile des Films harmonieren nur leider nicht miteinander. So ist Taika Waititis Werk irgendwie zerstückelt, kaum als Ganzes zu bezeichnen und versehen mit einem ziemlich nichtssagendem Ende. Ein Fest für alle, denen es nie lustig genug sein kann, doch eine Enttäuschung für jene, die auf einen konsequenten Film gehofft haben.
Bewertung: 3/5***
Bild: „Thor: Love and Thunder“ (2022). ©Marvel Studios, LLC.