In den 1990er Jahren gab es für die Klatschpresse scheinbar nur ein Thema, nämlich Pam & Tommy, also das Model und „Baywatch“ Ikone Pamela Anderson und ihr damaliger Ehemann Tommy Lee, seines Zeichens Schlagzeuger der Metal-Band Mötley Crüe. Das für die Presse eh schon interessante Pärchen war auf einmal überall in den Schlagzeilen, als ein Sex-Tape der beiden aufgetaucht ist, das sich rasend schnell in dem noch relativ neuen Internet verbreitet hat.
Inhalt von „Pam & Tommy“: Fulminante Schauspielleistung (Serienkritik)
von Heiner Gumprecht| 26.01.2022
In den 1990er Jahren gab es für die Klatschpresse scheinbar nur ein Thema, nämlich Pam & Tommy, also das Model und „Baywatch“ Ikone Pamela Anderson und ihr damaliger Ehemann Tommy Lee, seines Zeichens Schlagzeuger der Metal-Band Mötley Crüe. Das für die Presse eh schon interessante Pärchen war auf einmal überall in den Schlagzeilen, als ein Sex-Tape der beiden aufgetaucht ist, das sich rasend schnell in dem noch relativ neuen Internet verbreitet hat.
Bild: „Pam & Tommy“ (2022). ©The Walt Disney Company
In der neuen Mini-Serie Pam & Tommy, die ab dem 02. Februar 2022 auf dem VoD-Sender Disney+ erscheint, erfahren wir, wie es dazu kam, dass das erste virale Video der Welt zum skandalträchtigen Erfolg wurde, wer die Menschen hinter den Namen sind und wer dafür verantwortlich war, dass das (Sex-) Leben der Superstars plötzlich zum Gesprächsthema Nummer Eins wurde. Hochkarätig besetzt mit Sebastian Stan („The First Avenger: Civil War“), Lily James („Downton Abbey“) und Seth Rogen („Superbad“).
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Pam & Tommy: Zur Handlung
Mötley-Crüe-Schlagzeuger Tommy Lee (Sebastian Stan) ist nicht unbedingt für seine freundliche Art bekannt. Er ist selbstverliebt, direkt und hasst es, wenn jemand ihm widerspricht. Mit diesen Charaktereigenschaften war quasi vorprogrammiert, dass sein Schreiner Rand Gauthier (Seth Rogen) zur Zielscheibe wird und dieser seinen Job verliert. Für den Handwerker aus mehreren Gründen problematisch, in erster Linie aber deswegen, weil Lee ihn nicht bezahlt und auf einem kleinen Schuldenberg hat sitzen lassen.
Gauthier wurde von seinem ehemaligen Arbeitgeber derart schikaniert, dass er Rache schwört. Eines Abends bricht er bei dem Musiker ein und stiehlt dessen Tresor, in welchem sich einige Wertsachen befinden, aber eben auch ein sehr persönliches Videoband, auf dem er und seine Ehefrau Pamela Anderson (Lily James) beim Liebesspiel zu sehen sind. Mit seinen Kontakten in der Pornoindustrie ist es danach nicht einmal mehr eine Frage der Zeit, bis Gauthier versucht, den verbotenen Schatz zu Geld zu machen.
In „Pam & Tommy“ sehen wir nicht nur, wie es zu dem Skandal gekommen ist, sondern auch, welche Folgen dieser für die drei Hauptakteure hatte und wer die Menschen wirklich sind, die wir nur aus der Presse und durch Hörensagen kennen. Dabei hält sich die Serie zumindest oberflächlich stark an das, was mit Sicherheit über die Geschichte gesagt werden kann, während es in wenigen Bereichen dazu neigt, die Geschichte allzu fantasievoll ausgeschmückt zu porträtieren.
Bild: „Pam & Tommy“ (2022). ©The Walt Disney Company
Pam & Tommy: Eine Kritik
Trotz dieser Freiheiten ist „Pam & Tommy“ eine sehr hochwertige Serie, die beinahe perfekt die Waage zwischen spaßiger Unterhaltung und dramatischem Ernst hält. Der Erzählstil ist weder zu schnell noch zu langsam und selbst eher minder spannende Ereignisse werden so präsentiert, dass sie sich den Zuschauer*innen anbiedern. Das gute Zusammenspiel aus Schauspielleistung, Musik und Kameraarbeit ist ebenso lobenswert wie das zur Schau gestellte Fingerspitzengefühl in Sachen Timing.
Der Ansatz, die Figuren in diesem Akt menschlich und doch unverwechselbar darzustellen, ist Serienschöpfer Robert Siegel gut gelungen, was wir allen voran aber nicht nur dem Drehbuch, sondern auch den begabten Schauspieler*innen zu verdanken haben. Vorne weg sei hier Sebastian Stan erwähnt, der einen hervorragenden Job abliefert und Tommy Lee so treffend verkörpert, dass beinahe Verwechslungsgefahr herrscht. Sein differenziertes Schauspiel ist bei weitem besser als alles, was er in den letzten Jahren im MCU abgeliefert hat.
Bild: „Pam & Tommy“ (2022). ©The Walt Disney Company
Aber auch Lily James macht einen formidablen Job. Ihre Version von Pamela Anderson kommt in jeglicher Hinsicht sehr nah ans Original ran, ohne den Star klischeehaft oder einseitig zu darzustellen. Ganz im Gegenteil, James hat sich offensichtlich lange mit der Vorlage ihrer Figur beschäftigt und versucht erfolgreich, diese als komplexen und dreidimensionalen Charakter zu präsentieren. Die Chemie zwischen ihr und Stan ist fantastisch und hebt das Niveau der Serie deutlich an.
Selbst Seth Rogen, der kaum wiederzuerkennen ist, gibt sich deutlich mehr Mühe als in vielen seiner anderen Produktionen. In manchen Szenen ist sein Schauspiel so gut und detailverliebt, dass sich die Frage einschleicht, ob es sich wirklich um Rogen handelt. Leider verfällt er hin und wieder in sein 08/15-Schauspiel aus billigen Komödien, wodurch seine Leistung als unbeständig bezeichnet werden kann. Die Abstriche halten sich zum Glück in Grenzen und schaden der Gesamtqualität kaum merklich.
Dank der fähigen Akteure – die meisten Nebendarsteller mit einbezogen -, dem guten Drehbuch, der tollen technischen Herangehensweise und der richtigen Mischung aus Spaß und Ernst, ist eine Serie entstanden, die auch und gerade solchen Zuschauer*innen empfohlen werden kann, die mit dem Klatsch aus Hollywood eigentlich nichts zu tun haben wollen. Als Ausnahme der Regel stechen ein paar wenige Szenen hervor, in welchen die Macher*innen etwas über das Ziel hinausgeschossen sind, wie beispielsweise dann, wenn Tommy Lee mit seinem Penis redet … und dieser antwortet.
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Fazit
Diese Mischung aus Drama und Biografie kann eigentlich jedem empfohlen werden, der oder die Interesse an hochwertiger Unterhaltung hat, die weder zu albern ist, noch auf Gedeih und Verderb auf die Tränendrüse drückt. Stattdessen halten sich beide Extreme die Waage und pendeln sich ungefähr in der Mitte ein, was eine unterhaltsame Serie zur Folge hat, die jedoch das Leben widerspiegelt und nicht das Wunschdenken von Klatschsüchtigen. Hier stehen komplexe Figuren im Mittelpunkt, die entsprechend vielschichtig und überzeugend von ihren Darstellern präsentiert werden.
Bewertung: 4/5****
Bild: Das Poster zu „Pam & Tommy“ (2022). ©The Walt Disney Company