Guillermo del Toro will seinen neuen Film „Nightmare Alley“ nicht als Remake des Film Noirs „Der Scharlatan“ aus dem Jahr 1947 verstanden haben, sondern als eine neue Verfilmung des zugrundeliegenden Romans von William Lindsay Gresham. Mit seinem Film mag er dem Roman näherkommen, der alte Film mit Tyrone Power ist jedoch kraftvoller – vielleicht auch und gerade, weil er wegen den Beschränkungen des Hays-Codes, der Richtlinien in Hinblick auf das festlegte, was darstellbar war, kreativer sein musste.
Inhalt von Nightmare Alley – Ein moderner Film Noir (Filmkritik)
von Peter Osteried | 14.01.2022
Der Film „Nightmare Alley“ startet am 20. Januar im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film von Guillermo del Toro.
Bild: Das Poster zu „Nightmare Alley“ Walt Disney Studio Motion Pictures GmbH
Guillermo del Toro will seinen neuen Film „Nightmare Alley“ nicht als Remake des Film Noirs „Der Scharlatan“ aus dem Jahr 1947 verstanden haben, sondern als eine neue Verfilmung des zugrundeliegenden Romans von William Lindsay Gresham. Mit seinem Film mag er dem Roman näherkommen, der alte Film mit Tyrone Power ist jedoch kraftvoller – vielleicht auch und gerade, weil er wegen den Beschränkungen des Hays-Codes, der Richtlinien in Hinblick auf das festlegte, was darstellbar war, kreativer sein musste.
Nightmare Alley – Zur Handlung
Stan (Bradley Cooper) kommt auf einen Jahrmarkt und lernt dort einen alten Mentalisten kennen, der mit allerhand Tricks und einer Fähigkeit, Menschen zu verstehen, die Zuschauer an der Nase herumführt. Er nimmt Stan unter seine Fittiche, der sich nach dem Ableben des alten Mannes als Naturtalent erweist. Doch er fühlt sich zu Größerem berufen und verlässt zusammen mit der Schaustellerin Molly den Jahrmarkt.
Zwei Jahre später hat er eine erfolgreiche Show. Die Masche, wie er Leute aushorcht und ihnen Dinge erzählt, die nur sie wissen können, wurde perfektioniert. Aber nun will ein reicher Mann eine Privatsitzung. Das große Geld winkt, aber die Gefahr, als Scharlatan enthüllt zu werden, ist auch ungleich größer. Zumal Stan es mit einer wahren Femme Fatale zu tun bekommt …
Bild: Szene aus Guillermo del Toros Film „Nightmare Alley“ Walt Disney Studio Motion Pictures GmbH
Nightmare Alley – Eine Kritik
Einen Film von Guillermo del Toro erkennt man immer. Der mexikanische Regisseur hat einen ganz eigenen Stil, der sich durch sein ganzes Schaffen zieht. Dieser ist auch hier vom ersten Moment an erkennbar, wobei man auch anmerken muss, dass ihm die Szenen am Jahrmarkt mit den Attraktionen weit mehr am Herzen zu liegen scheinen, als die Schein-und-Sein-Welt des Art Decos im weiteren Verlauf des Films.
Del Toro lässt sich Zeit, seine Figur einzuführen. Die hat er bei einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden auch. Aber sie ist auch die Crux von „Nightmare Alley“. Denn der Film ist zu lang geraten. Es gibt Momente des Leerlaufs, die sich schon im ersten Akt einstellen, der samt und sonders auf dem Jahrmarkt spielt. Gerade dieser Teilbereich der Geschichte hätte durchaus Straffungen vertragen, da die eigentliche Story die eines Mannes ist, der es als Scharlatan praktisch bis ganz nach oben schafft – und wieder abstürzt. Es ist das klassische Thema vom Aufstieg und Fall – das, was großes Drama ausmacht. Funktionierend ist das auch hier, da die Charakterisierung von Bradley Coopers Figur gefällig ist. Er ist ein Mann, der endlich sein Talent entdeckt hat, der eine Frau liebt, das Geld aber noch mehr, und der Risiken eingeht, um zu bekommen, was er will.
Im Vergleich zum Film aus dem Jahr 1947 ist dieser Stan noch etwas nahbarer. Wirklich bewundernswerte Exemplare der Menschheit sind auch in del Toros Film nicht zu finden, die dunklen Seiten der Charaktere kommen im Original aber mehr zum Tragen, und das trotz der Tat, wegen der Stan überhaupt erst im Jahrmarkt endet.
Del Toro hält sich mehr an den Roman und weniger an den Film. Verglichen wird sein Werk aber mit dem von 1947 – und da schneidet es schlechter ab. Weil er Änderungen vornimmt, die der Figurenmotivation schaden, und einen Schlussmoment findet, der im Rahmen der Geschichte zwar seine Berechtigung hat, aber nur ein fahles Abbild dessen ist, was „Der Scharlatan“ präsentierte.
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Fazit
„Nightmare Alley“ ist ein schwieriger Film. Als Charakterstudie interessant, in der technischen Umsetzung eindrucksvoll, aber im direkten Vergleich zum Film Noir aus den 1940er Jahren deutlich schwächer und etwas zu lang. Und dennoch: Ein guter Film, der aber noch weit besser hätte sein können.
Bewertung: 3/5***
Bild: Szene aus Guillermo del Toros Film „Nightmare Alley“ Walt Disney Studio Motion Pictures GmbH