Bei „Seitenwechsel“ handelt es sich um das Regie-Debüt von Schauspielerin Rebecca Hall („The House at Night“), die zudem auf Basis des Romans von Nella Larsen auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Geschichte ist interessant, rein formal ist der Film ungewöhnlich. Hall hat sich für Schwarzweiß und ein Bildverhältnis von 4:3 entschieden. Sie ahmt damit den Look der Filme nach, zu der „Seitenwechsel“ spielt – die 1920er Jahre.
Inhalt von Seitenwechsel – Eine schwarzweiße Geschichte (Filmkritik)
von Peter Osteried | 31.10.2021
Das Drama „Seitenwechsel“ ist ab dem 10. November bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Ruth Negga.
Bild: Szene aus dem Film “Passing – Seitenwechsel” (c) Netflix
Bei „Seitenwechsel“ handelt es sich um das Regie-Debüt von Schauspielerin Rebecca Hall („The House at Night“), die zudem auf Basis des Romans von Nella Larsen auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Geschichte ist interessant, rein formal ist der Film ungewöhnlich. Hall hat sich für Schwarzweiß und ein Bildverhältnis von 4:3 entschieden. Sie ahmt damit den Look der Filme nach, zu der „Seitenwechsel“ spielt – die 1920er Jahre.
Seitenwechsel – Zur Handlung
Irene (Tessa Thompson) und Clare (Ruth Negga) treffen sich nach Jahren wieder. Zuerst erkennt Irene ihre alte Freundin gar nicht wieder, da die nun blond ist und als Weiße durchgeht. Sie hat ihre Wurzeln in Harlem hinter sich gelassen, sehnt sich nun aber nach den alten Freunden und Lebensgewohnheiten, doch sie hat auch Angst, da ihr Mann John (Alexander Skarsgard) nie erfahren darf, was sie wirklich ist.
Doch je mehr Clare sich Irene wieder annähert, desto mehr läuft sie Gefahr, dass ihr Geheimnis ans Licht kommen wird …
Bild: Szene aus dem Film “Passing – Seitenwechsel” (c) Netflix
Seitenwechsel – Eine Kritik
Der Begriff des „Passing“ – so auch der Originaltitel – bezeichnet die Praxis von Mitgliedern einer Minorität unterdrückter Rassen, Religionen, Ethnien und dergleichen mehr, sich als weiß auszugeben bzw. als Mitglieder der jeweiligen Majoritätskultur, um so Vorurteilen zu entkommen. Der Roman stammt bereits aus dem Jahr 1929, Rebecca Hall stolperte jedoch erst vor wenigen Jahren darüber. Sie sagte: „Ich fand den Roman zu einer Zeit, da ich versuchte, mich in kreativer Form meiner eigenen Familienhistorie zu nähern, und hier insbesondere dem Mysterium um meinen Großvater, der gemischtrassig war. Ich habe diesen Film auch gemacht, um diese Historie zu ergründen, zu der ich zuvor nie wirklich Zugang hatte.“
„Seitenwechsel“ ist ein interessanter Film, der das Thema seiner Geschichte auch durch die Entscheidung für schwarzweißen Film akzentuiert – denn ohne Farbe werden die Unterschiede zwischen den Menschen noch flüchtiger. Der Film lebt von seinen beiden Hauptdarstellerinnen, deren Beweggründe nachvollziehbar sind. Die eine ist stolz auf ihre Herkunft, die andere versucht, den Vorurteilen und Diskriminierungen zu entkommen. Daraus ergibt sich auch in dieser Freundschaft ein Konflikt, der in seiner Tiefe aber noch etwas stärker herausgearbeitet sein könnte.
Das Thema ist vielschichtig und komplex, zum Ende hin entgleist der Film aber etwas, da er in seiner Konzentration auf eine Eifersuchtsgeschichte dann etwas zu mondän wird und das Ende überzogen erscheint. Man hat das Gefühl, gerade nach dem Ende um einen wichtigen Moment betrogen zu sein, da der Klimax – das Gespräch zwischen John und Clare – einfach eindringlicher hätte sein können.
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Fazit
Ein sehenswerter Film, der etwas langsam erzählt ist, in seiner ruhigen Art aber überzeugt und mit Themen aufwartet, über die es sich noch immer zu sprechen lohnt. Großartig gespielt, toll gefilmt.
Bewertung: 3/5***
Bild: Das Poster zum Film “Passing – Seitenwechsel” (c) Netflix