„Catweazle“ Filmkritik: Kult-Klassiker neu aufgelegt mit Otto Waalkes

Ab dem 01. Juli 2021 werden in Deutschland planmäßig alle Kinos wiedereröffnen, die bis dato noch aufgrund der Coronapandemie geschlossen haben. Entsprechend laufen an diesem Tag auch viele Kinofilme an, die bereits seit Monaten an der Startlinie verweilen und auf den erlösenden Schuss warten. So zum Beispiel Catweazle, eine Neuinterpretation der gleichnamigen britischen Fernsehserie, die in den 1970ern lief und mit Geoffrey Bayldon in der Hauptrolle viele Zuschauer und Kritiker von sich überzeugen konnte.

Inhalt von „Catweazle“ Filmkritik: Kult-Klassiker neu aufgelegt mit Otto Waalkes

von Heiner Gumprecht | 30.06.2021

Ab dem 01. Juli 2021 werden in Deutschland planmäßig alle Kinos wiedereröffnen, die bis dato noch aufgrund der Coronapandemie geschlossen haben. Entsprechend laufen an diesem Tag auch viele Kinofilme an, die bereits seit Monaten an der Startlinie verweilen und auf den erlösenden Schuss warten. So zum Beispiel Catweazle, eine Neuinterpretation der gleichnamigen britischen Fernsehserie, die in den 1970ern lief und mit Geoffrey Bayldon in der Hauptrolle viele Zuschauer und Kritiker von sich überzeugen konnte.

Catweazle szene KInofilm Otto 001Bild: „Catweazle“ (2021). ©Tobis Film

Catweazle: Zur Handlung

Genau wie in der Fernsehserie von Richard Carpenter geht es auch in der Verfilmung um einen schrulligen Magier namens Catweazle (Otto Waalkes), der auf der Flucht vor erzürnten Gestalten das Weite sucht und versehentlich einen Zauber spricht, der ihn nicht wie geplant fliegen lässt, sondern tausend Jahre durch die Zeit katapultiert. Abgesehen von der Faszination des Magiers für moderne Technologie, die er für kraftvolle Magie hält, und seiner Zauberformel Salmei, Dalmei, Adomei gibt es sonst aber kaum Parallelen zwischen dem Original und dem Remake.

In dem Film ist es nicht ein Bauernsohn, der im Dauertakt dafür sorgen muss, dass Catweazles Identität nicht ans Licht gezerrt wird, sondern der Sohn eines Tierparkbesitzers (Julius Weckauf), der den Stab des Zauberers findet und sich an die Kunstexpertin Katharina Metzler (Katja Riemann) wendet, in der Hoffnung, dass das gute Stück vielleicht ein wenig Geld wert sein könnte. Doch erst als er Catweazle im Keller seines Hauses findet, erfährt er, dass dieser seinen Druidenstab Anawandur benötigt, um wieder in seine Zeit zurückkehren zu können.

Schafft er dies nicht innerhalb einer gewissen Zeitperiode, wird durch eine Aneinanderreihung von Zufällen der ganze Wald in dem Gebiet abbrennen, inklusive der prachtvollen Burg, der Hütte von Catweazle und seiner geliebten Tiere. Klar, dass der Junge Benny und Catweazle alles daran setzen, dieses Schicksal zu verhindern, doch Metzler weigert sich, sich von dem Stab zu trennen, denn das gute Stück ist tatsächlich eine Menge Geld wert und das ist der Expertin wichtiger als das Wohl eines Kindes und eines alte Zausels.

catweazle szene Kinofilm 006Bild: „Catweazle“ (2021). ©Tobis Film

Catweazle: Eine Kritik

In erster Linie ist „Catweazle“ natürlich ein Kinderfilm und sollte auch als solcher verstanden werden, schließlich biedert sich das Werk von Regisseur Sven Unterwaldt zu keinem Zeitpunkt einem älteren Publikum an. Da den meisten Kinofans zwischen 0 und 12 Jahren Logik meistens am Allerwertesten vorbeigeht und diese kleinen Zuschauer sich schon damit zufrieden geben, oberflächlich unterhalten zu werden, ist unser Anspruch an den Film entsprechend ebenfalls gering. Für diese Kinogänger ist das Remake auch durchaus sehenswert.

Es gibt einige nette Gags, ein paar unterhaltsame Szenen mit Otto Waalkes, ein bisschen Drama und natürlich ein schönes Happy End. Wessen Verlangen nach Qualität mit solchen Eckpunkten bereits abgedeckt wird, sollte eine gute Zeit im Kino haben und den Besuch zu keiner Zeit bereuen. Eine tiefere Lektion für die Kleinen gibt es jedoch nicht wirklich, außer vielleicht, dass es für Eltern wichtig sein sollte, ihre Kinder an erster Stelle kommen zu lassen, und das Menschen in Not unsere Hilfe verdienen.

Abgesehen davon ist „Catweazle“ ziemlich oberflächliche Unterhaltung, die sich zu keinem Zeitpunkt Mühe gibt, auch nur einen Hauch mehr zu sein. Dies erkennt man nicht nur an der äußerst lieblos gestalteten Handlung, die leider nicht annähernd den Charme und den Humor des Originals einfangen kann, sondern auch an dem unmotivierten Schauspiel der meisten Darsteller. Mit Ausnahme von Katja Riemann als Schurkin, die in dieser Rolle wieder eine Menge Spaß zu haben scheint und zudem noch äußerst gut in Schwarz aussieht.

Otto Waalkes spielt leider die meiste Zeit eher sich selbst als den schrulligen Magier Catweazle, aber dieser Umstand kommt natürlich nicht überraschend. Schließlich war es seit jeher so, dass jene, die für Otto bezahlen, auch Otto bekommen. Schade ist es natürlich trotzdem, doch vertretbar. Etwas stärker ist der Hieb in die Magengegend, wenn man sich das Schauspiel von Jungstar Julius Weckauf ansieht, der bereits in Der Junge muss an die frische Luft und Enkel für Anfänger bewiesen hat, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet und mehr als nur Talent hat.

In „Catweazle“ lässt seine Performance jedoch durchgehend zu wünschen übrig und es scheint, als sei er nicht wirklich mit vollem Einsatz dabei. Dies mag an der Regie liegen, an der Ausarbeitung seiner Figur oder an seinen Schauspielkollegen und -kolleginnen, ich weiß es nicht, das Ergebnis ist jedoch so oder so höchstens mittelmäßig. Co-Star Gloria Terzic hat sich hingegen seit ihrem ersten Auftritt in der Serie Der Lehrer deutlich verbessert und scheint auf dem richtigen Weg zu sein, doch auch bei ihr ist noch viel Luft nach oben übrig.

catweazle szene Kinofilm 003Bild: „Catweazle“ (2021). ©Tobis Film

Catweazle: Nicht immer nur meckern

Ich könnte jetzt noch eine Weile so weitermachen und hier und dort mit der Brechstange der negativen Kritik ansetzen, doch ich glaube, das Wichtigste habe ich kommunizieren können. „Catweazle“ ist nicht der Kult-Klassiker von morgen, den wir uns gewünscht und den Fans der originalen Serie verdient hätten, und wer sich davon loslöst, dass es sich hier um einen reinen Kinderfilm handelt, möchte vielleicht sogar zu Recht behaupten, dass es nicht einmal ein wirklich gutes Werk ist.

Unterm Strich hat Unterwaldts Konstrukt aber alles, was ein Streifen für das angepeilte Klientel haben muss, auch wenn kein Part wirklich deutlich positiv hervorsticht. Zumindest gibt es für die Erwachsenen nur wenige Momente, wenn überhaupt, zum Fremdschämen und es sind hin und wieder durchaus lustige Anspielungen, kleine Easter Eggs und so etwas ähnliches wie taufrische Gags dabei. Für einen netten Samstagnachmittag mit den Kids macht man mit „Catweazle“ ziemlich sicher nicht viel falsch.

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Fazit

Sagen wir es ganz deutlich wie es ist, quasi Butter bei die Fische: „Catweazle“ ist nette, kurzweilige Unterhaltung für ein Publikum zwischen 0 und 12 Jahren, also für alle, die wenig Anspruch haben und denen Otto Waalkes als Otto Waalkes vollkommen ausreicht. Ein älteres Publikum und vor allen Dingen auch Fans der originalen Serie (und ja, ich habe beide Staffeln zuhause) kommen jedoch zu kurz. Natürlich sind diese Kinogänger nicht wirklich das Zielpublikum, doch unterm Strich ist ein eher mittelmäßiger Film halt trotzdem genau das, egal wen er eigentlich ansprechen will.

Bewertung: 3/5***

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Bild: „Catweazle“ (2021). ©Tobis Film

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Bild: „Catweazle“ (2021). ©Tobis Film