Ab dem 14. Juli 2021 läuft auf dem Video-on-Demand-Sender Sky Ticket die Krimiserie Paris Police 1900. Wir durften uns das neue Werk von Showrunner Fabien Nury bereits ansehen und können euch daher schon jetzt verraten, dass das düstere Werk nichts für schwache Nerven ist und die Handlung vollkommen ungeschönt den blanken Horror menschlichen Seins widerspiegelt. Wer trotzdem am Ball bleibt, wird mit einer hervorragend geschriebenen Geschichte belohnt.
Inhalt von „Paris Police 1900“ Serienkritik: Erstklassige aber schwer verdauliche Kost
von Heiner Gumprecht | 12.07.2021
Ab dem 14. Juli 2021 läuft auf dem Video-on-Demand-Sender Sky Ticket die Krimiserie Paris Police 1900. Wir durften uns das neue Werk von Showrunner Fabien Nury bereits ansehen und können euch daher schon jetzt verraten, dass das düstere Werk nichts für schwache Nerven ist und die Handlung vollkommen ungeschönt den blanken Horror menschlichen Seins widerspiegelt. Wer trotzdem am Ball bleibt, wird mit einer hervorragend geschriebenen Geschichte belohnt.
Bild: „Paris Police 1900“ (2021). ©Canal+/Sky
Paris Police 1900: Zur Handlung
Im Jahr 1899 wurde aus dem Fluss Seine ein Koffer geborgen, in welchem sich der Torso einer Frau befindet. Das schreckliche Verbrechen wurde zwar nie wirklich aufgeklärt, dient Fabien Nury nun aber als Aufmacher für seine neue Serie, in welcher der junge Inspector Antoine Jouin (Jérémie Laheurte) während seiner Ermittlungen auf die Spur einer Verschwörung stößt, die bis in die höchsten politischen Kreise führt. Die düstere, alptraumhaft authentische Serie verfolgt aber noch die Geschichten anderer interessanter Figuren.
Sie alle leben in einem Frankreich, das nicht nur wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebt, sondern in dem zusätzlich politische Unruhen immer stärker werden und der Antisemitismus nie gekannte Höhen und damit auch Schrecken erreicht. Scheinbar unzusammenhängende Einzelgeschichten werden über mehrere Folgen fein säuberlich miteinander verknotet, wodurch sich am Ende der Staffel ein vollkommen neues Bild ergibt, dessen Anblick aber genauso abstoßend ist wie einige der höchst brutalen Szenen in der Serie.
Bild: „Paris Police 1900“ (2021). ©Canal+/Sky
Paris Police 1900: Eine Kritik
Wer sich dafür entscheidet, „Paris Police 1900“ auf Sky anzusehen, erhält zwar eine stark geschriebene und sauber inszenierte Geschichte, muss aber auch einiges einstecken können. Bereits in der ersten Folge gibt es ein paar Szenen, die auf mehr als nur einer Ebene verstörend sind. Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, grausame Gewalt sowie Mord und menschliche Verhaltensweisen, die mit einem gesunden Maß an Empathie nur schwer zu ertragen sind, gehören in dieser Serie zum Alltag.
Hinzu kommt, dass der ruhige und in Melancholie getauchte Erzählstil die unangenehme Prämisse entsprechend untermalt und dafür sorgt, dass oft Gänsehautmomente entstehen. In erster Linie steht „Paris Police 1900“ aber nichtsdestoweniger unter dem Motto „Man kann gar nicht so viel essen wie man kotzen möchte“. Zartbesaiteten und solchen unter euch, die sich lediglich oberflächlich unterhalten lassen wollen, können wir daher nur empfehlen, die Finger von dieser Show zu lassen.
Wer jedoch in der Lage ist visuellen und psychologischen Horror zu ertragen, wird mit einer hervorragenden Krimiserie belohnt, die durch eine dichte Atmosphäre, intelligent geschriebene Charaktere, eine erstklassige Kulisse und leistungsstarke Schauspieler besticht.
Es ist nicht verwunderlich, dass das Werk bereits jetzt immer wieder als französische Antwort auf Babylon Berlin bezeichnet, obwohl diese Beschreibung nicht hundertprozentig zutreffend ist. „Babylon Berlin“ ist nicht annähernd so misanthropisch wie „Paris Police 1900“ und bietet deutlich mehr Momente, die einen aufatmen lassen. Fabien Nurys Werk ist hingegen ein durchgehender Alptraum. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.
Bild: „Paris Police 1900“ (2021). ©Canal+/Sky
Paris Police 1900: Wenig Kritikpunkte
Sobald die Frage geklärt wurde, wer „Paris Police 1900“ überhaupt eine Chance geben und wer von vornherein seine Abendplanung in eine ganz andere Richtung lenken sollte, gibt es eigentlich nur drei sehr unauffällige Kritikpunkte, die wir hier bemängeln möchten. Und das auch nur der Vollständigkeit halber und nicht, weil sie über erwähnenswert hinaus ins Gewicht fallen.
Zum einen gibt es hin und wieder Momente, in denen die Entscheidungen vereinzelter Figuren nur sehr schwer nachzuvollziehen sind, weswegen es durchaus passieren kann, dass eine eingeschlagene Richtung unlogisch oder gar unsinnig erscheint. Und zum anderen stellt sich nicht selten die Frage, ob das Gezeigte wirklich durchgehend dem Siphon menschlicher Abartigkeit und Gemeinheit entsprechen muss. Ab und an wirkt diese Attitüde von schwarz in schwarz sehr gezwungen.
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Fazit
„Paris Police 1900“ ist ohne Frage eine der besten Kriminalserien der letzten zehn Jahre. Doch dafür ist sie leider auch nur sehr schwer verdaulich, da sie sie kein Blatt vor den Mund nimmt und hässliche Wahrheiten ungeschönt präsentiert. Von dem Grad der Gewalt ganz zu schweigen. Dunkle, schwere und muffige Vorhänge, die vor jedem Fenster hängen und die Sonne aussperren. Wer sich für diese Art von Kost begeistern kann, ist hier genau richtig, wer es etwas fröhlicher braucht macht aber lieber einen großen Bogen um die Serie.
Bewertung: 5/5*****
Bild: „Paris Police 1900“ (2021). ©Canal+/Sky.