Ach, ja, Anime. Die hohe Kunst der Zeichentrickfilme aus Japan ist für mich deswegen so spannend, weil in dieser Form absolut alles möglich ist. Liebesgeschichten über Dämonen, Science-Fiction mit Engeln, Dramen in einer dystopischen Zukunft. Es ist völlig egal, ihr benennt es und ich garantiere euch, es existiert in Animeform. Doch mit dieser unglaublichen Vielfalt geht eine Schwankung der Qualität Hand in Hand, die beinahe noch faszinierender ist als die teilweise sehr absurden aber auch oftmals interessanten Geschichten.
Inhalt von „The Dragon Dentist“ Filmkritik – Wenn gigantische Drachen Zahnprobleme haben
Ach, ja, Anime. Die hohe Kunst der Zeichentrickfilme aus Japan ist für mich deswegen so spannend, weil in dieser Form absolut alles möglich ist. Liebesgeschichten über Dämonen, Science-Fiction mit Engeln, Dramen in einer dystopischen Zukunft. Es ist völlig egal, ihr benennt es und ich garantiere euch, es existiert in Animeform. Doch mit dieser unglaublichen Vielfalt geht eine Schwankung der Qualität Hand in Hand, die beinahe noch faszinierender ist als die teilweise sehr absurden aber auch oftmals interessanten Geschichten.
The Dragon Dentist: Zur Handlung
Nehmen wir alleine schon Kazuya Tsurumakis The Dragon Dentist, ein Werk, das ursprünglich aus der Feder von Otaro Maijo stammt und in seiner ersten Form bereits seit 2014 existiert. Hier geht es um einen wirklich gigantischen Drachen, der hoch in den Lüften einer Armee als Stützpunkt und Kriegsschiff dient, dafür jedoch beständiger Pflege bedarf. Denn die Zähne des Drachen, die auf ominöse Weise als Tor zwischen diesem und dem Totenreich dienen, müssen tagtäglich vor Schädlingen beschützt werden.
Diese Aufgabe wird den so bezeichneten Drachen-Zahnärzten zuteil, die sich Tag und Nacht um die Beißer des Giganten kümmern und dabei teilweise sehr absonderliche Dinge erleben. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ab und zu ein eigentlich Toter aus den Zähnen kommt, der daraufhin ebenfalls zum Zahnarzt ausgebildet wird. Nur leider ist die Ankunft von Bell, einem Soldaten, der kurz zuvor verstorben ist, kein wirklich freudiger Anlass.
Denn immer dann, wenn ein Toter aus den Zähnen eines Drachen kommt, ist dies ein Zeichen dafür, dass schreckliche Ereignisse folgen werden. Und so müssen die anderen Pflegekräfte die Augen offen halten und beständig auf der Hut sein, während das junge Mädchen Nonoko Bell zeigt, wie er Schädlinge bekämpft, Drachenzähne reinigt und wie man sich mit seinem unausweichlichen Schicksal abfindet.
The Dragon Dentist: Eine Kritik
Klingt absonderlich, oder? Manch einer würde sogar sagen verrückt. Doch eigentlich ist die Geschichte gar nicht so durchgeknallt, wie sie vielleicht anmutet und ein Stück weit sogar durchaus spannend und interessant. In erster Linie dann, wenn der geneigte Zuschauer ohne Vorurteile und mit einer offenen Einstellung an den Film herangeht. Trotz der äußerst schrägen Prämisse hat The Dragon Dentist ein paar gute Einfälle, clevere Szenen und manchmal sogar eine sehr beeindruckende visuelle sowie musikalische Untermalungen.
Doch das Werk von Kazuya Tsurumaki macht es einem nicht einfach, so viel sei euch auf jeden Fall verraten. Vor allen Dingen die deutschsprachige Version kämpft mit dem Problem, nicht wirklich gute Synchronsprecher an Bord zu haben. Zwar leisten die Sprecher der wichtigsten Charaktere ganz solide Arbeit, doch alle anderen machen kaum einen besseren Job als ein Vater, der seinem müden Kind am Abend mit verschiedenen Stimmlagen aus einem Buch vorliest.
Hinzu kommt manch eine Unterhaltung, die dafür gesorgt hat, dass sich mir die Nackenhaare aufgestellt haben. Die Texte sind teilweise so krude und schlecht geschrieben, dass es nicht selten gewirkt hat, als würden die Figuren keine Unterhaltungen führen, sondern dreist aneinander vorbei reden.
Der größte Kontrapunkt an The Dragon Dentist ist aber die oftmals fehlende Logik und die Tatsache, dass die Figuren in der Welt deutlich mehr über das Wie und Was wissen als ihr, sich aber nicht die Mühe machen, allzu viel Aufklärungsarbeit zu leisten – selbst untereinander. Obwohl der nicht ganz so tote Soldat Bell als Bindeglied zwischen euch und dieser fantastischen Welt dienen soll, seid ihr am Ende des Films wahrscheinlich kaum schlauer als vorher.
Klar, die groben Gesetzmäßigkeiten werden bereits durch das was man zu sehen bekommt erklärt und gewisse Parts reimt man sich im Notfall selbst zusammen. Doch ein großer Teil bleibt einfach im Schatten des Nichtwissens. Natürlich wäre dieser Umstand per se kein Problem, schließlich muss der Zuschauer nicht alles verstehen, um die Geschichte genießen zu können, doch gerade in diesem Fall ist das Fehlen von Aufklärung und Erklärung ein Problem.
Denn dadurch, dass viele Einzelheiten der Geschichte nicht aufgeschlüsselt werden, wirken nicht wenige Parts absolut unverständlich, um nicht zu sagen unlogisch. Das Verhalten von Personen kann selbst bei bestem Willen nicht nachvollzogen werden und große Aha-Momente gehen spurlos an einem vorbei, weil sie einfach wie an den Haaren herbeigezogen wirken. Im besten Fall erscheint The Dragon Dentist über knapp eineinhalb Stunden wie die übereilte Zusammenfassung einer deutlich längeren Serie, die es aber leider nicht gibt.
The Dragon Dentist: Nicht böse sein
Lasst euch von den letzten Absätzen aber nicht zu sehr abschrecken, denn wenn ihr damit leben könnt, dass die Qualität dieses Films nicht zu dem gehört, was man auf der Straße als erste Sahne bezeichnen würde, und wenn ihr ebenfalls nicht davon eingeschüchtert seid, dass die Logik oftmals genauso auf der Strecke bleibt wie teilweise wirklich notwendige Erklärungen, dann könnt ihr mit The Dragon Dentist durchaus euren Spaß haben.
Es gibt einige sehr spannende Stellen, nicht wenige Momente, die visuell deutlich hervorstechen und fast schon Bezaubern können, und hin und wieder lässt sich erkennen, dass die Welt, in welcher Hauptfigur Nonoko lebt, das Potenzial zu Größerem hat.
Mehr als Abendunterhaltung für einen verregneten Samstagnachmittag ist Tsurumakis Film aber trotzdem nicht. Und das schon aus dem Grund, weil die Befriedigung ausbleibt. Ihr werdet weder in eine Welt getaucht, die ihr bereits kennt und liebt und bei der es euch egal ist, wie gut oder schlecht sie präsentiert wird, solange ihr sie nur erleben könnt. Und genau sowenig wird die Welt von The Dragon Dentist zu solch einer, da sich der Film keine Mühe macht, euch für sie zu begeistern.
Solltet ihr jedoch nicht zu der Art von Animefans gehören, die einfach alles verschlingen, was den Weg von Übersee in unsere Gefilde findet, dann lässt sich dieser Film schon deswegen für Neugierige empfehlen, weil ihr so etwas wahrscheinlich noch nicht zu sehen bekommen habt. Und alleine dieser Umstand kann es wert sein, einen Blick zu riskieren.
The Dragon Dentist: Fazit
The Dragon Dentist hat eine interessante Prämisse und hier und dort verstecken sich wirklich interessante Szenen und visuell eindrucksvolle Momente. Doch abseits davon hat das Werk leider nicht viel zu bieten. Es wird wenig erklärt, noch weniger ergibt Sinn, selbst wenn man eine Weile darüber nachdenkt, und die Figuren sind in ihrer Ausarbeitung teilweise leichenblass. Hinzu kommen deutsche Synchronsprecher, die selten einen guten Job leisten. Für von Natur aus Neugierige geeignet, alle anderen werden kaum ihren Spaß hiermit haben können.
Bewertung: 2/5**
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 14.10.2020