Kinofans sehen über die Jahrzehnte manch einen Trend kommen und gehen, Genre und Sub-Genre, die plötzlich die Lichtspielhäuser dieser Welt dominieren, nur, um Jahre später beinahe völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Doch es gibt auch Ausnahmen, Filmausprägungen, die mit dem einen oder auch anderen Werk zwar einen gewissen Höhepunkt in Sachen Zuschauerbegeisterung erreichen, doch nie wirklich zum letzten Schrei der Industrie werden. So zum Beispiel Heist-Filme.
Inhalt von „Crime Game“ Filmkritik: Unterhaltsamer Heist-Thriller mit Liam Cunningham
von Heiner Gumprecht | 23.04.2021
Kinofans sehen über die Jahrzehnte manch einen Trend kommen und gehen, Genre und Sub-Genre, die plötzlich die Lichtspielhäuser dieser Welt dominieren, nur, um Jahre später beinahe völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Doch es gibt auch Ausnahmen, Filmausprägungen, die mit dem einen oder auch anderen Werk zwar einen gewissen Höhepunkt in Sachen Zuschauerbegeisterung erreichen, doch nie wirklich zum letzten Schrei der Industrie werden. So zum Beispiel Heist-Filme.
Bild: Szene aus “Crime Game” (c) SquareOne Entertainment
Mit Ocean´s Eleven hat diese Form der Filmunterhaltung in den 2000ern ihren letzten großen Begeisterungssturm ausgelöst und dafür gesorgt, dass das Werk von Steven Soderbergh nicht nur Fortsetzungen erhielt, sondern auch viele Nachahmer. Jetzt, beinahe zwanzig Jahre später, gehören Heist-Filme noch immer zu den Underdogs in den Bereichen Thriller und Krimi, doch dafür bringen sie hin und wieder einen Vertreter in die Kinos, der sich zumindest nicht zu verstecken braucht und auch für die breite Masse geeignet ist.
In diesem Jahr dürfte dies Jaume Balaguerós Crime Game sein, der im Original auf den Namen “The Vault” hört. Balagueró („[Rec]“, „Sleep Tight“, „Darkness“) hat mit seinem neuesten Werk zwar nicht unbedingt eine glänzende Perle abgeliefert, die die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern wird, aber zumindest einen technisch soliden, fast durchgehend unterhaltsamen und bis zu einem gewissen Grad empfehlenswerten Streifen, der sich höchstens dafür rechtfertigen muss, sich selbst zu wenig zuzutrauen und einmal zu oft beim Sitznachbarn abgeschrieben zu haben.
Crime Game: Zur Handlung
Der charismatische Kunsthändler Walter (Liam Cunningham) ist bereits seit vielen Jahren auf der Suche nach einem Schatz, den die meisten Historiker für verloren halten. Doch Walter setzt Himmel und Hölle in Bewegung und schafft es schließlich, die gesuchte Kostbarkeit zu bergen. Nur, damit der spanische Zoll ihm das Objekt seiner Begierde wieder entreißt und in der Bank von Spanien einschließt, dem angeblich sichersten Ort der Welt. Wo andere endgültig das Handtuch werfen würden, sucht Walter jedoch nach einer Lösung.
Dafür engagiert er Thom (Freddie Highmore), einen jungen Ingenieur, der gerade erst die Schule beendet hat, aufgrund seiner Brillanz aber bereits von vielen großen Firmen umgarnt wird. Von den ihm angebotenen Jobs gelangweilt, sieht er in Walters Versuch, in die Bank von Spanien einzubrechen, eine echte Herausforderung, denn niemand weiß, wie die Technik des Tresors wirklich funktioniert. Dies soll Thom herausfinden und es Walter damit ermöglichen, den Schatz direkt unter den Augen der Sicherheitskräfte wegzuklauben.
Bild: Szene aus “Crime Game” (c) SquareOne Entertainment
Crime Game: Eine Kritik
Ein Meisterwerk ist „Crime Game“ nun wirklich nicht und der Film von Jaume Balagueró hat durchaus einige Schwächen, die man ihm diskussionslos vorwerfen kann. Der Grund dafür liegt wie zuvor schon erwähnt darin, dass Drehbuchautoren und Regisseur sich einfach zu wenig zugetraut haben und lieber auf Nummer sicher gegangen sind. Was für einige unnötige Abzüge in der B-Note gesorgt hat.
So sind beispielsweise die Charaktere nicht annähernd so gut ausgearbeitet worden, wie es für einen Film dieser Art wünschenswert gewesen wäre. Die meisten Figuren bleiben recht zweidimensional, was ihre Motivation und ihre späteren Handlungen zu einfach zu durchschauen macht. Die typische Rollenverteilung, garniert mit den altbekannten Klischees, sorgt schließlich dafür, dass jene unter euch, die gerne Heist-Filme gucken, mehr als einmal unter einem Déjà-vu leiden dürften.
Auch der allgemeine Ablauf, der dramaturgische Höhepunkt und eigentlich das gesamte Finale entbehren weitgehend eigener Ideen, stattdessen wird dem geneigten Zuschauer ein Best-Of anderer Heist-Filme präsentiert. Hinzu kommt, dass „Crime Game“ sich nicht lange mit Details aufhält, viele der Eckpunkte, die für den Bankraub relevant sind, wurden bereits im Vorfeld geregelt und im Film nicht weiter erklärt.
Und natürlich schämt sich Balagueró auch nicht, sich immer mal wieder in der Kiste eingestaubter Filmmythen zu bedienen, um die Geschichte zumindest oberflächlich frei von Logikfehlern zu halten. Der Lüftungsschacht, der groß genug ist, dass eine erwachsene Person sich durchzwängen kann, ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Wasseroberfläche gibt es dann noch einige Fragen, die schlichtweg unbeantwortet bleiben.
Bild: Szene aus “Crime Game” (c) SquareOne Entertainment
Crime Game: Und doch unterhaltsam
Aber ich hätte am Anfang dieser Kritik ja nicht behauptet, dass „Crime Game“ ein unterhaltsamer Film sei, wenn ich jetzt von Mittags bis Abends nur darüber schreibe, was in dem Werk alles falsch läuft. Und gerade für jene unter euch, die in der Regel gar nicht oder nur sehr selten Heist-Filme gucken, kann für Balaguerós Werk eine klare Empfehlung ausgesprochen werden, denn der Film macht eben doch einiges richtig.
Und damit meine ich nicht nur die interessante, künstlerisch mutige Musikuntermalung, die „Crime Game“ einen besonderen Touch verleiht, sondern vor allen Dingen der Umstand, dass quasi nie Langeweile aufkommt. Abgesehen von einem kleinen Stolperer zu Beginn, flutscht die Handlung nämlich geschmeidig dahin und erlaubt es dem Zuschauer, die Zeit für einen Moment zu vergessen. Es gibt nur wenige, sehr kurze Leerläufe und quasi keine unnötigen Szenen.
Zumindest die wichtigsten Eckdaten dieses Films können mit eigenen Ideen aufwarten, die schlussendlich auch gar nicht mal so schlecht sind, ganz im Gegenteil. Ob davon alles wirklich Sinn ergibt sei mal dahingestellt, zumindest wird es insoweit erklärt und vernünftig dargestellt, dass niemand sich dazu genötigt fühlen muss, das Gesehene in Frage zu stellen. Von der Szene mit dem Radio kurz vor Ende mal ganz abgesehen, aber Ausnahmen gehören zur Regel schließlich dazu.
Die Schauspieler/innen erledigen ihren Part allesamt überdurchschnittlich gut und wenn überhaupt kann lediglich über eine einzelne Figur gemotzt werden und das auch nur, weil sie einfach zu offensichtlich verräterisch geschrieben wurde und nicht, weil der zuständige Schauspieler seinen Job nicht ordentlich gemacht hat. Negative Kritik ist in diesem Bereich auf jeden Fall unnötig, die Leistung von Famke Janssen kann und darf hingegen sogar gesondert gelobt werden.
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Fazit
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass „Crime Game“ eine Fortsetzung bekommen wird, doch lasse ich mich in dieser Hinsicht gerne eines Besseren belehren, denn ich hatte meinen Spaß mit dem Werk von Jaume Balagueró. Aus einer rein professionellen Sicht, die eben nicht anders kann, als das Gesehene in jeglicher Hinsicht kritisch zu bewerten, mag dieser Heist-Film nicht vollkommen überzeugen können, was den reinen Unterhaltungswert angeht ist „Crime Game“ jedoch durchaus empfehlenswert. Nur allzu viele andere Filme dieses Sub-Genre solltet ihr noch nicht gesehen haben, ansonsten könnte euch das Gezeigte durchaus ein wenig zu vertraut vorkommen.
“Crime Game” ist ab dem 11.06.2021 auf DVD und Blu-ray erhältlich. Ab 04.06. ist der Film digital verfügbar.
Bewertung: 3/5***
Bild: Blu-ray Cover 2D “Crime Game” (c) SquareOne Entertainment